Squealer-Rocks.de Filmkritik

Snow White and the Huntsman

Genre: Fantasy, Action
Land: USA
FSK: 12
Länge: 127
Kinostart: 31.05.2012
Regie: Rupert Sanders
Darsteller: Kristen Stewart, Chris Hemsworth, Charlize Theron u.a.
Redakteur: Reaper


Die Handlung:

Eine Königin wünscht sich nichts sehnlichster als ein Kind. Während sie im winterlichen Schlosspark spazieren geht, erblickt sie eine blutrote Rose in schwarzem Geäst, als sie sich daran sticht, fallen drei Tropfen Blut in den jungfräulichen Schnee. Sie denkt: „Ach hätt ich nur ein Kind, so weiß wie der Schnee, rot wie das Blut und mit Haar so schwarz wie Rabenschwingen.“

Der Wunsch der Königin erfüllt sich und sie gebiert ein Kind von einer selten, reinen Schöne. Nach einigen Jahren stirbt die Königin und alle sind sehr betrübt. Eines Tages befreit der König mit seiner Armee eine wunderschöne Frau, die er zur Königin krönen lässt. Doch noch in der Hochzeitsnacht tötet diese ihn, übernimmt die Kontrolle über die Burg und das Königreich und lässt Schneewittchen in den finsteren Westturm werfen.

An dem Tage, an dem der polierte Bronzespiegel der Königen, mit Namen Ravenna, verrät, dass Schneewittchen die Schönste im Land sei, beschließt diese sie töten zu lassen. Schneewittchen kann aber entkommen und flieht verfolgt vom Bruder der Königin in den finsteren Wald, wo psychoaktive Sporen sie fast in den Wahn treiben. Die Königin lässt daraufhin nach dem Einzigen im ganzen Königreich schicken, der jemals lebend aus dem finsteren Wald zurückgekehrt war – der Jägersmann. Ein Trupp unter der Führung des Bruders der Königin zieht erneut mit jenem aus, Schneewittchen zu finden, was ihnen auch gelingt. Jedoch allein über sein Herz bringt es der Jägersmann nicht sie zu töten. Zusammen fliehen sie daraufhin durch den finsteren Wald…

…und hier geht es noch gut eineinhalb Stunden weiter, mit narbengesichtigen Frauen, Zwergen, Feen, Raben, Dämonenkriegern etc. bis es zum finalen Zusammentreffen der Kontrahentinnen kommt. Doch hierzu kein Wort.


Squealer – Rocks meint:

Mit über zwei Stunden Spielzeit ist „Snow White and the Huntsman“ nicht gerade einer der kurzen Sorte, obgleich er einem nicht so lang vorkommt. Soll heißen, der Film ist sehr unterhaltsam und kurzweilig in seinem Versuch Schneewittchen noch einen Tick düsterer zu erzählen. Aber genau darin verstrickt sich das Ganze dann ein wenig. Denn so gut die böse Stiefkönigin Ravenna charakterisiert und umgesetzt ist - tatsächlich könnte man die Darstellung mit einem Vulkan vergleichen, in dem es brodelt und der ein ums andere Mal Feuersalven in den Himmel schießt - so blass bleibt Schneewittchen - und dies mag nicht nur am durch das Märchen festgelegten Aussehen liegen. Sie ist hübsch (tatsächlich aber nicht hübscher als die Königin :D), sie ist unschuldig (oder zumindest auf eine merkwürdige Weise naiv dargestellt) und sie ist ihrem Schicksal ergeben (was zumindest im Märchen- und mythologischen Sinne durchaus positiv zu vermerken ist) – aber hierzu später mehr.

Der Film hat keine wirklich starken Szenen, also solche, die einem ehrfürchtige Gänsehautschauer über den Rücken laufen lassen. Es gibt ein paar herzerheiternde Szenen (es sei da insbesondere auf die Zwerge im Feenwald verwiesen oder den ersten Auftritt des Jägersmanns), aber auch ein paar Szenen, in denen man sich nicht sicher sein kann, ob mit ihnen der Versuch unternommen wurde, das Märchenhafte in den Vordergrund zu rücken, oder nur kitschig (ähm, ja, Schimmel am Sandstrand liegend, der nur auf die Prinzessin wartet).

