Squealer-Rocks.de CD-Review
Judas Priest - (Classic Review) The Remastered CD's

Genre: Heavy Metal
Review vom: 27.02.2009
Redakteur: Bombenleger
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: CBS



Das Priest Feast in Deutschland ist noch nicht ganz verklungen (ein paar Dates stehen noch aus), was liegt da näher, als einmal den Backkatalog der Birminghamer revuè passieren zu lassen? 2001 erschienen in einer Serie von jeweils 4 CD's über das Jahr verteilt alle Alben, welche zwischen 1977 und 1990 bei CBS veröffentlicht wurden.

Neben einen remasterten Sound enthält jede einzelne CD mindestens zwei Bonus Tracks (bei den Live Alben waren es sogar drei bis vier), welche bis dato ungehört waren. Dazu ist jeder Silberling mit einem Booklet ausstaffiert, welches neben einem Vorwort von Judas Priest themselves etliche Fotos sowie Lyrics (bis auf den Live Alben) den mega Priest Overkill garantieren.

Den Anfang markierten im April 2001 British Steel, Point Of Entry, Screaming For Vengeance und Defenders Of The Faith. Im Herbst folgte eine limitierte Sammelbox, welche Sin After Sin, Stained Class, Killing Machine und Unleashed In The East enthielt und zudem Platz für die anderen 8 Remasterten CD's bot, um dieses Box Set zu vervollständigen. Außerdem lag dem Ganzen noch ein extra 24 seitiges Heftchen bei, welches die Story der Band erzählte und zudem eine Fülle von noch nie ungesehenen Archiev Photos zeigte. Anfang 2002 folgte mit Turbo, Priest Live, Ram It Down und Painkiller der dritte und letzte Streich der Serie.

Verzichtet wurden lediglich auf die Alben aus der Ripper Phase (das hätte auch wenig Sinn gemacht), sowie auf die beiden Erstveröffentlichungen Rocka Rolla und Sad Wings Of Destiny, Welche 1974 bzw. 1976 noch bei Gull Records erschienen. Da die Rechte daran immer noch beim Label liegen und nicht bei Priest, hätte es wahrscheinlich eine Unmenge Geld für Halford & Co. gekostet diese für das Box Set aufzukaufen. Doch jetzt genug geschwafelt, jetzt geht es (chronologisch) ans Eingemachte.

SIN AFTER SIN

Produziert von ex Deep Purple Bassist Roger Glover erschien 1977 erstes Album bei CBS, das einzigste in der Karriere der Band, wo ein Session Musiker auf dem Drumschemel saß. Priest hatten ja seit 1974 mit Rob Halford, K. K. Downing, Glen Tipton und Ian Hill ein sehr stabiles Line Up vorzuweisen, nur die Drummer gaben sich stets gegenseitig die Klinke in die Hand. Da Alan Moore wohl keine Lust mehr hatte und man auf die Schnelle einen Schlagzeuger brauchte, holte man sich Simon Phillips, über den man dem Kenner der Metal Szene wohl nichts zu erzählen braucht.
Sin After sin enthielt mit "Starbreaker", "Sinner", dem Joan Baez Cover "Diamonds And Rust" einige sehr frühe Klassiker, welche teilweise auch heute noch gespielt werden.
Mit dem Bonus Track "Race With The Devil" befindet sich eine weitere Fremdkomposition auf dem Album. Zwar sehr gut aus den 60ern in die 70er Jahre transferiert, aber bei weitem nicht so dämonisch angehaucht wie das Original von The Gun. Außerdem ist mit "Jawbreaker" noch ein Live Song vertreten.

