Squealer-Rocks.de DVD-Review
Judas Priest - Epitaph

Genre: Heavy Metal
Review vom: 09.07.2013
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereist veröffentlicht
Label: Sony Music



Jede neue Priest DVD, sprich jedes Konzert, stellt den Fan der besten aller Heavy Metal Bands grundsätzlich vor die selbe Frage: Wie ist die aktuelle Form des Meisters, des Metal Gott, in welcher Verfassung präsentiert sich Rob Halford?
Beim aktuellen virtuellen Rundling jedoch, der das Konzert aus London vom 26. Mai 2012 zeigt, fragt sich die gläubige Gemeinde – zumindest der Teil, der nicht auf der „Epitaph“ Tour dabei sein konnte - zunächst aber mal: Wie ist er denn, „Der Neue“?
Gut, sehr gut sogar! Klar, die Fußstapfen eines K.K. Downing kann man nicht ausfüllen, doch Richie Faulkner, der knapp 30 Jahre jünger als sein Vorgänger ist, löst seine Aufgabe mit Bravour.

Er sieht seinem Vorbild nicht nur optisch ähnlich, auch sein Stageacting ist genauso agil wie das der Metal Legende Downing. Jedoch, und das ist der große Pluspunkt den sich das „Küken“ aufs Konto packen kann, kopiert Faulkner nicht.
Ein wahrlich schmaler Grat, der beweist, wie richtig Priest mit der Wahl des Blondschopfs lagen.
Musikalisch zeigt er keine Schwächen, bekommt sämtliche Parts des Vorgängers sauber hin, und variert gelegentlich sogar, ohne dabei zu viel zu verändern.
Das man ihm einen eigenen Solo - Part gönnt, wo er gar namentlich vorgestellt wird – ein Novum in der Priest Historie – zeugt vom Respekt, den die alten Männer ihrem neuen Mitglied entgegenbringen.

Kommen wir also nun zur „ewigen Frage“: Der Meister war 2012 in einer sehr guten Form. Natürlich: Wir brauchen nicht darüber zu reden, dass der Mann nie mehr so singen wird wie in den 80ern oder den frühen 90ern. Doch so manche Klippe umschifft er, indem er einige Songs (bspw.„Judas is rising“) eine Lage tiefer singt. Ab und an gelingen ihm sogar ein paar spitze Schreie („Victim of Changes“), doch warum er sich immer noch den „Painkiller“ antut, weiß wohl nur er selbst (laut Aussage von Glenn Tipton besteht Halford darauf, den Song zu bringen).
Die Nummer klingt einfach nur erbärmlich.

Natürlich ist auch bei seiner Performance sichtbar, dass sich der Gott mit Rückenproblemen quält, kürzlich wurde er nach einer Rücken - OP gar im Rollstuhl gesichtet.
Umso beachtlicher ist das, was er auf der Bühne abliefert.
Während des 2 Stunden und 20 minuten währenden Gigs verschwindet Rob wirklich nur bei den ganz langen Instrumental – Passagen hinter die Bühne und gibt ansonsten den fanatischen Metal Maniac.
Im Gegensatz zu seiner martialischen „Metal God“ - Attitüde während der Songs, präsentiert er sich bei den teils sehr langen Ansagen als höchst sympathischer und informativer Moderator.

Und der Rest der Mannschaft? Nun, alles wie gehabt. Mr. Tipton bleibt der „Gott neben dem Gott“, brilliert an seiner Sechssaitigen wie eh und je und hat sichtlich Spaß an seinem Job.
Ian Hill verlässt wie seit knapp 40 Jahren niemals seinen Aktionsradius von einem Quadratmeter und schleudert den Hals von seinem Bass selbst bei ruhigen Passagen völlig unrythmisch hin und her.
Scott Travis gehört nach wie vor zu den besten Metal Drummern unter der Sonne, lediglich sein Solo fällt diesmal extrem langweilig aus.