Was dann noch auffällt, ist, dass wohl so manches Motiv aus Popkultur und anderen Märchen Eingang in diese Neuinterpretation des bekannten Märchens gefunden hat. Seltsam vertraut wirkt das Dorf der Frauen am See, die sich selbst Narben beibrachten, um den eifersüchtigen Blicken der Königin zu entgehen. Und dann ist da noch der Feenwald oder Sanctuary im englischen Original. Die Szenerie lässt sich so beschreiben: Wenn ihr schon einmal den Anime "Prinzessin Mononoke" gesehen habt, dann wird sie euch seltsam vertraut erscheinen, inklusive der Pilze mit Augen und dem König des Waldes mit hölzernem Geweih.

Prinzessin Mononoke trifft Schneewittchen - nun gut sei es so, wenngleich in ersterem Film die Prinzessin tatsächlich Schneid hatte, wohin gegen, wie oben schon beschrieben unser Schneewittchen nicht sehr überzeugend in ihrer Rolle als Retterin des Königreichs erscheint.

Um nun aber den Bogen zu spannen… „Snow White and the Huntsman“ versucht das bekannte Märchen mit Tiefe zu füllen, es düsterer erscheinen zu lassen, vielleicht auch es für ein „erwachsenes“ Publikum zu gestalten, aber am Ende ist man sich nicht ganz sicher, ob der Film sich dabei nicht ein wenig selbst zu ernst genommen hat. Er arbeitet sehr stark mit einer mal mehr, mal weniger subtilen Symbolik, die die reine Unschuld Schneewittchens unterstreicht oder sie in Kontrast zu den Begierden des restlichen Figurenpantheons stellt. Alle begehren Schneewittchen, doch wen oder was Schneewittchen begehrt, das erscheint lange Zeit etwas diffus. Am Ende bleibt die Frage bestehen, ob sie ihre Unschuld in dem Akt des Mordes an der Königin verliert, oder ob dies bereits bei ihrer (Wieder-)erweckung geschah. Tatsächlich stellt die Erweckung Schneewittchens einen Wendepunkt der Geschichte dar, denn nun rüstet sie sich für den Kampf. Doch im Kontext der Märchensymbolik mag diese Erweckung wohl auch anders, sexueller zu sehen sein. Schneewittchen beginnt zu begehren. Die Königin erkennt dies in ihrer Konfrontation und vielleicht erblick auch Schneewittchen es im polierten Bronzespiegel. In diesem Sinne ist Kristen Stewart wohl die Traumbesetzung, denn mit ihrem lolitaesken Unschuldsblick verkörpert sie dies auf natürliche Weise.

Der Film baut seine Figuren um die beiden weiblichen Hauptcharaktere auf. Während die Königin einzig von ihrem Bruder begleitet alles in den Schatten zu stellen vermag, verschwindet Schneewittchen fast in der Vielzahl ihrer Unterstützer. Ein blasser Sohn des Herzogs, der etwas von seiner unsterblichen Liebe zu Schneewittchen faselt und darüber hinaus eigentlich nur als herausragender Bogenschütze dargestellt wird. Das klassische Bild des strahlenden Prinzen nach FSK 12.

Und dann ist da noch der Jägersmann (Chris Hemsworth). Zugegeben der Hauptgrund in diesen Film zu gehen, zumindest für mache Frau. Er erscheint als gebrochener Mann, von den Grauen des Krieges und dem Tode seiner Frau in die Alkoholabhängigkeit gestürzt, beständig darauf bedacht, seinen Kummer zu verbergen. Im Zusammenspiel mit Schneewittchen zeigt sich bereits in einer der ersten Szenen im finsteren Wald (eindeutig, zweideutig bei der Verteidigungsübung), dass er die Figur ist, die ihre Unschuld zu beflecken vermag. Er tritt zwar nur als ihr Beschützer auf, doch deutet der Film an, dass da mehr sein könnte, wenn es denn dürfte.


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