STAINED CLASS

Ein Album, welches Jahre später in die Schlagzeilen geriet, nachdem sich der Jugendliche James Vance am 23. Dezember 1985 mit einem Gewehr das Gesicht wegschoss, weil auf dem Song "Better By You, Better Than Me" angeblich satanische Botschaften befanden, die ihn dazu aufforderten. Aber zum Glück ist es nicht nur diese Schicksalsmeldung, welche Stained Class aus der Masse der Priest Veröffentlichungen hervorhebt - nein, mit "Beyond The Realms Of Death", "Invader" und "Exciter" sind hier einige echte Metal Hymnen am Start, welche die Band allmählich von den Hard Rock wurzeln in das Heavy Metal Gewässer führte. Mit Les Binks hatte man außerdem einen neuen Drummer, der sich hervorragend ins vorhandene Bandgefüge einbrachte und zusammen mit Basser Ian Hill aktiv am Songwriting beteiligt war. Stained class war damit das wohl kreativste Werk, weil nicht nur Halford, Tipton und Downing (wie sonst fast immer) am entstehen der Songs beteiligt waren.
Die Bonus Tracks setzen sich aus einer Live Aufnahme von "Better By You, Better Than Me", sowie "Fire Burns Below" zusammen, das mit höchster Wahrscheinlichkeit aus der Session vom 1988er Album Ram It Down stammt.

KILLING MACHINE

Noch im gleichen Jahr setzen Judas Priest 1978 mit Killing Machine einen drauf. In den Staaten erschien das Album unter dem Titel Hell Bent For Leather und enthielt mit "Green Manalishi" einen zusätzlichen Song, der in Europa in dieser Studio Version nicht zu bekommen war. Für die Remastered CD allerdings hat man diesen Klassiker aber selbstverständlich mit draufgepackt.
Will man hier Songs besonders hervorheben, tut man sich wahrlich schwer - sind es "Delievering The Gods", "Hell Bent For Leather", das schon erwähnte "Green Manalishi" oder der Single Hit "Take On The World" oder gar die Gänsehautballade "Before The Dawn" oder....? Fest steht jedenfalls, Killing Machine war das bis dato stärkste Album, aber immer noch nichts gegen das, was im Jahre 1980 folgte. Neben "Riding On The Wind" in einer Live Version wartet dieser Silberling mit einer frühen Version von "Rock Hard Ride Free" als Bonus Track auf. "Fight For Your Life", so der Titel, hat dem Refrain von "Rock Hard..." zwar gar nichts gemein, aber die Strophen sind Wort für Wort nahezu identisch. Auch hat "Fight For Your Life" nicht diesen bombastischen Sound wie später auf dem Defenders Album, ist aber alles andere als eine schlechte Demoaufnahme.

UNLEASHED IN THE EAST

Priest erstes Live Album, 1979 veröffentlicht, ist gleichzeitig auch das beste. Es kurisieren zwar Gerüchte, daß man nachträglich alles im Studio neu eingespielt hat, aber wen juckt's. Es steht Priest drauf und es ist Priest drin. Alles andere ist egal. Die ultrabrutalen Versionen von "Exciter", "Running Wild", "Victim Of Changes" oder "Tyrant" durchsetzt von den messerscharfen Soli des Gitarrenduos Tipton/Downing stellten sogar die fast zeitgleich erschienen Live Alben von AC/DC, UFO oder den Scorpions in den Schatten. Kaum jemand konnte Sänger Rob Halford gesanglich das Wasser reichen, er war nahezu außer Konkurrenz.
In Japan erschien diese Live LP unter dem Titel The Priest In The East und enthielt neben einem Textblatt eine zusätzliche ingle mit "Rock Forever", "Delievering The Gods", "Hell Bent For Leather" und "Starbreaker", welche wie alle anderen auch im Februar 1979 in tokyo aufgenommen worden waren. Diese vier Songs stellen auch gleichzeitig die Bonus Tracks auf dieser CD dar.

BRITISH STEEL

Auch wenn man Priest nicht unbedingt zur NWOBHM dazu zählen kann, dieses Album ist neben Saxon's "Wheels Of Steel" und dem Debut von Iron Maiden wohl das album, welche diese legendäre Heavy Metal Bewegung am besten definierte. Zu Songs wie "Breaking The Law", "Grinder", "Metal Gods" oder "Living After Midnight" braucht man wohl nichts weiter zu erzählen, die muß jeder im Schlaf kennen. Besetzungstechnisch hate es erneut eine Änderung auf dem Drumhocker gegeben. Les Binks hatte zwischenzeitlich das Handtuch geworfen und die Stöcke an Dave Holland weitergegeben. Holland war zwar schon der siebte Drummer, den Priest vorzuweisen hatte, aber der erste, der fast eine Dekade dabeiblieb.
Als Zusatzmaterial gibt es hier "Grinder", laut beiliegender Info live aufgenommen 1980 während der British Steel Tour im heimischen UK, was aber nicht stimmt, da Halford das Publikum mit Long Beach California anredet. Außerdem scheint die Aufnahme eher aus dem Jahr 1983 oder '84 zu stammen.
"Red White & Blue" ist ein Überbleibsel aus der Turbo Session, ansonsten wäre noch anzufügen, daß die Reihenfolge der Songs gegenüber der alten LP Veröffentlichung geringfügig abweicht.