Die Setlist ist zum Niederknien – von jedem Album wird mindestens ein Song gespielt („Jugulator“ und „Demolition“ sind KEINE Priest Alben!).
Vor allen Dingen unterschätzte Klopper wie „Turbo Lover“ oder „Blood Red Skies“ (mit Synthies vom Band) oder Uralt – Hits wie „Starbreaker“ sorgen für Begeisterung bei den Gläubigen. Und man dankt es den Urvätern des Metal aus tiefstem Herzen, dass mit „The Sentinel“ einer der aller – allerbesten Tracks wieder ins Programm aufgenommen wurde.Und Halford bekommt ihn gut hin!
Hier variert er zwischen den hohen Tönen, die er mal besser, mal schlechter hinbekommt und der Alternative, alles einfach etwas tiefer zu singen.
Das funktioniert bestens, denn für mich ist es eh unverständlich, weshalb man den Mann stets auf seine Schreie reduziert. In den mittleren Lagen erst entfaltet sich sein einzigartiges Charisma.
Eben dieses verweigert uns der Metal Gott bei „Breaking the Law“. Dieses Mal lässt er den Erkennungssong der Briten komplett von der Menge singen – was durchaus etwas magisches hat.

Geiles Konzert, also. Bleibt die Bewertung des Produkts an sich:
Es gibt bessere Live – Mitschnitte, keine Frage. So ist die Kameraführung sehr vorhersehbar, was sicherlich auch daran liegt, dass man im Hammersmith Apollo nicht die besten Voraussetzungen für eine hochklassige Produktion hat.
Die Schnittfolge wirkt streckenweise etwas zu hektisch (beim Opener gar völlig verwirrend), womit man offensichtlich die wenigen Blickwinkel kaschieren will.
Aufgrund des fast permanten roten Bühnenlichts ist die Bildqualität eher durchschnittlich.
Der Sound wiederum ist klasse, es gibt defintiv keine Overdubs, lediglich das Publikum wird gelegentlich etwas lauter dargestellt, als es sichtbar der Fall war.
Das komplette Fehlen von Extras hievt die DVD nun auch nicht gerade in die Top - Liga.
Da reisst auch das schmale, allerdings mit Hochglanz Bildern bestückte Booklet, nicht mehr viel raus.

Dennoch gebe ich für das mit ca. 15 Euro halbwegs günstige Teil eine Kaufempfehlung ab.
Priest Fans und auch Neulinge werden sich diesen sehr unterhaltsamen Auftritt sicherlich öfters anschauen, was nicht bei jeder DVD der Fall ist.

Noch was vergessen? Ach, ja:
Wie buchstabiert man Metal Gott?
R-O-B- H-A-L-F-O-R-D

Setlist:
01:Battle Hymn
02:Rapid Fire
03:Metal Gods
04:Heading Out To The Highway
05:Judas Rising
06:Starbreaker
07:Victim Of Changes
08:Never Satisfied
09:Diamonds And Rust
10:Prophecy
11:Night Crawler
12:Turbo Lover
13:Beyond The Realms Of Death
14:The Sentinel
15:Blood Red Skies
16:The Green Manalishi (With The Two-Pronged Crown)
17:Breaking The Law
18:Painkiller
19:The Hellion
20:Electric Eye
21:Hell Bent For Leather
22:You've Got Another Thing Coming
23:Living After Midnight

DISCOGRAPHY:

1974 – Rocka Rolla
1976 – Sad Wings of Destiny
1977 – Sin after Sin
1978 – Staind Class
1979 – Hellbent for Leather/Killing Machine
1979 – Unleashed in thr East
1980 – British Steel
1981 – Point of Entry
1982 – Screaming for Vengeance
1984 – Defenders of the Faith
1986 – Turbo
1987 – Priest...Live
1988 – Ram it down
1990 – Painkiller
1993 – Metal Works ’73-‘93
1997 – Jugulator
1998 – Meltdown
2001 – Demolition
2003 – Live in London
2005 – Angel of Retribution
2006 - Rising In The East (DVD)
2008 - Nostradamus
2009 - A Touch of Evil - Live
2010 - British Steel, 30th Anniversary Edition
2011 - Single Cuts
2014 - Redeemer of Souls

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