Squealer-Rocks.de CD-Review
Judas Priest - British Steel, 30th Anniversary Edition ( 2 CD + DVD)

Genre: Heavy Metal
Review vom: 12.05.2010
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Sony Music



Es ist zur Zeit schwer in Mode, zu allen möglichen Alben eine Jubiläums - Edition zum 20., 30. Jahrestag oder sonstwas zu veröffentlichen. Ob dies immer gerechtfertigt ist, darf man gelegentlich in Frage stellen. Bei „British Steel“ jedoch gibt es keine Diskussion, hier haben wir es mit einer der wichtigsten Scheiben aller Zeiten zu tun.
Man kann nächtelang darüber streiten, ob es auch der beste Output der besten Metal Band der Welt ist.
Unter die Top 3 schaffen es die neun Rasierklingen jedoch selbst bei verwirrten Priest Fans, die „Demolition“ als ihren Fave nennen (und glaubt mir, es gibt solche Leute).

Dieses Album noch großartig anzupreisen, das wäre beinahe müßig. Der Klassikerquotient ist so hoch wie sonst bei maximal noch 5 weiteren Longplayern der Musikgeschichte.
„Metal Gods“, für deren stampfenden Part die Band in einer Ära lange vor Computer - Samples Kochgeschirr benutzt hat, entwickelte sich zum Synonym für Sänger Rob Halford und der Party - Smasher „Living After Midnight“, das ein findiger Journalist mal als „KISS auf Metal“ bezeichnet hat, wird seit und in den nächsten 30 Jahren auf jeder anständigen Party mindestens dreimal pro Abend mitgebrüllt.
Die Mega - Hymne „United“ (gerne mal als „Take on the World“ Nachfolger bezeichnet) wurde seinerzeit gar von einem englischen Fussballclub als Einlaufmusik gewählt, und „Breaking the Law“ ist nichts anderes als das bekannteste und beste Metal - Lied aller Zeiten.

Doch auch die weniger bekannten Tracks, wie das bissige „Grinder“ oder die schnellen „Steeler“ und „Rapid Fire“, sind Religion und keine andere Band hat jemals etwas gleichwertiges auf die Beine gestellt. Einen Klassiker, der eigentlich keiner ist, stellt das unheimlich intensive und dramaturgisch perfekt aufgebaute „The Rage“ dar, das ein kleiner Verweis an die eigene Vergangenheit und Songs wie „Victim of Changes“ ist. Lediglich „You Don't Have to Be Old to Be Wise“ kann nicht ganz den Standard der anderen Stücke halten.

Die CD in der remasterten Form wurde bereits 2001 veröffentlicht und der soundtechnische Unterschied zum Original ist durchaus hörbar, aber nicht essentiell.
Auch die Bonustracks sind identisch: Das pathetisch / patriotische „Red, White and Blue“, eine Hymne für die Fankurve in den Stadion bei Länderspielen, stammt aus den „Turbo“ - Sessions und passt eher zu Slade. Wesentlich typischer ist da schon die knackige Live - Version von „Grinder“.

Den wahren Kaufanreiz stellt aber ohnehin die zusätzliche DVD dar. Den Besitz des regulären Albums darf man bei Menschen mit auch nur einem Milligramm Metall im Blut eh voraussetzen.
Zu sehen gibt es das Konzert aus Hollywood, Florida (!), U.S.A., bei dem die komplette „British Steel“ Scheibe dargeboten wird. Als Zugabe gibt es anschließend noch 7 Songs, deren Zusammenstellung wirklich originell und klug gewählt ist.
Den Opener „Prophecy“ des genialen „Nostradamus“ Werks zwischen „The Ripper“ und „Hell Patrol“ zu platzieren – das hat schon was.
Apropos „Hell Patrol“: Schön, dass die Band endlich auf den „Painkiller“ verzichtet, den Rob Halford eh nicht mehr auf die Reihe kriegt, und der streng genommen sowieso völlig untypisch für den Gesangsstil des Meisters ist.
Bei allen anderen hohen Parts, wie denen von „Victim of Changes“ oder „Freewheel Burning“, brilliert der Metal - Gott nämlich so, wie es sich für einen Gott gehört.