POINT OF ENTRY

Nicht mehr ganz so stark das 1981er Release Point Of Entry. "Heading Out To The Highway", "Desert Plains", "Hot Rockin'" und "Solar angels" die eindeutigen Highlights, "Troubleshooter" und "Turning Circles" auch noch bärenstark, der Rest eher schwach. In den USA und Japan erscheint das Album mit einem gänzlich anderen Cover ohne Absprache mit der Band, welches auch im inneren des Booklets abgebildet ist.
Als Bonus Tracks weist die Remasterte CD einen Live Track aus dem Jahre 1981 auf - "Hot Rockin'", sowie "Thunder Road", welches im Rahmen der "Ram It Down" Sessions aufgenommen, aber letztendlich nicht für dieses Album verwendet wurde.

SCREAMING FOR VENGEANCE

Eine Art besondere Jugenderinnerung, als das Album 1982 herauskam ist es das Erste gewesen, was ich von Priest zu hören bekam und ist bis heute mein absoluter Fave in der Priest Discographie. Allein dieses Wahnsinns- Intro "The Hellion" ließ alles andere vergessen, was ich bis dato gehört hatte. Vergleicht man Sreaming... mit den vorherigen LP'S wird man feststellen, daß die Hard Rock Klänge langsam verschwunden sind. "Bloodstone", "Riding On The Wind", "Devils Child" - das war Metal pur. Letztgenannter Song ist übrigens zweimal hier vertreten - einmal in der bekannten Studioversion und einmal als Audiotrack von dem allseits bekannten Live Video, welches während der Tour in Memphis mitgeschnitten wurde. "Prisoner Of Your Eyes" ist ein weiterer Bonussong, der ürsprünglich für Turbo vorgesehen war, es aber nicht auf das Album geschafft hatte.

DEFENDERS OF THE FAITH

Da man sich überwiegend auf Tour befand bzw. mit den Aufnahmen zu Defenders Of The Faith beschäftigt war, blieb 1983 erstmals ein Priest releaseloses Jahr. Allerdings wurde man im Frühjahr 1984 für die lange Warterei restlos entschädigt. Wie schon bei Screaming for Vengeance war auf Defenders Of The Faith kein einziger schlechter Song vertreten. Etwas anderes zu behaupten wäre ein Sakrileg.
Veredelt wird dieses schmucke Teil mit einer Live Version von der Defenders Tour - "Heavy Duty/Defenders Of The Faith" sowie "Turn On Your Light", ein weiteres Relikt aus der Aufnahmesession für das Turbo Album.

TURBO

Nahezu jede Band hat ein kontroverses Album - bei Kiss ist es The Elder, bei Motörhead Another Perfect Day und bei Priest Turbo. Was hat man damals in der Berufsschule diskutiert. Ist das Album mist oder nicht, ich würde eher sagen, daß es ziemlich verkannt ist. Auch wenn es die hohen Erwartungen bei weitem nicht erfüllen konnte. Einige saustarke Tracks wie "Turbo Lover", "Locked In" oder "Out In The Cold", der Rest...naja, irgendwie immer noch unverkennbar Priest auf hohen spielerischen Niveau, aber der alte Dampf war weg.
Richtig dagegen geht die Post ab mit dem speedigen "All Fired Up", einem Bonustrack unbekannter Herkunft, der vom Tempo her locker "Painkiller" das Wasser reichen kann. Desweiteren bekommt man zusätzlich noch eine Live Version von "Locked In" zu hören, die vermutlich vom selben Aufnahmeort wie das 1987er Live Album stammt.

