Squealer-Rocks.de CD-Review
Nazareth - The Anthology (2 CD)

Genre: Rock
Review vom: 21.06.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 26.06.2009
Label: Union Square Music



Das britische Label Union Square hat sich den kompletten Nazareth Backkatalog gesichert und bringt – ach, wer hätte das gedacht? - erstmal eine „Best Of“ - Scheibe auf den Markt.
Noch eine? „Brauchst du nicht, braucht Deine Mutter nicht und ich schon gar nicht.“
Das ist die Regel. Doch US Records nehmen das Wort „Remastered“ wörtlich und haben den renommierten Tontechniker Tim Turan an die alten Bänder gelassen.
Dabei ist nicht nur die mit Abstand beste Naz Zusammenstellung, auch wenn es einige Punkte gibt, die ich noch ausführlich kritisieren werde, entstanden, sondern auch ein Album das „du, deine Mutter und auch ich“ brauchen!

Wie viele CDs haben wir schon gekauft, weil sie mit einem Wort versehen waren, das wie durch Zauberkraft die Geldbörsen der Fans öffnen kann? „Remastered“ heißt das „Sesam öffne dich“ zum Geldverdienen. Unzählige Alben habe ich doppelt, weil ich auf tontechnische Verbesserungen alter Klassiker gesetzt habe. Das Geld hätte ich besser versoffen, denn ein Unterschied zu den alten Aufnahmen war selbst mit dem besten aller Kopfhörer - den ich mein Eigen nenne – nicht auszumachen. Dementsprechend skeptisch stand ich dieser Veröffentlichung gegenüber.
Doch bereits beim Opener „Razamanaz“ (was sonst?) und dem „Bad Bad Boy“ fällt mir fast die Pulle Bier (Sorry, ich mag keinen schottischen Whiskey, der natürlich stilechter wäre) aus der Flosse.
Wie haben die das denn hinbekommen? Der Rumpel – Sound der 70er ist quasi weg, von Pete Agnews Bass hört man auf einmal jeden Ton, ja man vernimmt fast den Anschlag der Saiten. Überhaupt: Bei „Broken Down Angel“ erkenne ich Details, von denen ich gar nicht wusste, dass sie überhaupt existieren. Wahnsinn!

Doch es wird noch besser: Beim Überflieger (Achtung, Wortspiel!) „This Flight Tonight“ oder der ewigen Schnulze „Love Hurts“ erreicht die Arbeit des Restaurators das nächst höhere Level.
Der Unterschied zu den Originalen ist wirklich erheblich.
Die Krönung jedoch erlebt der fassungslose Hörer beim „Telegramm“ (selbstverständlich inclusive dem vierten Teil!), dem furiosen „Expect No Mercy“ und vor allem bei der Hippie - Hymne „My White Bicycle“. Hier kann man schon fast von einer Neuaufnahme reden, so sehr hat sich das klangtechnische Gesicht der Songs verändert.
Ich ziehe den Hut vor Tim Turan! Wirklich tolle Arbeit.
Logischerweise nimmt das Remastering bei den neueren Songs weniger Raum ein.
Je aktueller die Aufnahme, desto unnötiger eine klangliche Nachbesserung.
Einen Stampfer wie „When the Lights Go Down“ vom tollen 98'er „Boogaloo“ - Album braucht man nicht mehr zu verändern, der hat eh schon genug Dampf.

Damit habe ich eine wunderbare Überleitung zu meinem Kritikpunkt an dieser ansonsten perfekten Compilation. Die allesamt starken Alben der Neuzeit werden sträflich vernachlässigt, der tolle „Cinema“ - Output wird sogar komplett ignoriert. Dabei stehen dort mit „Salty, Salty“, „White Boy“ und „Veteran's Song“ drei der stärksten Naz Tracks auf der Liste.
Gut, es ist halt so wie bei den Konzerten auch: die Leute hören eben lieber das alte Zeug.
Sei's drum, ich will mich auch nicht beschweren, denn um dem Schaffen einer Legende wie Nazareth halbwegs gerecht zu werden, müsste man wohl eine 6 – fach CD rausbringen.

„The Anthology“ ist nicht nur die beste, es ist die EINZIGE Nazareth Zusammenstellung, die man haben MUSS! Hier wird einem 38 Songs lang bewusst, wie sehr Dan McCafferty, Manny Charlton und Pete Agnew die gesamte Szene beeinflusst haben.
Dazu kommt noch, dass dieses Teil wirklich extrem geil aufgemacht ist, ein richtig fettes Booklet bietet und - nach meinem Wissen - für geschmeidige 16 Euro zu haben ist.
Anders ausgedrückt: Danke für 40 Jahre geile Musik!

Tracklist:
CD 1:
01. Razamanaz
02. Bad Bad Boy
03. Broken Down Angel
04. Woke Up This Morning
05. Go Down Fighting
06. Turn On Your Receiver
07. Teenage Nervous Breakdown
08. This Flight Tonight
09. Sunshine
10. Shanghai’d In Shanghai
11. Hair Of The Dog
12. Love Hurts
13. My White Bicycle
14. Holy Roller
15. Telegram
16. Expect No Mercy
17. Gone Dead Train
18. Place In Your Heart
19. No Mean City

CD 2:
01. Just To Get Into It
02. May The Sunshine
03. Whatever You Want Babe
04. Holiday
05. Heart's Grown Cold
06. Moonlight Eyes
07. Cocaine (Live)
08. Little Part Of You
09. Dream On
10. Where Are You Now
11. Ruby Tuesday
12. This Month’s Messiah
13. Piece Of My Heart
14. Winner On The Night
15. Every Time It Rains
16. Thinkin’ Man’s Nightmare
17. Steamroller
18. When The Lights Come Down
19. Goin' Loco

Line Up:
Dan McCafferty - Vocals
Jimmy Murrison - Guitar
Pete Agnew - Bass
Lee Agnew - Drums

DISCOGRAPHY:

1971 - Nazareth
1972 - Exercises
1973 - Razamanaz
1973 - Loud'N'Proud
1974 - Rampant
1975 - Hair of the Dog
1976 - Close Enough for Rock'n'Roll
1977 - Playin' the Game
1977 - Expect no Mercy
1979 - No Mean City
1980 - Malice in Wonderland
1981 - The Fool Circle
1981 - It's Snaz (live)
1982 - 2XS
1983 - Sound Elixir
1984 - The Catch
1986 - Cinema
1989 - Snakes'N'Ladders
1991 - No Jive
1994 - Move Me
1998 - Boogaloo
2001 - Home Coming (live)
2008 - The Newz
2009 - The Anthology
2011 - Big Dogz
2011 - The Naz Box
2014 - Rock'n'Roll Telephone
2018 - Tattooed on my Brain

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