Squealer-Rocks.de DVD-Review
Twisted Sister - A December To Remember

Genre: Heavy Rock
Review vom: 01.12.2007
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Demomlition Records



Was war das für eine Aufregung in der Vorweihnachtszeit 2006, als Dee Snider und seine durchgeknallten Schwestern ein Album veröffentlichten, das nur aus Weihnachstliedern bestand. Zwar wurden alle christlichen Weisen in typischer Twisted Sister Manier eingerotzt und knallten schön heavy - rockig vors Nadelgehölz, doch mindestens zwei Drittel der schreibenden Zunft verneinte die Frage „Verstehen Sie Spaß“ und übertraf sich gegenseitg in der Boshaftigkeit ihrer Verrisse kurz vorm Fest der Liebe. Diesen Unmut konnte ich damals nicht verstehen und tue es heute noch weniger. Mann, Leute – Ihr kauft auch Platten, auf denen ein besoffener Onkel Tom „Kreuzberger Nächte“ grölt! Dagegen sind unsere Tunten aus New York ja schon fast Prog. Also, mal schön die Kirche im weihnachtlichen Dorf lassen.

Nun also die entsprechende DVD zur Twisted Christmas, die bereits im letzten Jahr aufgezeichnet wurde. Eigentlich sollten die Kritiker diesmal etwas entspannter reagieren, denn dieses Teil polarisiert deutlich weniger als der Audio Vorgänger. Zu sehen gibt es ein Konzert aus einem recht überschaubaren Club in New Jersey, dessen Fassungsvermögen ich mal auf 1500 schätze. Der Schuppen ist selbstredend voll bis unters Dach, die Stimmung dem Alter der Fans entsprechend (tja, unsere Jahrgänge moshen halt nicht in straftatähnlicher Form wild herum) und eine Sache wird nach ein paar Minuten überdeutlich: trotz Headliner Positionen in Wacken oder Balingen – Twisted Sister funktionieren in einem verschwitzten Club einfach am besten.
Das, was die Meckerpötte ruhig stellen sollte, ist die Setlist. Denn nach fast jedem Weihnachtslied intoniert die Band einen ihrer Klassiker. Zudem kommen die X- Mas Songs einen ganzen Zacken härter um die Ecke, als auf der CD. Sicher – im Grunde kann man es niemandem übel nehmen, es höchst peinlich zu finden, wenn Mr. Snider im Weihnachtsmann Kostüm die Bühne stürmt. Doch wenn das sympathische Großmaul am Ende des Openers „Have Yourself A Merrry Little Christmas“ in bester Ramones Manier „Ho, Ho, Ho – Let's go“ brüllt, sich die rote Kutte vom Leib reißt und zu den Klängen von „Shoot 'em Down“ im „Stay Hungry“ - Outfit die Meute zum kollektiven Hüpfen animiert, ist doch alles in Ordnung, oder?
Der Gig sollte in der Tat jeden Fan der Truppe zufrieden stellen, auch wenn er mit einer guten Stunde Spieldauer recht kurz ausgefallen ist. Diese Band ist halt immer noch ein absolut sehenswertes Ereignis. Mittelpunkt ist natürlich Dee Snider, dessen Unterhaltungswert so hoch ist, dass er es schafft, eine mehrminütige Rede über Socken (!) als unnützes Weihnachtsgeschenk zu halten, ohne dabei zu einer Sekunde langweilig zu sein. Zweites optisches Highlight ist - auch wie immer - Marc „The Animal“ Mendoza, auf dessen Art Bass zu spielen ich diesmal nicht eingehen möchte, da ich es schon in vergangenen TS Reviews zur Genüge getan habe. Nur soviel noch: dieser wandelnde Kubikmeter ist nicht einfach nur cool, er hat die Coolness erfunden! Eine echte Überraschung stellt für mich diesmal Drummer A.J. Pero dar, der wirklich ein sehr Guter seines Fachs ist, was bei der recht simplen Musik der Sisters in der Vergangenheit vielleicht nicht so zur Geltung gekommen ist.
Über die Darbietung solch unsterblicher Perlen wie „You Can't Stop Rock'n'Roll“ oder „I Wanna Rock“ noch große Worte zu verlieren, hätte was mit den berühmten Eulen und den Griechen zu tun, also nenne ich noch zwei Höhepunkte, die bei einem TS Konzert nicht unbedingt alltäglich sind: da wäre einmal die unheimlich starke Version des bombenstarken Songs „Burn in Hell“, der ironischerweise erst bei den Reunion Gigs den Weg in das Set gefunden hat und die kultige Zugabe „Heavy Metal Christmas“, den die komplette Band vorne am Bühnenrand in einer feucht – fröhlichen Fassung zum Besten gibt.
Die Bildqualität des Mitschnitts ist absolut in Ordnung, leidet aber streckenweise etwas unter dem überpräsenten Rot, da selbst die Marshall Türme weihnachtlich dekoriert sind. Der Sound ist ebenfalls prima, ist höchst authentisch und kommt ohne jegliche Overdubs daher. Erfreulicherweise wird die DVD im PAL Verfahren ausgeliefert.
Als Extras gibt es den Song „Oh, Come All Ye Faithful“ gleich zweimal als Clip zu sehen. Die erste Fassung bietet ein typisches 80er Jahre Filmchen: Spießer Typ schenkt Spießer Lady eine TS CD, die Schicki – Micki Olle ist standesgemäß empört, plötzlich stehen Twisted Sister im noblen Wohnzimmer und rocken alles in Grund und Boden. Die zweite Version ist ein Zeichentrick Streifen im Simpsons Stil. Dazu gibt's noch eine Studio Aufnahme der schweinegeilen „Heavy Metal Christmas“, wo man Dee Snider und Jay Jay French mal ohne ihre Perücken zu sehen bekommt. Hier wird außerdem der Beweis erbracht, dass Mendoza tatsächlich Bass spielen kann. Sehr nett. Das angegebene Interview ist dagegen reiner Etikettenschwindel und nichts weiter als eine TV Werbung fürs Album. Der „Mendozas Choir“ ist dann noch eine Hommage an die Fans, die einige Chöre auf dem Album eingesungen haben.
Das werbewirksame „Uncensored“ begründet sich lediglich dadurch, dass Dee an einer Stelle „I Saw Mommy Blowing Santa Claus“ singt und eine entsprechende Handbewegung macht. Das reicht, um in den Staaten auf dem Index zu landen. So sind 'se halt, die Amis. Alles in Allem ein schönes Scheibchen, an dem mich lediglich der Preis stört. Da sollte das Label mal über einen fanfreundlicheren Salär nachdenken. Für 22 Euro ist hier vergleichsweise wenig Stoff drauf. (Insgesamt ca. 90 Minuten).
Tracklist:
01 Have Yourself A Merry Little Christmas
02 Shoot 'Em Down
03 I Saw Mommy Kissing Santa Claus
04 The Fire Still Burns
05 You Can't Stop Rock & Roll
06 White Christmas
07 The Price
08 Oh Come All Ye Faithful
09 I'll Be Home For Christmas
10 Burn In Hell
11 Silver Bells
12 I Wanna Rock
13 Heavy Metal Christmas (The Twelve Days Of Christmas)
14 We're Not Gonna Take It
Extras:
Oh Come All Ye Faithful - Video Clip
Oh Come All Ye Faithful - Video Clip
Heavy Metal Christmas – Studio Version
Interview
Mendozas Choir
Line Up:
Dee Snider – Vocals
Jay Jay French – Guitar
Eddie Ojeda – Guitar
Marc „The Animal“ Mendoza – Bass
A. J. Pero - Drums

