Maddin's Welt ... ein Malocher mit Meinung
Das ist Maddin, unser Redakteur aus dem Pott, zuständig insbesondere für progressives Griffbrett-Gewichse und überhaupt sonst auch alles. Ruhrpott-Poet, Mon General, Asi mit Niveau, Prog-Kreatur oder einfach nur Arsch: Maddin hat viele Gesichter ... ähm ... Namen. Außerdem hat er Schwein, ein Mentors-Shirt und eine Meinung. Zu fast allem. Und eine Plattform, sie kund zu tun. Nämlich hier. Natürlich repräsentiert Maddin mit seiner Meinung nicht zwangsläufig die ganze Redaktion, eh klar. Also werdet kritische und nicht so kritische Stimmen direkt an Maddin himself los. Und nun lest und streitet ...
Broadway des Pöbels (06.06.2007)
Zu Beginn unseres heutigen Plausches werde ich mal ein knallhartes Geständnis raushauen, welches mir sicherlich nicht leicht fällt: Ja – ich rege mich ab und zu mal auf; manchmal sogar etwas mehr als vielleicht nötig. Bisher habe ich mir an dieser Stelle immer unsere eigene Szene vorgenommen und ich werde auch weiterhin Missstände - oder zumindest das, was ich dafür halte – gnadenlos anprangern! Dieses Mal jedoch möchte ich von einer Art wundersamer Heilung berichten, die mir kürzlich schmerzhaft, aber doch genussvoll, widerfahren ist. Klar – ich meckere über Laberköppe und Event Publikum, die unsere geliebte Musik verseuchen. Doch ich muss hier mal die geflügelte Phrase des „Jammerns auf hohem Niveau“ bemühen. Ich habe mich nämlich umgeschaut: auf der Strasse, im Netz, im TV. Und Leute, was ich da gesehen habe, lässt mich nicht nur erschaudern; es lässt mich würgen, sogar erbrechen; es lässt mich Angst vor der Zukunft bekommen und erzeugt grenzenlose Abscheu in mir! Probleme bei uns Metal Fans sind sicherlich vorhanden. Doch schaut man über die Grenze, dann werden sie so klein wie unser bester Freund in kaltem Wasser. Über welche Grenze? Die Grenze zu Blödland! Ich ziehe ja gerne über den Nachwuchs in unserer Szene her – das ist halt eine Altmännerkrankheit und da bin ich nicht alleine. Da musste ich als Metal Kid auch durch! Da war man froh, wenn der große Motörhead Fan auf’m Konzert gnädig mit versoffener Stimme gesagt hat: „Geh’ mal vor mein Jung’, Du bist ja watt kleiner!“ So etwas nennt man RESPEKT – beiderseitig! Heute sagt man mir: „Geh mal vor, Du bist ja nicht mehr so gut auf den Beinen!“ Auch aus Respekt? Natürlich, weil die jungen Burschen meine Kutte von hinten sehen wollen, mit Aufnähern – ich glaube, heute heißt das Patches – die gekauft wurden, als die Eltern der Jungspunde noch nicht mal geschlechtsreif waren. Egal also, ob alt oder jung – in der Metal Szene herrschen noch Werte wie Respekt, Ehre und Stolz. Aber woanders? Seid Ihr schon mal mitten durch eine Horde Schafe gegangen? Doof und stur? Natürlich seid Ihr! Dafür braucht Ihr nicht nach Island oder Schottland reisen. Geht mal mit offenen Augen durch die örtliche Fußgängerzone. Wie, da habt Ihr nur brave und rechtschaffene Bürger gesehen? Augen auf!! Schon mal darauf geachtet, dass die Leute alle gleich aussehen? Angefangen bei den kleinen Schlampen, die heutzutage mit 13 Jahren gewagter rum rennen, als in den 80ern die polnischen Nutten auf’m Eierberg in Bochum! Bauchfrei, Titten raus und große Fresse. Sie treten in Horden auf und scheuen sich nicht mal mehr davor, sich öffentlich als gewalttätig hinzustellen. Immer schön nach dem Motto: „Ich kann zwar meinen Namen nicht fehlerfrei schreiben, eigentlich kann ich überhaupt nicht schreiben, aber guck’ Dir mal meine Möpse an! Und wenn ich genug Omas ausgeraubt hab’, dann kaufe ich mir Riesentitten und werde Porno – Queen!“ Und die Jungs? Die haben nicht mal ein Zehntel von dem Charakter, denn man haben muss, um ein echter Mann zu werden! Immer schön der Mode hinterher! Die rasieren sich ihre gerade erst sprießenden Brust – und Achselhaare, gelen sich die Haare, rennen ins Sonnenstudio, schminken sich sogar, nur um irgendwelchen Hochglanz - Idolen nachzueifern, die ihnen RTL 2 als megacool verkauft. Eigene Persönlichkeit? Fehlanzeige! Während das metallische Volk darüber diskutiert, ob die neue Manowar nun geil oder Scheiße ist, ob Rhapsody tatsächlich nicht live spielen können oder wie man die braune Brut aus dem Black Metal fernhält, hat der Nachwuchs von Blödland ganz andere Sorgen: Die interessieren sich dafür, zu welchem Schönheitschirurg Deutschlands C –Promis gehen oder wie oft diese talentfreie, strunzdumme Rotzgöre, deren einzige Lebensleistung darin besteht, Tochter eines reichen Hoteliers zu sein, letzte Woche besoffen durch die Diskos von L.A. gestolpert ist. Wirklich Wichtiges interessiert diese Viva /MTV - verseuchten Sozialfälle in spe nicht die