Squealer-Rocks.de CD-Review
Judas Priest - Redeemer of Souls

Genre: Heavy Metal
Review vom: 22.07.2014
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Sony Music



In einem Moment Priest'scher Euphorie und leicht benebelt von Getränken Pilsener Brauart, hämmerte ich dereinst in fröhlicher Runde folgenden Satz in das Universum des Schwachsinns:
„Wenn eine neue Priest Scheibe erscheint, kann ich ein Review dazu schreiben, ohne die Platte jemals gehört zu haben. Ich muss nur noch die Songtitel eintragen und beim Fazit zwischen „geil“, „hammergeil“ und „Metal Gott geil“ entscheiden.

Nun gut – dieses von mir erdachte stählerne Naturgesetz hatte sich spätetestens mit „Nostradamus“ erledigt. Nicht, dass der Hellseher – Opus schlecht gewesen wäre – im Gegenteil! -, doch Priest bewiesen wieder mal, wie schon mit „Turbo“, dass sie stets unberechenbar sind und ohne Scheuklappen agieren.
Somit lag die Erwartungshaltung zum aktuellen Output irgendwo zwischen „ich hab' keine Ahnung, was die nun machen“ und „ich hab' nicht den blassesten Schimmer, was die nun machen“.

OK - genug geschwafelt, Klartext: Das erste Album ohne K. K. Downing dürfte jeden Priest Jünger versöhnen, der mit dem komplexen Vorgänger Probleme hatte.
Frisch, zum Teil anders, aber doch vertraut.

Mit „anders“ meine ich hauptsächlich die Produktion von Mike Exeter und Glenn Tipton, von der ich immer noch nicht weiß, ob ich sie gut oder Scheisse finden soll. Die Drums klingen mir zu blechig / rumpelig und irgendwie fehlt generell der Druck – muss halt jeder für sich selbst entscheiden.

Songtechnisch dagegen haben die Briten alles richtig gemacht.
Da es sonst Kloppe vom Cheffe gibt wegen der Zeilenvorgabe, alles mal schnell im Schnelldurchlauf (geiles Wortspiel, oder?)

„Dragonaught“: Typisches Priest Futter mit leichter bis mittelschwerer „Electric Eye“ Schlagseite und einem hypergeilen Gitarren – Solo, wie es nur Priest können.
„Redeemer of Souls“: Schweinegeile Gitarren, ein unfassbar „weicher“ Gesang des Meisters und eine stetig wachsende Melodie machen diese „Soft Metal“ Nummer zu einem würdigen Titeltrack
„Halls of Valhalla“: Der Metal Gott schreit wieder! Diese Midtempo – Nummer ist Priest par excellence, einfach nur geil und SEHR mächtig. Das Gitarren – Solo ist wieder mal überirdisch.
„Sword of Damocles“: Was für eine saucoole Nummer! Beginnt mit einem Stoner Rock Touch und mündet direkt in den Shannon, soll heissen, es gibt folkige Metal Elemente a la Thin Lizzy zu hören. Das alles dermaßen originell dargeboten, dass es fast schon verboten gehört – incl. Schunkelrefrain. Die untypischste Nummer auf der CD, vielleicht sogar die beste.
„March of the Damned“: Ein Stampfer mit „Metal Gods“ Anspielungen, jedoch keine Glanztat, eher guter Durchschnitt.
„Down in Flames“: Alleine das Guitar Intro hebt die Herren Tipton und Faulkner in den Heiligenstand, bevor es im Midtempo Bereich solide Judas Kost auf die Ohren gibt. Tolle Melodien, der Meister singt wie eh und je am besten in mittelhoher Lage und schon haben wir einen kleinen Heavy Rock Hit, der dezente Querverweise zu Alice Cooper nicht leugnen kann.
„Hell & Back“: Dieser dumpfe Stampfer ist nach meiner Erinnerung der einzige Priest Song, bei dem Ian Hills Bass dominant klingt. Dennoch kein Highlight.
„Cold Blooded“: Geht meiner Meinung nach zu 100% auf das kompositorische Konto von Mr. Halford. Der fast schon poppige, leicht moderne Track hätte sich auf seinem letzten Solo – Werk wunderbar gemacht. Toller Song, nur absolut nicht Priest.
„Metalizer“: DAS dagegen ist Priest pur. Hätte auch auf „Defenders...“ oder noch eher auf „Painkiller“ stehen können.
„Crossfire“: Eine Art Led Zeppelin Hommage auf Metal. Kann man mögen, muss man aber nicht.
„Secrets of the Dead“: Mit Sicherheit wieder ein Song, der ursprünglich für ein Halford Solo Werk (oder „Nostradamus“) komponiert wurde. Eine schleppende, dabei höchst melodiöse Nummer, die unheimlich viel Atmosphäre ausstrahlt. Wie schon bei „Cold Blooded“: Absolut geil, aber kein Judas Priest Trademark.
„Battle Cry“: Wieder so ein Ding, für das wir Priest lieben! Flottes Tempo, ein grandioser Metal Gott, eine fantastische Harmonie und die bekannten Gitarren, für deren Klang man vor Freude sterben möchte. Es gibt bessere Lieder als dieses – sie stammen alle von Judas Priest.
„Beginning of the End“: Die obligatorische Ballade kann am Ende nicht so recht überzeugen. Nett, ja nett – mehr leider nicht.


Insgesamt ist „Redeemer of Souls“ das stärkste Werk der Neuzeit geworden. Es ist mindestens eine Klasse besser als „Angel of Retribution“ und kommt wesentlich unterhaltsamer daher als das streckenweise sehr anstrengende „Nostradamus“.
Ich würde sogar so weit gehen, und dieses Werk mit der Güteklasse von „Screaming for Vengeance“ vergleichen (Ja! Das gibt wieder Kloppe!).

Und wie immer am Ende:

Wie buchstabiert man Metal Gott?

R-O-B H-A-L-F-O-R-D

Tracklist:
1. Dragonaut
2. Redeemer Of Souls
3. Halls Of Valhalla
4. Sword Of Damocles
5. March Of The Damned
6. Down In Flames
7. Hell & Back
8. Cold Blooded
9. Metalizer
10. Crossfire
11. Secrets Of The Dead
12. Battle Cry
13. Beginning Of The End

Line Up
Vocals: Rob Halford
Guitars: Glenn Tipton
Guitars: Richie Faulkner
Bass: Ian Hill
Drums: Scott Travis

DISCOGRAPHY:

1974 – Rocka Rolla
1976 – Sad Wings of Destiny
1977 – Sin after Sin
1978 – Staind Class
1979 – Hellbent for Leather/Killing Machine
1979 – Unleashed in thr East
1980 – British Steel
1981 – Point of Entry
1982 – Screaming for Vengeance
1984 – Defenders of the Faith
1986 – Turbo
1987 – Priest...Live
1988 – Ram it down
1990 – Painkiller
1993 – Metal Works ’73-‘93
1997 – Jugulator
1998 – Meltdown
2001 – Demolition
2003 – Live in London
2005 – Angel of Retribution
2006 - Rising In The East (DVD)
2008 - Nostradamus
2009 - A Touch of Evil - Live
2010 - British Steel, 30th Anniversary Edition
2011 - Single Cuts
2014 - Redeemer of Souls

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