DISCOGRAPHY:

1982 - Under The Blade
1983 - You Can't Stop Rock 'N' Roll
1984 - Stay Hungry
1984 - Stay Hungry (VHS)
1985 - Come Out And Play
1985 - Come Out And Play (VHS)
1987 - Love Is For Suckers
1992 - Big Hits And Nasty Cuts (Best Of)
1994 - Live At Hammersmith (Live)
1999 - Club Daze Vol I - The Studio Sessions (Compilation)
2001 - Club Daze Vol II - Live At The Bars (Compilation)
2005 - Live At Wacken – The Reunion (DVD)
2004 - Still Hungry
2006 - A Twisted Christmas
2007 - A December To Remember (DVD)

SQUEALER-ROCKS Links:

Twisted Sister - Remastered (5 Alben) (CD-Review)
Twisted Sister - Still Hungry (CD-Review)
Twisted Sister - A Twisted Christmas (CD-Review)
Twisted Sister - Club Daze Vol. 1 - The Studio Sessions (Re - Release) (CD-Review)
Twisted Sister - You Can't Stop Rock'n'Roll (Re - Release) (CD-Review)
Twisted Sister - Come Out And Play (Re - Release) (CD-Review)
Twisted Sister - Love Is For Suckers (Re- Release) (CD-Review)
Twisted Sister - Under the Blade (Re - Release) (CD + DVD) (CD-Review)

Twisted Sister - Live At Wacken / The Reunion (DVD-Review)
Twisted Sister - A December To Remember (DVD-Review)


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