PRIEST...LIVE

Die einzige Doppel CD unter den Remastered CD's, da Priest...Live ursprünglich als 2 Platten Set auf den Markt kam. Gefiel mir nicht so toll, sicher kommen die Tracks von Turbo hier wesentlich besser rüber, aber die restlichen Sachen höre ich mir lieber in der Studio Version an. Beschämender Kardinalsfehler hingegen bei der Herkunftsangabe der Bonustracks. Laut Booklet stammen alle drei von der 1986er Fuel For Your Life Tour, aber "Screaming For Vengeance" ist definitiv dieselbe Version wie die vom 83er Memphis Video und "Rock Hard Ride Free" sowie "Hell Bent For Leather" müssen so um 1984 während der Defenders Gigs aufgenommen worden sein.

RAM IT DOWN

Das aus meiner Sicht schwächste Album in der Karriere der Band, da mich die Songs überhaupt nicht überzeugen konnten. Neben dem schwachen Cover von "Johnny Be Good" und abgedroschenen Titelnamen wie "Heavy Metal", "Monsters Of Rock" u. ä. klang das Ganze zwar wieder etwas natürlicher als Turbo, aber es war weder Fisch noch Fleisch. Ich hab's in meinem Leben auch nur ein- oder zweimal gehört.
Wie so oft bei dieser CD Serie kann mangels Angabe bei der Herkunft der Bonustracks nur raten. "Night Comes Down" dürfte eine Live Aufnahme aus dem Jahr 1984 sein, "Bloodstone" entstammt dem bekannten Memphis Live Video.

PAINKILLER

Painkiller..klar, das Überalbum von Priest schlechthin. Wer das nicht liebt, dem ist wohl kein Platz im Metal Heaven vorgesehen. Für die Keyboardparts bei "Touch Of Evil" hatte man eigens Don Airey ins Studio beordert und hinter den Drums gab es nach über zehn Jahren mit Scott Travis mal wieder ein neues Gesicht im Line up zu bewundern. Vergessen waren die mageren Jahre seit Turbo und Painkiller schaffte es, die mittlerweile in Poser und Thrasher gespaltenen Priestlegionen wieder zu vereinen. Mit "Living Bad Dreams" gibt es eine sehr gefühlvolle Heavy Ballade als Bonustrack, sowie eine Live Aufnahme von "Leather Rebel".


Fazit erübrigt sich!

DISCOGRAPHY:

1974 – Rocka Rolla
1976 – Sad Wings of Destiny
1977 – Sin after Sin
1978 – Staind Class
1979 – Hellbent for Leather/Killing Machine
1979 – Unleashed in thr East
1980 – British Steel
1981 – Point of Entry
1982 – Screaming for Vengeance
1984 – Defenders of the Faith
1986 – Turbo
1987 – Priest...Live
1988 – Ram it down
1990 – Painkiller
1993 – Metal Works ’73-‘93
1997 – Jugulator
1998 – Meltdown
2001 – Demolition
2003 – Live in London
2005 – Angel of Retribution
2006 - Rising In The East (DVD)
2008 - Nostradamus
2009 - A Touch of Evil - Live
2010 - British Steel, 30th Anniversary Edition
2011 - Single Cuts
2014 - Redeemer of Souls

SQUEALER-ROCKS Links:

Judas Priest - Angel Of Retribution (CD-Review)
Judas Priest - Nostradamus (CD-Review)
Judas Priest - (Classic Review) The Remastered CD's (CD-Review)
Judas Priest - A Touch of Evil - Live (CD-Review)
Judas Priest - British Steel, 30th Anniversary Edition ( 2 CD + DVD) (CD-Review)
Judas Priest - Single Cuts (CD-Review)
Judas Priest - Redeemer of Souls (CD-Review)

Judas Priest - Rising In The East (DVD-Review)
Judas Priest - Epitaph (DVD-Review)

Judas Priest und In Flames - Essen, Grugahalle (Live-Review)PRIEST FEAST - Birmingham, LG Arena (NEC) (Live-Review)Rock im Revier - Gelsenkirchen, Veltins Arena (Live-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren