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Squealer-Rocks.de Filmkritik

Der Junge im gestreiften Pyjama

Genre: Drama
Land: USA, Großbritannien
FSK: ab 12
Länge: 94 Minuten
Kinostart: 07.05.2009
Regie: Mark Herman
Darsteller: David Thewlis, Vera Farmiga, Asa Butterfield u.a.
Redakteur: Maddin

Die Handlung:

Der 8- jährige Bruno (Asa Butterfield) lebt zur Zeit der Nazi - Diktatur in Berlin. Als sein Vater (David Thewlis), ein hoher SS Offizier, befördert wird, zieht die Familie aufs Land. Dort beobachtet Bruno durch das Fenster seines Zimmers einen „Bauernhof“, auf dem alle Arbeiter „gestreifte Pyjamas“ tragen. Trotz des Verbots seiner Mutter (Vera Farmiga) siegt seine Neugier und Bruno schleicht sich regelmäßig dorthin. Am Zaun des KZ trifft er auf den gleichaltrigen Schmuel und freundet sich mit ihm an. Während der jüdische Gefangene jedoch längst mit zumindest einem Teil der grausamen Realität vertraut ist, ist für den wohl behüteten Bruno alles nur ein Abenteuer. Bis die Ereignisse einen fatalen Lauf nehmen...

Squealer – Rocks meint:

Der Film, nach dem gleichnamigen Roman von John Boyne, lief bereits vor einem Monat in den Programmkinos der Republik und wird nun tatsächlich von einigen Multiplex – Palästen aufgeführt; und das ganz ohne werbewirksamem Oscargewinn. Es geschehen wohl doch noch Zeichen und Wunder ... „Der Junge im gestreiften Pyjama“ ist nach Robert Benignis Geniestreich „Das Leben ist schön“ die zweite filmische Umsetzung zum Thema, wie Kinder den Holocaust erlebt haben. Beide Streifen haben gemeinsam, dass sie quasi im Zentrum des Grauens spielen und somit dem Zuschauer keine Möglichkeit geben, sich dem Schrecken zu entziehen. Doch während der quirlige Italiener 1997 die bitterböse Satire als Stilmittel wählte, setzt Mark Herman auf eine nüchterne Erzählweise.

Der Film gibt sich alle Mühe - und schafft es größtenteils auch! -, die Ereignisse aus der naiven Sicht eines 8 – jährigen zu schildern. Die extrem simple Kameraführung, die wenig pompöse Filmmusik: das Ganze hat teilweise schon fast etwas wie Mark Twain - Flair. Da bietet der zweite Erzählstrang den krassen Gegensatz: Als Brunos Mutter erfährt, dass in dem Konzentrationslager Menschen vergast und verbrannt werden, stellt sie ihren Mann – der mittlerweile Lagerkommandant ist – zur Rede. Von diesem Moment an verwandelt sich der einst so gütig anmutende Familienvater zum Tyrannen. Was die beiden Mimen Vera Farmiga und David Thewlis hier an Schauspielkunst abliefern, ist schon ziemlich dicht am Olymp.

Man kann sich beim Ansehen des Films ausmalen, was andere Regisseure / Produzenten mit diesem Stoff veranstaltet hätten. Wenn sich Bruno und Schmuel durch den Zaun hindurch die Hand geben, dann hätten Popcorn - Experten wie Spielberg oder Bruckheimer daraus wohl eine 8 Minuten Szene incl. Soundtrack CD zum Kaufen gemacht. Hier geben sich beide die Hand – das war's. Keine Musik, keine langen Kamerafahrten, fertig. Und genau diese Nüchternheit macht diesen Streifen zu etwas ganz besonderem. Herman setzt wenig auf Symbolik, Pathos gibt es gar nicht, die Grausamkeiten bedürfen hier keiner Bilder.

Denn das Finale beinhaltet nicht nur eine der größten Wendungen, die es jemals auf der Leinwand gab. Es bewirkt etwas, was wohl nur ganz, ganz wenige Filme schaffen: Der Zuschauer kann am Ende noch nicht mal heulen – er sitzt schlicht und einfach paralysiert da.