Squealer-Rocks.de CD-Review
Black Sabbath - Seventh Star (Deluxe Edition)

Genre: Hard Rock
Review vom: 21.01.2011
Redakteur: Bombenleger
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Sanctuary



Die Deluxe Reihe dürfte mittlerweilen jeden Headbanger bekannt sein – gibt es doch schon zahlreiche Re-Releases alter Aufnahmen von beispielsweise Helloween, Venom, Def Leppard oder Black Sabbath mit interessanten Bonus Track CD’s versehen. Was die Jungs aus Birmingham betrifft, widmen wir uns heute mit Seventh Star einer Veröffentlichung aus dem Sab- Backkatalog, welche inzwischen nahezu in Vergessenheit geraten ist.

Als Ian Gillan im Frühjahr1984 Black Sabbath den Rücken kehrte, um Deep Purple zu reformieren, versuchten Tony Iommi und Geezer Butler vergebens, einen neuen Sänger aufzutreiben. Kurzfristig schien es, als hätte man mit Dave Donato (ex White Tiger) einen Ersatz parat, aber der wurde nach einigen Promofotos und einem Interview im englischen Kerrang Magazin gleich wieder an die frische Luft gesetzt. Jeff Fenholt (Joshua) und Ron Keel waren danach ebenso als Gillan Nachfolger im Gespräch wie die neverending story, das alte Vierer Line Up mit Ozzy Osbourne wieder unter einen Hut zu kriegen. Letztendlich reichte es aber hierfür nur zu einem 15 minütigen Auftritt beim Live Aid Festival in Philadelphia. Danach ging jeder seiner Wege – Drummer Bill Ward versuchte, sein Alkohol- und Drogenproblem in den Griff zu kriegen, Ozzy nahm sein nächstes Album Ultimate Sin auf und auch Iommi und Butler versuchten sich mit eigenen Projekten.

Warum ich das Ganze jetzt erzähle? Eigentlich aus dem ganz einfachen Grund, weil Seventh Star ürsprünglich als ein Tony Iommi Solo Album gedacht war, letztendlich aus rechtlichen Gründen dann doch unter dem Black Sabbath Banner erschien (mit dem etwas schwachsinnigen Zusatz „feat. Tony Iommi“).

Besatzungsmäßig hatte Iommi seine Band einer radikalen Frischzellenkur unterzogen. Die größte Überaschung bot hierbei sicherlich die Verpflichtung eines weiteren ex Mitgliedes aus dem Purple Clan – Glenn Hughes, ein sicherer Garant für jeden Hörgenuß und der hier ausnahmsweise mal nicht in seiner üblichen Doppelfunktion als Sänger/Bassist tätig ist. So zupft Dave „The Beast“ Spitz (der Bruder des Anthrax Gitarristen Dan Spitz) die vier Saiten am Bass Bass, am Schlagzeug ist Eric Singer (später Gary Moore, heute bei Kiss) zugegen und Keyboarder Geoff Nichols, der seit Heaven And Hell unter „ferner“ lief, wurde nun auch offiziell ins Line Up aufgenommen.

Da, wie gesagt, Seventh Star von vornherein als ein Tony Iommi Solo Album konzipiert war, hat es mit den alten Sabbath Aufnahmen überhaupt nichts zu tun hat. Seventh Star orientiert sich stilistisch eher an die letzten Alben von Deep Purple und Gary Moore (aus der Sicht von 1986 gesehen) und wirkt erstaunlich frisch, der düstere Sound, den Sabbath so berühmt gemacht hatte, war entgültig passé. Stattdessen bekommt man ein amtliches Hard Rock Packet in einer seinerzeit so typischen L. A. Produktion serviert, die sicherlich ihresgleichen sucht.

Angefangen von dem schnellen Opener „In For The Kill“ über das nicht minder speedige „Turn To Stone“ bis hin zum treibenden „Danger Zone“…bei dem schweren Hammond Orgel unterlegtem „Angry Heart“ kommt Hughes bluesige Stimme am besten zum Tragen, wobei er aber auch solch eine Ballade wie „No Stranger To Love“ (dem bekanntesten Stück von diesem Album…hätte man Sabbath gar nicht zugetraut) meistert The Voice Of Rock ohne Probleme. Etwas schwerfällig hingegen fallen „Heart Like A Wheel“ und der Titeltrack „Seventh Star“ aus, wo Tony Iommi einmal mehr seinen Ruf als Riffmaster gerecht wird. Ebenfalls klasse gemacht das melancholische „In Memory“, quasi ein Love Song um eine Verflossene…wahrscheinlich handelt es sich hier um Lita Ford, mit welcher Iommi in den 80ern liiert war.

Die Bonus CD enthält Live Aufnahmen von der 1986er Seventh Star Tour, die man allerdings, mit Verlaub, getrost in die Tonne treten kann. Wenn man hierfür schon Bootlegs heranzieht, dann wäre Angry Heart von Cleveland Ohio (mit Glenn Hughes) sicher die bessere Wahl gewesen als die qualitativ schlechten Aufnahmen aus dem Londoner Hamersmith Odeon.

