 Glenn Hughes Die Autobiografie: Von Deep Purple zu Black Country CommunionAutor: Glenn Hughes Genre: Autobiografie Verlag: I.P. Verlag ISBN-10: 3931624712 ISBN-13: 978-3931624712 Jahr: 2012 Redakteur: Maddin
Das Buch:
Man nennt ihn bis heute „The Voice of Rock“. Glenn Hughes spielte 3 Alben mit Deep Purple ein, verdingte sich bei Black Sabbath, vermengte bei Trapeze Funk mit hartem Rock, schmiss etliche Solo Scheiben auf den Markt, war an unzähligen Projekten beteiligt und räumt aktuell mit der Black Country Communion mächtig ab.
Alles Tatsachen, die uns vor Ehrfurcht stramm stehen lassen. Das jedoch, was Mr. Hughes in seiner Autobiographie vom Stapel lässt, ist weniger zur Legendenbildung geeignet.
Sicher, der Respekt ist da, enormer Respekt sogar. Denn derart offen von sich selber zu erzählen, wie es der Brite tut, bar jeder Furcht vor Peinlichkeiten, dazu gehört eine Menge Mut. Von sich selbst zu sagen, man war über etliche Jahre das größte Arschloch, das man weltweit finden konnte, das erfordert schon eine gehörige Dosis (sic!) Selbsterkenntnis. Und die erlangt man nur, wenn man „sauber“ ist.
Damit sollte klar sein, dass die Hauptperson in den fesselnden Memoiren „Mr. Hyde“ ist; so nennt sich Glenn während der Jahre, in denen er nur einen Gott hatte: Den Gott Droge.
Ja, so krass es sich auch anhört: Hughes lebte NUR für die Drogen. Alles andere war unwichtig. Mehr als unwichtig. Bisher dachte ich nach dem Lesen einiger Autobiographien prominenter Mucker, dass es nicht schlimmer geht. Doch dieser begnadete Musiker hat anscheinend dutzende Leben.
Kokain wurde über Monate stündlich(!) gezogen, Hughes war dermaßen abhängig, dass er seinen Dealern Flüge von England in die USA bezahlte, nur damit er den „besten“ Stoff bekommt.
Da wirken Episoden wie die, in der er sich mit mit Ron Wood von den Stones ein „Wettkoksen“ liefert, schon fast banal, laden auf eine perverse Art zum schmunzeln ein.
Ebenso wie die Story, in der Glenn früh morgens auf dem Dach seines Hauses steht, lediglich mit einem großen Küchenmesser bekleidet, und versucht, die imaginären Einbrecher, Monster und Nazi - Schergen die schon vorher in den Schränken und unter dem Bett gelauert hatten, in die Flucht zu schlagen.
Hier lacht man zunächst automatisch, doch irgendwie ist so eine ausgewachsene Paranoia als Nebenwirkung des Pulvers gar nicht so lustig. Vor allem nicht, wenn sie sich über Jahre zieht.
Natürlich kommt der musikalische Teil nicht zu kurz. Die drei Purple Alben werden gar gesondert mit einer Song für Song Beschreibung gewürdigt.
Man erfährt eine Menge über viele große Namen des Rock, meist lobend, mal weniger lobend. Auf Denunzierungen oder schmutzige Geschichten verzichtet der Schreihals jedoch.
Klar, dass Richtie Blackmore kein einfacher Zeitgenosse ist, wusste man vorher, und das Jon Lord zwar stets ein Gentleman ist, Glenn jedoch die Frau ausspannte, dürften Hardcore Fans auch wissen. Im Gegenzug war unser Protagonist auch nicht zimperlich...
Von daher find' ich viel interessanter, was bspw. über David Coverdale oder David Bowie erzählt wird. Wer hätte vermutet, dass es sich hierbei um ganz liebe und herzliche Typen handelt, die selbst in einem so scheinheiligen Business Werte wie Freundschaft hoch halten?
Ein absoluter Pluspunkt ist, dass Glenns Erzählungen stets von Zitaten vieler Weggefährten unterbrochen werden. Egal, ob es seine Eltern, ex- Frauen oder zahllose Rocklegenden sind. Sie erzählen stets ihre Sicht der Dinge und die unterscheiden sich schon gerne mal von denen des Meisters. Eine sehr geiler dramaturgischer Kniff, der nicht nur die Authentizität, sondern auch den Unterhaltungsfaktor enorm in die Höhe schraubt.
Zu eben diesem zählt auch das Erzähltempo, das der Brite vorlegt. Er rast quasi durch sein Leben, hält sich bspw. bei den Purple Passagen länger auf, um dann andere Phasen nur zu streifen. Das wirkt jedoch nicht hingeschludert, sondern ist höchst angenehm und spannend zu lesen.
Aufgrund dieser Tatsache, der unkitschigen Schreibweise, dem nicht vorhandenen Selbstmitleid und der stets vorhandenen Selbstkritik, sowie den erwähnten „Zeugenaussagen“ ist diese Autobiographie von vorne bis hinten in höchstem Maße faszinierend.
Ich wünsche „ The Voice of Rock“ (clean seit 1996) noch viele geile Jahre!
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