Squealer-Rocks.de CD-Review
Judas Priest - Single Cuts

Genre: Heavy Metal
Review vom: 29.08.2011
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 19.08.2011
Label: Sony Music



„Single Cuts“ ist eine Zusammenstellung der Singles von den Metal Göttern Judas Priest.
Ahhhh, ja! – um mal den kürzlich verstorbenen König der Humoristen zu zitieren.
Gut, so ganz richtig ist der Titel dieser Compilation dann doch nicht. Die CD beinhaltet lediglich Veröffentlichungen von 1977 – 92, also die Sony / CBS Jahre der Band. Macht aber auch nix, denn – und das muss man hier unbedingt voranstellen – das Teil (mit spartanischem, aber geschmackvollem 6 – seitigen Booklet) kostet gerade mal einen Heiermann (für die Jüngeren: 5 Euro!). Somit hat sich die leidige Diskussion der „Abzocke“ - Brüllhälse wenigstens in diesem Fall erledigt…

Jeder Metal - Jünger weiß, dass eine Collection von Singles lange nicht gleichbedeutend mit einer Best Of Scheibe ist. Bei Priest jedoch ist die Deckungsgleichheit von unsterblichen Klassikern mit den Songs, denen man Hitpotential zugetraut hat, wohl höher als bei vergleichbaren Bands. So gibt es unter den 19 A – Seiten nur wenige Songs, die nicht zum Standard - Repertoire der einzig wahren Kings Of Metal gehören.
Und mal ganz ehrlich – kein Mensch braucht und will die 354. Lobhudelei auf akustische Grundnahrungsmittel wie „Breaking the law“, „Freewheel burning“ oder „“You’ve got another thing coming“ (auch, wenn sie es verdient hätten).

Von daher wollen wir nur kurz die Nummern hochleben lassen, die selten bis nie Live gespielt werden. Die Joan Baez Coverersion „Diamonds and Rust“ gehört zwar zum Set der Priester, jedoch meistens in einer balladesken Akustik - Version. Da kommt die Fassung vom „Sin after sin“ Album schon etwas knackiger daher. Treibend, mit marschierenden Gitarren wird aus der folkigen Songwriter Nummer eine mitreißende Hardrock - Walze.
Das zwote Cover, „Better by you, better than me“, stammt im Original von den Light – Proggies Spooky Tooth, ist eine gesangliche Großtat von Meister Halford und unterstreicht wieder mal, dass der Metal Gott schon immer am besten war, wenn er im mittelhohen Bereich unterwegs ist.
Noch eindrucksvoller präsentiert sich der Nieten - Mann bei der Ballade „Before the Dawn“, die als Blaupause für unzählige Dosenöffner in der Metal Szene fungiert (hört euch nur mal „Yesterday“ von Grave Digger an).
Soweit ich weiß, wurde auch die Nordkurven – Hymne „Take on the world“ selten auf der Bühne dargeboten. Das Follow Up, „United“, wird zwar auch höchst selten on stage gezockt, hat es aber bis in die englische Premier League als Einlaufmusik geschafft.

Gab es „Evening Star“ eigentlich jemals auf einem Priest Konzert zu hören? Keine Ahnung, aber es wäre zu verschmerzen. Die Nummer ist zwar ein netter Ohrwurm, klingt aber mehr nach KISS als nach den Männern aus Birmingham. Gleiches gilt für „Don’t go“.
Eine richtige Bombe in bester Manier dagegen ist „Hot Rockin‘“. Es ist die reinste Schande, dass diese aggressive Nummer, die eigentlich viel besser auf „British Steel“ statt auf „Point of Entry“ gepasst hätte, nur alle Jubeljahre mal live präsentiert wird.

Da wäre dann noch „Take these Chains“ vom eigentlich schwermetallischen Überflieger „Screaming for Vengeance“. Ein völlig unpassender Refrain mit AOR Flair degradiert diesen eigentlich sehr intelligent komponierten Track zur Anbiederung an den U.S. Markt zur Blütezeit des Poser Rocks.
Das Schielen auf die Dollars – was sich auch im optischen Erscheinungsbild der Band niederschlug – erreichte mit dem zu Unrecht gescholtenen AOR - lastigen „Turbo“ seinen Höhepunkt. Weshalb man neben dem famosen (Fast-)Titeltrack „Turbo Lover“ aber gerade das wenig interessante „Locked in“ als Single veröffentlichte und Ohrwürmer wie „Parental Guidance“ oder „Private Property“ im Köcher ließ, wissen wohl nur die geschäftstüchtigen Musik – Gourmets in den Vorstandsetagen der Mega – Companies.

Ebenso bleibt es wohl auch ein Geheimnis der betuchten Manager, weshalb das –ebenfalls schwer unterschätzte – „Ram it down“ niemals zu Single Ehren kam. Songs wie „I’m a Rocker“ oder „Heavy Metal“ hätten zweifellos das Zeug zum Hit gehabt.
Da mutet es schon beinahe verwunderlich an, dass der ultraharte „Painkiller“ mit gleich 3 Songs zu 45 U / min Ehren kam. Interessant ist hierbei, dass es „A Touch of Evil“ und „Nightcrawler“ in gekürzten Versionen zu hören gibt. Damit verdienen eigentlich nur diese beiden Stücke das Prädikat „Single Cuts“, da alle anderen Lieder in der Album Version enthalten sind.

Aber, wie gesagt, der Preis für dieses Produkt ist kritiklos und somit haben Neulinge und Komplettisten gar keine andere Wahl. Hier muss man zugreifen.

Eine Sache darf, wie immer, nicht fehlen: Wie buchstabiert man Metal Gott? R-O-B H-A-L-F-O-R-D

Tracklist:
1977 Diamonds and Rust
1978 Better By You, Better Than Me
1978 Before The Dawn
1979 Take On The World
1979 Evening Star
1980 Living After Midnight
1980 Breaking The Law
1980 United
1981 Don't Go
1981 Hot Rockin'
1982 You've Got Another Thing Coming
1982 (Take These) Chains
1984 Freewheel Burning
1984 Some Heads Are Gonna Roll
1986 Turbo Lover
1986 Locked In
1990 Painkiller
1991 A Touch Of Evil
1992 Night Crawler

DISCOGRAPHY:

1974 – Rocka Rolla
1976 – Sad Wings of Destiny
1977 – Sin after Sin
1978 – Staind Class
1979 – Hellbent for Leather/Killing Machine
1979 – Unleashed in thr East
1980 – British Steel
1981 – Point of Entry
1982 – Screaming for Vengeance
1984 – Defenders of the Faith
1986 – Turbo
1987 – Priest...Live
1988 – Ram it down
1990 – Painkiller
1993 – Metal Works ’73-‘93
1997 – Jugulator
1998 – Meltdown
2001 – Demolition
2003 – Live in London
2005 – Angel of Retribution
2006 - Rising In The East (DVD)
2008 - Nostradamus
2009 - A Touch of Evil - Live
2010 - British Steel, 30th Anniversary Edition
2011 - Single Cuts
2014 - Redeemer of Souls

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