Überhaupt, Halford: Seine Performance auf diesem Silberling macht wieder mal deutlich, mit welchem Charisma der Brite gesegnet ist. Mal wirkt er wie ein zerbrechlicher Greis, nur einen Song später wirbelt er er über die Bühne, als hätte er die gerade die 30 überschritten und beim nächsten Track gibt er den mächtigen Imperator.
Downing und Tipton beteiligen sich wie gehabt munter am fröhlichen Treiben auf der riesigen Bühne und zocken nebenbei die geilsten Riffs und Soli, die es jemals im Metal zu hören gab.

Der visuelle Rundling lässt technisch keine Wünsche offen und bietet zu Beginn so etwas wie eine kleine Verarsche: Der Opener „Rapid Fire“ wird lediglich von Frontkameras direkt vor der Bühne mit hektischen Schnitten und vielen grobkörnigen Schwarz / Weiss Passagen gezeigt. Da stöhnt der Altfan bereits nach einer Minute: „Oh nein – bitte nicht!“ Doch ab Song Numero Zwo gibt es Breitwand - Kino vom Feinsten mit exzellenten Farben – guter, schlechter Gag und sehr originell.
Der Sound ist im 5.1. Surround Verfahren sehr schön abgemischt und lediglich die Drums sind etwas zu laut.

Bleibt nur noch zu sagen, dass es als Extra eine lange Sequenz eines aktuellen Interviews mit allen (beteiligten) Bandmitgliedern zu "British Steel" gibt.
Überdies gibt es den Gig der DVD auch noch in CD Form.

Eine tolle Würdigung eines (des) Meilensteins.

Tracklist:
CD 1:
Rapid Fire
Metal Gods
Breaking The Law
Grinder
United
You Don't Have To Be Old To Be Wise
Living After Midnight
The Rage
Steeler
Red, White & Blue
Grinder (Live)

CD 2:

Rapid Fire
Metal Gods
Breaking The Law
Grinder
United
You Don't Have To Be Old To Be Wise
Living After Midnight
The Rage
Steeler
The Ripper
Hell Patrol
Victim Of Changes
Freewheel Burning
Diamonds And Rust
You've Got Another Thing Coming





DVD:
Rapid Fire
Metal God
Breaking The Law
Grinder
United
You Don't Have To Be Old To Be Wise
Living After Midnight
The Rage
Steeler
The Ripper
Prophecy
Hell Patrol
Victim Of Changes
Freewheel Burning
Diamonds And Rust
You've Got Another Thing Coming

Line Up:
Rob Halford – Vocals
Glenn Tipton – Guitar
K. K. Downing – Guitar
Ian Hill – Bass
Scott Travis - Drums
Dave Holland - Drums


DISCOGRAPHY:

1974 – Rocka Rolla
1976 – Sad Wings of Destiny
1977 – Sin after Sin
1978 – Staind Class
1979 – Hellbent for Leather/Killing Machine
1979 – Unleashed in thr East
1980 – British Steel
1981 – Point of Entry
1982 – Screaming for Vengeance
1984 – Defenders of the Faith
1986 – Turbo
1987 – Priest...Live
1988 – Ram it down
1990 – Painkiller
1993 – Metal Works ’73-‘93
1997 – Jugulator
1998 – Meltdown
2001 – Demolition
2003 – Live in London
2005 – Angel of Retribution
2006 - Rising In The East (DVD)
2008 - Nostradamus
2009 - A Touch of Evil - Live
2010 - British Steel, 30th Anniversary Edition
2011 - Single Cuts
2014 - Redeemer of Souls

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