Geboten wird hier ein unvollständiges Konzert mit einigen lieblos zusammengeschusterten Nummern aus der Dio und der Ozzy Ära sowie Songs vom aktuellen Album Seventh Star. Neben dem miserablen Sound ist wohl auch der neue Sänger Ray Gillen (Hughes mußte während der US Tournee seinen Hut nehmen) der eindeutige Schwachpunkt, der für Sabbath Verhältnisse einfach nicht schmutzig genug klingt. Nicht daß man mich falsch versteht – Gillen hatte zweifelsohne seine Qualitäten, aber genausogut könnte man Michael Kiske bei Motörhead singen lassen…ihr wißt, was ich meine.

Fazit
Ein völlig untypisches Black Sabbath Hard Rock Album, bei dem Glenn Hughes unmißverständlich seinen Stempel aufdrückt. Wer mit Sabbath nicht sonderlich viel anfangen kann, sollte hier zumindestens mal reinhören, denn mit dem düsteren Image vergangener Tage hat diese CD absolut nichts mehr gemein. Aus meiner Sicht mit das Beste aus der Post-Ozzy Ära…allerdings rate ich euch aufgrund der miserablen Bonus CD eher zum Kauf der normalen Standard CD. Ist wesentlich billiger und klangtechnisch gibt es bei der Deluxe Edition keine wesentlichen Unterschiede.


Triviales

Seventh Star sollte ursprünglich mit mehreren Sängern (u. a. Ronnie James Dio, Rob Halford) aufgenommen werden. Letztendlich scheiterte das Vorhaben an rechtlichen Problemen

Wenige Tage vor dem Tourstart landet Glenn Hughes mit einer Halsverletzung (aufgrund einer Schlägerei) im Krankenhaus. Die daraus resultierenden Stimmbandprobleme zwingen ihn dazu, nach nur 5 Gigs das Mikro an den berühmten Nagel zu hängen. Hughes Stimme ist dermaßen im Eimer, daß bei seinem letzten Auftritt am 26. März in Worcester Keyboarder Geoff Nichols den Gesang übernimmt, während Glenn auf der Bühne nur den Mund auf und zu macht

Glenn Hughes wird anschließend durch den Amerikaner Ray Gillen ersetzt, mit dem die Tour zu Ende geführt wird

Denise Crosby (Enkelin von Bing Crosby) hat im Promo Clip zu „No Stranger To Love“ einen Gastauftritt

Seventh Star erschien in den USA nur als LP und ist als CD bis heute nur auf dem Importweg zu bekommen

Gordon Copley spielt Bass auf „No Stranger To Love“

Tony Iommi nimmt 1996 erneut mit Glenn Hughes einige Stücke auf, die von Bootlegern unter dem Namen Eight Star unters Volk gebracht werden

Ray Gillen verstirbt im Dezember 1993 an verschiedenen Begleitumständen, die mit seiner HIV Erkrankung einher gingen

Trackliste

CD 1:
In for the Kill
No Stranger to Love
Turn to Stone
Sphinx (The Guardian)
Seventh Star
Danger Zone
Heart Like a Wheel
Angry Heart
In Memory
No Stranger To Love (Alternative Version)

CD 2:
Mob Rules
Danger Zone
War Pigs
Seventh Star
Die Young
Black Sabbath
N.I.B.
Neon Knights
Paranoid

Rec. live Hammersmith Odeon, London 2. juni 1986

Line up
Glenn Hughes (voc) – CD 1
Ray Gillen (voc) – CD 2
Dave “The Beast” Spitz (bass)
Gordon Copley (bass on No Stranger To love)
Tony Iommi (guit)
Geoff Nichols (keyb)
Eric Singer (dr)



DISCOGRAPHY:

1970 - Black Sabbath
1970 - Paranoid
1971 - Master of Reality
1972 - Vol. 4
1973 - Sabbath Bloody Sabbath
1975 - Sabotage
1975 - We Sold Our Soul For Rock'n'Roll (Best of)
1976 - Technical Ecstasy
1978 - Never Say Die
1980 - Heaven and Hell
1981 - Mob Rules
1983 - Live Evil
1983 - Born Again
1986 - Seventh Star
1987 - Eternal Idol
1989 - Headless Cross
1990 - TYR
1992 - Dehumanizer
1994 - Cross Purposes
1995 - Cross Purposes Live
1995 - Forbidden
1996 - The Sabbath Stones (Best of)
1998 - Reunion
2002 - Past Lives
2002 - Symptom of the Univers (Best of)
2004 - Black Box
2007 - The Dio Years (Best of)

SQUEALER-ROCKS Links:

Black Sabbath - The Dio Years (CD-Review)
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