Squealer-Rocks.de Live-Review
Judas Priest und In Flames (11.03.2005, Essen, Grugahalle, Maddin)

Im letzten Jahr, ein paar Meter weiter in der Arena Oberhausen, war noch überwiegend Skepsis angesagt. Halford hatte mit seinen teilweise katastrophalen Solo-Auftritten nicht gerade Werbung für sich gemacht. Gut – die Reunion Tour war grandios, Halford ist wieder frisch, so war diesmal Vorfreude pur angesagt. Zumal man mit „Angel of Retribution“ ein saustarkes Album im Gepäck hatte.

Ein kleiner Wehmutstropfen bei mir. Waren doch erst die Scorpions als Vorgruppe im Gespräch (die nun in England supporten) – das wäre der richtige Doppelpack gewesen – und nun hat man sich für In Flames entschieden.
Der Veranstalter hat wohl die immensen Verkaufszahlen der Skandinavier bedacht und gehofft mit dieser Wahl mehr Zuschauer zu ziehen.
War aber nicht.(maximal 5000 in der 8000 fassenden Grugahalle) Der durchschnittliche Priest Fan hört kein In Flames, und der durchschnittliche In Flames Fan guckt sich seine Lieblingsband lieber als Headliner an, und zahlt nicht 42 Euro für 45 Minuten Spielzeit.
Na, ja – unerwartet gut abgeräumt haben die Jungs trotzdem. Mir ist bewusst, dass ich jetzt wieder böse Briefe kriege, aber natürlich habe ich mindestens die Hälfte des In Flames Auftritts am Bierstand verbracht. (Was angesichts der langen Warteschlangen aber auch kein Wunder war. Eine Verkäuferin zu mir: „Ihr sauft aber auch wie die Löcher!“).
Was ich mitbekommen habe war technisch selbtsredend in Ordnung. Allerdings finde ich es immer wieder lächerlich, wenn sich 5 Milchgesichter auf einen Aktionsradius von einem Quadratmeter beschränken, ihre Rübe schütteln und dann noch mächtig böse sein wollen.
Geschmackssache.

Um viertel nach neun war es dann soweit: Mit "Hellion/Electric Eye“ ging’s los.
Was für ein Bild!! Über der Bühne war ein überdimensionales Auge postiert, dessen Pupille sich öffnete, und wer erschien dann? Klar, der Metal Gott Halford!
Nach den ersten beiden Strophen schloss sich das Auge wieder und unser Gott wurde per Aufzug auf die mehrstöckige Bühne gehievt. Mann – ich könnt’ jetzt noch heulen. Dann kam "Metal Gods“, Halford brachte wieder seine Roboter Show.
Natürlich waren alle Augen auf ihn gerichtet und es gibt keinen besseren Frontman in der gesamten Szene. Seine Gesangsleistung ließ alle Fehler der Vergangenheit vergessen. Selbst die hohen Töne bei "Touch of Evil“ oder "Painkiller“ hat er sauber hingekriegt.
Trotz allem darf nicht vergessen werden, dass sich "unter“ ihm die beiden besten Song-und Riff Erfinder der Metal Geschichte bewegen. Downing ist wieder rumgerannt wie ein Irrer, und Tipton weiß wahrscheinlich gar nicht, wie genial er ist. Da wurde sich zwischen den Songs mit den Fans unterhalten, da wurden Hände geschüttelt – richtig schön.
Die Setlist bot neben den unvermeidlichen Standards sogar einige Überraschungen. So wurden "Hot Rockin’“,“Ridin’ on the Wind“ und "I’m a Rocker“ gezockt.
Im Gegensatz zur bisherigen Songauswahl hatte der Kohlenpott sogar das Glück, das mit "Hellrider“ gar ein viertes Stück des neusten Geniestreichs geboten wurde.(Die anderen waren "Judas Rising“(DANKE!!),"„Revolution“ und "Deal with the Devil“).
Bei "Revolution“ schlug Halford auf beiden Seiten der oberen Etage eine Fahne mit dem Priest Emblem in den Bühnenboden. Das hatte schon was von Lenin anno 1917!(Sorry, für den Vergleich).

Na, was soll ich groß rumschwafeln. Es gab dann noch die Harley bei "Hellbent for Leather“, die Akkustik Session bei "Diamonds and Rust“, den Mitsing-Part bei "You’ve got another coming“ – alles wie gehabt also. Und das ist auch gut so!!
Erwähnenswert ist noch, dass der Sound bei beiden Bands schlicht phänomenal war(laut, aber sauber), die Lightshow ihresgleichen sucht und Halford, nachdem der Rest der Band schon verschwunden war, sich noch minutenlang von den Fans feiern ließ.
Ach, ja – wie buchstabiert man METAL GOTT?
R-O-B H-A-L-F-O-R-D!!