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Maddin's Welt ... ein Malocher mit Meinung

Das ist Maddin, unser Redakteur aus dem Pott, zuständig insbesondere für progressives Griffbrett-Gewichse und überhaupt sonst auch alles. Ruhrpott-Poet, Mon General, Asi mit Niveau, Prog-Kreatur oder einfach nur Arsch: Maddin hat viele Gesichter ... ähm ... Namen. Außerdem hat er Schwein, ein Mentors-Shirt und eine Meinung. Zu fast allem. Und eine Plattform, sie kund zu tun. Nämlich hier. Natürlich repräsentiert Maddin mit seiner Meinung nicht zwangsläufig die ganze Redaktion, eh klar. Also werdet kritische und nicht so kritische Stimmen direkt an Maddin himself los. Und nun lest und streitet ...

We Are The World (29.07.2007)

Mal ganz ehrlich: ist unser Leben nicht Scheisse? Ich meine, so richtig Kacke, mies und irgendwie ohne Perspektive. Jeden Morgen, jeden Monat, jedes Jahr der gleiche Rotz:
Um 5 Uhr in der Frühe klingelt der Wecker, nur um uns zu sagen, dass wir gleich wieder 8 -10 Stunden unseren Buckel krumm machen dürfen, damit unser Chef noch fetter und noch reicher wird. Der Feierabend besteht daraus, sich wahlweise über unfähige Kassiererinnen im Supermarkt oder das schlechte Fernsehprogramm aufzuregen.
Dazu noch der konstante Ärger über die hohen Ticketpreise bei Konzerten, die Erhöhung der Tabaksteuer, die Verfehlungspolitik der taub / blinden Koalition, das chronisch schlechte Wetter, die doofen Nachbarn, das Rauchverbot in Kneipen, die unfreundlichen Penner im Straßenverkehrsamt und – ganz wichtig – der hohe Spritpreis.
Nur ein paar Beispiele, die zeigen, wie beschissen es uns geht und wie tapfer wir sind, all dies heldenhaft zu ertragen!
Für unser Martyrium gebührt uns eigentlich das Mitleid und der Respekt aus dem Rest der Welt. Eigentlich…
Doch leider hat der Rest der Welt gerade keine Zeit uns zu bemitleiden, denn:

- pro Tag verhungern auf der Welt mehrere tausend Kinder
- der afrikanische Kontinent ist in einigen Gegenden zu 40% mit AIDS infiziert und die katholische Kirche weigert sich weiterhin, die Benutzung von Kondomen für „von Gott vorgesehen“ zu erklären
- zur Zeit gibt es auf der Welt über 50 bewaffnete Konflikte
- in Darfur, dem südlichen Sudan, dürfen die AU Truppen (African Union, so eine Art UNO Truppe für Afrika) nicht eingreifen, wenn dort täglich ganze Dörfer einfach abgeschlachtet werden, weil sie kein Mandat haben. Sie müssen zusehen, wie Frauen die Brüste mit Nägeln durchbohrt werden, um sie auf Tischen fest zu tackern, damit sie sich bei der darauf folgenden 20 – fachen Vergewaltigung nicht wehren können; sie sehen, wie 5 –jährigen Kindern Gewehre in den After gerammt werden, wie dann abgedrückt wird; und sie dürfen diesen Horden von Barbaren nicht einmal ein Haar krümmen!

Angesichts dieser Fakten sollten wir doch etwas nachsichtig und nicht gleich beleidigt sein, wenn nicht sofort alle Staaten ein Spendenkonto für uns eröffnen.
Obwohl – verdient hätten wir es schon, oder nicht?
ODER NICHT??? DOCH!! UND WIE!!!

Ich könnte mir zumindest durchaus vorstellen, nicht mehr zu arbeiten und mir meinen Lebensunterhalt im Rahmen einer Globalisierungsmaßnahme von ausländischen Arbeitskräften finanzieren zu lassen. Zwei bis drei pakistanische 12 – jährige, die einen Teil ihrer Gliedmaßen bei Bombenanschlägen verloren haben, nähen in ihren 16 Stunden Schichten soviel Nike, Adidas oder Puma Schuhe, dass ein relativ genügsamer Mitteleuropäer mal locker über die Runden kommt.

