Squealer-Rocks.de Filmkritik

Der Babadook

Genre: Drama / Mystery
Land: Australien
FSK: ab 16
Länge: 94 Minuten
Kinostart: 7. Mai 2015
Regie: Jennifer Kent
Darsteller: Essie Davis, Noah Wiseman u.a.
Redakteur: Maddin


Die Handlung:

Amelia zieht ihren 6 - jährigen Sohn Samuel alleine groß, nachdem sie ihren Mann durch einen Autounfall verloren hat –ausgerechnet auf der Fahrt zum Krankenhaus, als sie mit Samuel in den Wehen lag. Ihr tristes Leben nach der Arbeit als Altenpflegerin besteht lediglich daraus, sich um ihren Sohn zu kümmern, der anscheinend schwer verhaltensgestört ist. Eines Tages finden die beiden ein Kinderbuch mit dem Titel „Der Babadook“, das von einem „schwarzen Mann“ handelt, der in Seelen eindringen kann. Samuel ist danach geradezu besessen vom „Babadook“ und auch Amelia weiss nicht mehr, ob diese Gestalt nur Imagination ist oder doch real bereits das Leben der beiden beherrscht....


Squealer – Rocks meint:

Selten gingen einem Mystery Film derart euphorische Kritiken voraus, begleitet von allerhand Lobeshmymnen von Promis wie Altmeister Stephen King, der diesen Streifen als „absolut verstörend“ adelt. Nun gut - „verstörend“ ist hier vieles – nur ist das nicht immer so toll umgesetzt, wie Mr. King es schön werbewirksam propagiert.

Starten wir jedoch mit den positiven Dingen: Die beiden Hauptdarsteller liefern eine Leistung ab, die schlicht als „genial“ bezeichnet werden muss. Essie Davis fungiert als geschundene Mutter dermaßen glaubhaft – und ungeschminkt! -, dass es schon Schmerzen bereitet, ihr elendes Leben zu beobachten. Die Wandlung ihrer Person verkörpert die Australierin dermaßen glaubhaft, dass sie durch ihre darstellerische Kraft diesem Streifen einen unglaublichen Realismus verleiht. Man fragt sich: Warum werden Oscars verliehen, wenn die besten Schauspieler nicht gewürdigt werden?

Ein ganz Großer seiner Zunft wird auch Noah Wiseman werden, der als anstrengendes Kind fungiert, dass evtl. doch viel klüger ist als seine Mutter, zunächst einfach nur „nervig“ wirkt, doch mit zunehmender Dauer beinahe den Ruhepol der Beiden darstellt. Was der Bengel hier an Schauspielkunst zeigt, ist dermaßen faszinierend, dass man denkt, der Junge spielt nicht, der lebt das.

Und nun kommen wir zum Knackpunkt des Films, der Regie: Was Jennifer Kent hier abliefert, ist zum Teil geniale Filmkunst. Doch eben nur zum Teil. So ist die erste Hälfte des Movies wunderbar erzählt, stets von einer Spannung durchzogen, die den Zuschauer etwas fürchterlichres erahnen lässt. Bis dahin funktioniert die Mischung aus Drama und Mystery perfekt.

Auch die blasse Ausleuchtung (Farben sucht man vergebens) und die langsame, fast statische Kameraführung sind absolut packend. Doch irgendwann verliert sich sowohl das Drehbuch wie auch der Film in kruden Metaphern und der so mühsam und kunstvoll aufgebaute Spannungsbogen bricht zusammen. Was, als Beispiel, soll uns eine Szene sagen, in der sich die Hauptprotagonistin mit einem Vibrator selbst befriedigt? Eine Metapher für ein unerfülltes Leben? Ja, toll – bloß, was hat das mit dem mysteriösen Plot zu zu tun? Überhaupt: Man hat oft das Gefühl, dass sich Jennifer Kent nicht entscheiden konnte, ob sie nun gerade ein sozialkritisches Drama oder doch einen subtilen Horror Streifen dreht.

Wenn dann in Richtung Finale Szenen von tanzenden Betten, fliegenden Kindern und einer Hauptdarstellerin, die fatal an Linda Blair in der „Exorzist“ erinnert, zu sehen sind, fragt man sich, warum das nun sein muss – da kann ich auch gleich „The Grudge“ oder andere aktuelle B - Movies gucken! Ein Regisseur wie M. Night Shyamalan hätte hier mehr draus gemacht.

Selbst das Ende des Films ist, ohne etwas zu verraten, absolut unbefriedigend. Mit Freuden erinnere ich mich an „The Mothman Prophecies“, wo man tagelang über die Auflösung diskutieren konnte - hier bleibt es beim 5 – minütigen Small Talk – Schade!

Fazit: Tolle Darsteller, ein ganz und gar nicht langweiliger Film, aber auch nicht das, was man sich im Vorfeld verspricht.


Alle Filmkritiken auf Squealer-Rocks:

Sully (Drama, 2016)

Der Babadook (Drama / Mystery, 2015)

Godzilla (Science Fiction / Action / Fantasy, 2014)

Flight (Drama, 2013)

The Dark Knight Rises (Action, Drama, 2012)

Snow White and the Huntsman (Fantasy, Action, 2012)

Der Exorzist (Horror-Schocker, 1973)

R.E.D. (Agenten-Thriller / Komödie, 2010)

Inception (Science-Fiction / Action, 2010)

RUSH - Beyond The Lighted Stage (Dokumentation, 2010)

Robin Hood (Historien- / Abenteuerfilm, 2010)

C.I.S. - Chaoten im Sondereinsatz (Krimiparodie, 2010)

Precious (Drama, 2010)

Auftrag Rache ((Polit-)Thriller, 2010)

Unsere Ozeane (Dokumentation, 2010)

Shutter Island (Psycho-Thriller, 2010)

Wolfman (Horror, 2010)

Gesetz der Rache (Rache-Thriller, 2009)

2012 (Katastrophen-Thriller, 2009)

Die Päpstin (Historien-Drama, 2009)

Die Entführung der Pelham 123 (Action-Thriller, 2009)

District 9 (Science Fiction, 2009)

La Misma Luna (Under The Same Moon) (Drama / Roadmovie, 2009)

State Of Play (Polit-Thriller, 2009)

Der Junge im gestreiften Pyjama (Drama, 2008)

Knowing (Mystery / Science Fiction Thriller, 2009)

John Rabe (Drama, 2009)

Duplicity (Thriller / Komödie, 2009)