 Cash - Die AutobiographieAutor: Johnny Cash mit Patrick Carr Genre: Biographie Verlag: Edel Germany; Auflage: 1 (16. Februar 20 ISBN-10: 3841901433 ISBN-13: 978-3841901439 Jahr: 2012 Redakteur: Maddin
Das Buch:
Mein Opening zu dieser Buchkritik ist zwar nicht gerade professionell, aber das muss ich als Hobby – Schreiber auch nicht sein. Zudem habe ich festgestellt, dass die ehrlichsten Besprechungen am besten ankommen. Daher dieses Geständnis: Diese Einleitung ist eigentlich nur so wie sie ist, weil mir keine Einleitung eingefallen ist. Jetzt lacht nicht! Was soll man denn zu John R. Cash, unter diesem Namen wurde unser Held als Nachfahre schottischer Einwanderer geboren, noch schreiben?
Held oder tragische Gestalt? Idol oder Idiot? Genie oder Stümper? Nun, Johnny Cash war alles.
Ein Held – weil er stets für den immens großen Teil der sozial benachteiligten U.S. Bevölkerung eintrat.
Eine tragische Gestalt – weil er es gleichzeitig mit der Kritik am System übertrieben hat und Mörder zu Helden hochstilisierte („...I shot a Man in Reno, just to watch him die..“), seine Affinität zu Randgruppen soweit führte, dass er im permanentem Drogen - / Tablettenrausch und daraus resultierender Bewusstseinsstörung glaubte, er wäre indianischen Ursprungs.
Ein Idol – weil er für den Mann von der Straße eine Art Sinnbild war. Country Music war stets die Standard - Beschallung für die heile amerikanische Familie. Cash schaffte es, diese Musik in die Fabriken der Malocher zu transportieren.
Ein Idiot – weil er es nicht geschafft hat, seinen unruhigen Geist unter Kontrolle zu bringen. Weil seine Musik und sein Erfolg nicht Droge genug waren.
Ein Genie – weil er es - BIS HEUTE!!! - wie kein Anderer geschafft hat, mit einem absolut minimalistischem Stil Fans aus allen Gattungen der Musik zu rekrutieren. „Boom – Chicka – Boom“ wurde von tausenden Künstlern übernommen. Doch, nur bei Cash klingt es gut, wirklich gut.
Ein Stümper – weil,....nein, das war er wirklich nicht!
Die Autobiographie, mit Hilfe des renommierten „Rolling Stone“ und „New York Times“ Schreibers Patrick Carr verfasst, lässt uns teilhaben am Leben des größten und authentischsten Country Sängers aller Zeiten. Und - im Gegensatz zu all den Büchern von U.S. Stars, die aktuell im Handel sind - , weint man am Ende dieses tollen Wälzers.
Ja, man ist echt gerührt, eigentlich die ganzen knapp 350 Seiten lang. Das liegt zum Einen an der unaufgeregten Erzählweise des „Man in Black“, die von einer wunderbaren Altersmilde geprägt ist. Zum Anderen schildert John R. Cash seine „Heldentaten“ ohne Pathos, aber auch ohne erhobenen Zeigefinger.
Ich hatte zu keiner Zeile das Gefühl, die Memoiren eines Stars zu lesen. Eher, das ein alter, weiser Mann erzählt und erzählt und erzählt......., ja, sehr schön.
Sehr schön – und selten in Autobiographien - ist auch, dass Cash viele Erlebnisse von „früher“ mit den Gedanken von „heute“ kommentiert.
Das ist auch so ein Punkt, der dem Autor gegenüber nicht nur Sympathie, sondern schon echte Zuneigung entgegen bringt.
In den Promotexten wird das dicke Buch (was erstmals 2004 in deutscher Sprache erschienen ist) damit beworben, dass es quasi Vorlage für den Film „Walk the Line“ war. Ungeachtet der Klasse des Streifens (und der zuckersüßen Rheese Whitherspoon) halte ich diese Beschreibung aber für völlig überzogen.
Sicher, Johnnys Tablettensucht und die bis zum Tod währende Liebe zu June Carter spielen die Hauptrolle in den niedergeschriebenen Erinnerungen des Man in Black.
Dennoch werden viele Dinge im Film schlicht und einfach falsch dargestellt.
OK – das ist der Hollywood Dramaturgie geschuldet und nicht weiter schlimm.
Ich bin zwar kein Werbefachmann, aber ich hätte das Buch mit „Johnny Cash – so wie er wirklich war“ angeboten.
Was ich hiermit auch tun will. Der Schinken – und das ist er im positiven Sinne wirklich – wiegt, um das mal in meinen Wertigkeiten auszudrücken, so viel wie eine halbe Kiste Pils und kostet in etwa das Gleiche wie zwo Kästen Qualitätsbier.
Davon ist jeder Cent gut angelegt, denn das übergroße Teil macht sich nicht nur gut in einer exclusiven Sammlung, nein, man liest gewisse Kapitel einfach lieber nochmal nach als in einem Taschenbuch.
Zum Abschluss noch folgendes: Das mit dem Heulen ist extrem subjektiv, weil ich mir nach jedem Kapitel den Clip zu „Hurt“ reingezogen hab'. Da weint man halt, wenn man sieht, wie Johnny Cash quasi sein eigenes Ende besingt.
Aber der Rest stimmt!
John R. Cash : 26. Februar 1932 – 12. September 2003
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