Wie - das ist nicht mehr lustig, gar geschmacklos?
Ach, ja - ich vergaß: mit dem ganzen Elend auf dem Rest des kaputten Planeten wollen wir nix zu tun haben.
Das fehlte noch: beim Vollfressen mit Burgern und Pommes Bilder von gefolterten Kindern auf der Mattscheibe präsentiert zu bekommen.
Nee – da vergeht uns doch der Appetit.

Wie – schon wieder Einspruch?
So sind wir gar nicht?
Natürlich sind wir so!! Du, Du und ich!!
Wir sind ein Haufen von verwöhnten, verweichlichten, wehleidigen und habgierigen dummen Arschlöchern!
Auch nicht?

Ach, stimmt: wir haben ja genug mit der Klimakatastrophe zu tun – na, die wird die Welt schon einen. Da sind wir dann endlich alle gleich. So’n gepflegter Wirbelsturm oder eine nette Sturmflut, die unterscheiden nicht zwischen Arm und Reich.
Natürlich (!) unterscheidet die Natur nicht danach, aber die Auswirkungen ihrer Macht dafür umso gewaltiger! Ein Industriestaat kann mit den Folgen der von ihnen verursachten Katastrophe doch ganz anders umgehen, als ein Land, in dem es sowieso nix zu fressen gibt!

O.K. – lassen wir die Kirche mal im übergewichtigen Wohlstandsdorf und senken den Blutdruck wieder in gesundheitsverträgliche Bereiche.
Klar – wenn wir unseren Spaß am Leben verlieren, ist auch keinem unterernährten Mensch in einem Entwicklungsland geholfen.
Auch will ich hier keineswegs eine Lanze für unser Schwarz Rot Güldenes Blödland brechen. Im Vergleich mit Skandinavien beispielsweise sind wir ja - wirtschaftlich und sozialpolitisch gesehen – selbst schon fast Entwicklungsland.
Wir kleinen Wichser haben eh keine Macht, die Weltordnung zu ändern, das können ja nicht mal Politiker. Die, die über die Welt bestimmen, sitzen nicht in Parlamenten, sondern in Aufsichtsräten.

Doch es gibt auch Helden, die das Elend auf der Welt bekämpfen. Die heißen nicht Rambo und die tragen auch keine Waffe, sondern werden eher noch Opfer von Anschlägen. Das sind Ärzte, Handwerker, Ingenieure, Krankenschwestern – und Pfleger, sowie Lehrer, die in Krisen – und Hungergebieten ihren Dienst verrichten und den Menschen dort genau das geben, was sie am meisten brauchen: Menschlichkeit und direkte Hilfe vor Ort.
Klar, nicht jeder ist dazu geschaffen, so ein Held zu sein. Aber eins, das können wir alle: den Helden unseren Respekt zollen, in dem wir sie unterstützen.
Da nützt eine blöde Kolumne natürlich wenig. Richtig: Moneten müssen her!!

Ein Spendenaufruf?? Genau!!
Bereits mit 10 Euro pro Monat kann eine Organisation wie „Ärzte ohne Grenzen“ eine Unmenge an Verbandsmaterial oder sterilen Spritzen kaufen. Auch mit 5 Euro kann schon jeder Schüler eine Menge bewirken.
Wichtig nur: unbedingt an große, bekannte Organisationen spenden, da nur diese die Macht haben, an den jeweiligen Regierungen vorbei zu kommen. (Welthungerhilfe, UNICEF).
Auch wenn wir es nicht immer wahrhaben wollen: wie leben hier im Paradies und es bricht sich keiner von uns einen Zacken aus der Krone, wenn er einen ganz kleinen Teil davon abgibt.

In diesem Sinne:
Keep Rockin’