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Squealer-Rocks.de Filmkritik

Precious

Genre: Drama
Land: USA
FSK: ab 12
Länge: 110 Minuten
Kinostart: 25.03.2010
Regie: Lee Daniels
Darsteller: Gaboury Sidibe, Mo'nique, Paula Patton, etc.
Redakteur: Maddin

Die Handlung:

ür die 16 - jährige Clareece (Gaboury Sidibe), genannt „Precious“, ist das Leben im Harlem des Jahres 1987 eine einzige Höllenqual. Sie ist extrem übergewichtig, lebt in in katastrophalen Verhältnissen mit ihrer sadistischen Mutter (Mo'nique), wird von ihrem Vater regelmäßig vergewaltigt und erwartet bereits das 2. Kind von ihm. Obwohl bereits in der 9. Klasse, kann sie kaum Lesen oder Schreiben, ist zudem sehr wortkarg und ihr einziger Weg diese Art von „Leben“ überhaupt durchzustehen, sind ihre Tagträume, in die sie sich immer öfter flüchtet. Als sie schließlich an einem alternativem Lernprogramm teilnimmt, erkennt die Lehrerin (Paula Patton), dass in der beinahe apathisch wirkenden Teenagerin Talente schlummern, die ihr sogar ein Stipendium bescheren könnten. Es scheint so, als meine es das Schicksal einmal gut mit Precious...

Squealer – Rocks meint:

Den zwei Oscars (beste Nebenrolle, bestes adaptiertes Drehbuch) sei Dank, dass es dieses typische Programmkino – Werk auch in die Multiplexe der Welt geschafft hat. Doch bei aller Freude über die hohen Auszeichnungen: Welcher Teufel hat die Jury der Academy geritten, den Award für die beste weibliche Hauptrolle an Sandra Bullock für eine allenfalls durchschnittliche Leistung in einem Heile Welt – Tralala - Movie zu verleihen, während die Debutantin Sidibe für ihre absolut grandiose Leistung in diesem grandiosen Film leer ausgeht???

Was die schwergewichtige Dame hier abliefert ist nämlich absolute Weltklasse. Obwohl ihre Darstellung meist durch eine gewisse Sparsamkeit gekennzeichnet ist, schafft sie es mit reduzierten Mitteln, dass der Zuschauer sie schon nach wenigen Minuten in sein Herz schließt. Selbiges zerreißt einem fast, wenn man mit ansehen muss, mit welcher stoischen Ruhe und Geduld das Mädchen immer wieder neue Schicksalsschläge hinnimmt. Wenn dann gegen Ende des Films selbst kleinste Hoffnungen zu zerplatzen scheinen, tut das schon fast körperlich weh. Schmerzen wünscht man indessen der Mutter, deren Darstellerin zu Recht den Oscar erhalten hat. Die Komikerin (!) Mo'nique spielt diesen völlig kranken Charakter so überzeugend, dass es schon gruselig ist. So bekommt eine scheinbar unbedeutende Szene, als sie ihren neugeborenen Enkel im Arm hält, eine unheilvolle Spannung und dem Publikum stockt der Atem in Erwartung des Allerschlimmsten.

Regisseur Lee Daniels setzt nicht nur bei der Performance seiner Darsteller auf viel Realismus. Die Handkamera fungiert hierbei allerdings erfreulich unhektisch, stattdessen wird gerne mal mit originellen Ideen gespielt. So sind die Bilder von Precious' Tagträumen streckenweise geradezu visuelle Poesie. Sehr viel Wert wurde augenscheinlich auf die detailgetreuen Kulissen der 80er Jahre gelegt, und auch der Soundtrack ist sehr passend ausgesucht. Die relativ kurzen Auftritte der Superstars Lenny Kravitz und Mariah Carey sind zwar nicht unbedingt spektakulär, tun aber auch keinem weh und dürften der Werbung für den Streifen nicht gerade abträglich sein.

Daniels ist hier ein kleiner, ruhiger Independent - Film gelungen, dessen Story, nach dem autobiographischen Buch „Push“ von Sapphire, uns in eine Welt blicken lässt, die wir eigentlich lieber nicht kennen wollen. Bei aller Schonungslosigkeit lässt uns „Precious“ zwar bewegt und desillusioniert, aber nicht hoffnungslos zurück. Und das, das ist die ganz hohe Schule der Filmkunst.