Bohne. Deutsche Soldaten in Afghanistan? Mann, ey! Die gestylte Party Society hält Afghanistan für einen Vorort von Köln. Bei Umfragen während der sog. „Love Parade“ (in Wirklichkeit nichts anderes, als ein Mutantenstadl, bei der die Menge der Silikonimplantate die der Gehirnzellen um ein Vielfaches übersteigt) gaben weit über 50% der Befragten an, Hartz 4 sei ein Gebirge und - mit dem Bild konfrontiert – sagten sie, Horst Köhler ist der Minister (!) von Amerika(!). Ohne metallische Verblendung: da sieht’s in unserer Ecke anders aus. Aber: kein dummes Lamm ohne blödes Mutterschaf. Auch das treffen wir auf dem Broadway des Pöbels. Vorzugsweise bei Tchibo, wo sie mit ihrem angetrauten Schwachkopf im Schlepptau gerne Stehtische okkupiert. Es ist also nahezu unmöglich, einen guten African Blue zu trinken, ohne diesen Kreaturen zu begegnen – weil, irgendwo muss man das heiße Bohnengebräu ja abstellen. Und dann geht’s los! Ob man will oder nicht, man wird gegen seinen Willen in das nun folgende Horrorszenario mit eingebunden – Flucht ist zwecklos! Mrs. Oberflächlich fängt lauthals mit ihren Erzählungen über die tolle Behandlung im Piercing Studio an. Die Mutter von vier Kindern, von vier verschiedenen Vätern - -„Männer sind alles Schweine“ – erzählt uns zunächst, dass sie sich jetzt endlich selbst verwirklicht hat. Um diese wundersame menschliche Metamorphose zu unterstreichen, zeigt sie uns ihre 8 – fach gepiercten Schwangerschaftsstreifen und ein Blick in Richtung bauchfreies Obertextil dieser feinen Dame von Mitte 40 offenbart auch eine wunderbare Altschrott - Collection verschiedenster Billig Metalle, nebst schwer eitriger Entzündungen. Tja, wer hip sein will, muss leiden. Nachdem ich gerade nach Luft ringe und krampfhaft versuche, den guten African Blue nicht aufs Trottoir zu erbrechen, setzt die verlebte Lady direkt zum nächsten Angriff an: in einem Tempo, zu schnell um wegzugucken, präsentiert sie uns ihre Kehrseite, auf der sich etwas befindet, was wohl eine Tätowierung darstellen soll. „Guck mal, mein Arschgeweih!“ prustet sie lauthals in alle Richtungen, um dann sofort zu erklären, dass ihr Schlampenstempel ein keltisches Symbol ist und „irgendwas mit Frieden oder Krieg, oder so“ zu tun hat. Natürlich weiß das liebreizende Fräulein weder etwas von Kelten, geschweige denn, was ein Symbol ist. Doch der nette Typ aus dem Piercing Studio hat’s ihr so erklärt – und so ein bisschen Bildung für 400 Euro ist ja auch nicht verkehrt. Und der werte Herr Gemahl? Steht die ganze Zeit daneben, denkt an seinen 300 PS Schlitten und daran, dass er heute Abend wieder nichts saufen darf, weil er die Herzallerliebste, incl. ihrer von mittlerweile einsitzenden Männern gezeugten Brut von einer Schicki – Micki Disco zur nächsten kutschieren darf. Zwischendurch kackt er sich vor Angst fast in die Hose, denn er spürt die Gefahr, dass der „nette Typ aus’m Piercing Studio“ vielleicht schon bald sein Nachfolger sein könnte. Aber auch nicht weiter schlimm: den Frust prügelt er sich entweder beim nächsten Stadion Besuch von der Seele, aber vielleicht guckt ihn und seine 10 Kumpels auch wieder so’n Scheiss Neger in der Strassenbahn doof an – dann ist der eben dran. Was diese beiden Beispiele nun mit unserer geliebten Szene zu tun haben? Oh – eine ganze Menge! Ich bin seit 28 Jahren dabei und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass genau eben diese geschilderten – zwar überzogen dargestellten, aber im Kern wahren – Geschichten bei „uns“ kaum vorkommen. In der Metal Szene wird man nicht nach Äußerlichkeiten oder ob man „trendy“ ist beurteilt, sondern nach Charakter. Wo gibt es das denn, dass man sich nächtelang darüber streiten kann, ob „Master of Puppets“ nun stärker ist als „Kill’em All“? Bedeuten tut diese Tatsache nämlich nur eins: wir lieben unsere Musik nicht, wir leben sie! Deshalb, Ihr Nachwuchsmetaller: Auch wenn wir alten Säcke es nicht gerne sagen: wir brauchen Euch, damit unsere Szene erhalten bleibt und wir sind verdammt stolz auf Euch!! In diesem Sinne: Keep Rockin’ (Und jetzt aber schnell zu Tchibo!!)
"Maddins Welt" erscheint in unregelmäßigen Abständen. Die vertretene Meinung spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.
Bisher erschienen:
Lonely Are The Brave! (04.11.2009)
Um Himmels Willen... (17.04.2009)
Frohes neues Jahr! (04.01.2009)
Gerechtigkeit (27.07.2008)
Intermezzo (24.03.2008)
Future World (22.12.2007)
Herbstloch (21.10.2007)
9/11 - ein paar Gedanken... (15.09.2007)
We Are The World (29.07.2007)
Broadway des Pöbels (06.06.2007)
Netzgelaber (12.04.2007)
Wall Of Blödheit! (15.02.2007)
Alles Abzocke, oder was? (01.01.2007)