Squealer-Rocks.de CD-Review
Twisted Sister - A Twisted Christmas

Genre: Hard Rock
Review vom: 10.12.2006
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Riesenaufregung in der Szene: die (angeblich) letzte Twisted Sister Scheibe ist keine mit neuen Songs, sondern ein Weihnachtsalbum! Empörung, wo man nur hinschaut; von Verrat und Verarsche wird geplärrt und als Krönung gibt’s in Deutschlands größter Metal Gazette noch den Titel „Arschbombe des Monats“. Na, nun wollen wir doch mal auf dem Teppich bleiben, uns die Sache mit etwas Abstand betrachten und die entsprechenden Umstände in die Bewertung mit einfliessen lassen:

Dee Snider ist nämlich nicht nur eine Großschnauze, sondern auch eine ehrliche Haut. So erzählt er freimütig, dass Twisted Sister schlicht und ergreifend kein Label in den Staaten finden, welches bereit ist ein Album mit neuen Stücken zu finanzieren. Zunächst mal müsste sich die Band wieder einen Bekanntheitsgrad erspielen – und wie würde das im „Santa Claus Land“ besser gehen, als mit einer Weihnachtsscheibe? Weiter parliert Mr. Snider, dass es bei entsprechendem kommerziellen Erfolg dann auch wieder ein reguläres TS Album gibt. So sieht es nun mal aus im harten Rock Business.

Widmen wir uns also nun dem Gegenstand aktueller – und kommender - hitziger Diskussionen: auch wenn die Idee mittlerweile steinalt ist, ist es doch immer wieder eine Wohltat inmitten der permanenten, nervigen „Mary’s Boy Child“ und schwuchteligen „Last Christmas“ Beschallung mal weihnachtliches Liedgut in rockigen Versionen zu hören. Zudem gehört die CD von Dee und seinen Schwestern zu den besseren Veröffentlichungen dieser Kategorie.

Die Band präsentiert die ganze Geschichte nämlich mit einer gehörigen Portion Humor und Selbstironie. Klugerweise hat man zwei der Höhepunkte direkt an den Anfang des Albums gestellt. Die erste Nummer „Have Yourself A Merry Little Christmas“ beginnt kitschig – schräg mit Trompeten, wird anschliessend schleppend bis heavy und verwandelt sich im letzten Drittel in eine Abgehnummer. Garniert wird dieser wirklich coole und witzige Song durch die weihnachtliche Adaption des alten Ramones Schlachtrufs in „HO, HO, HO – let’s go!“

Bei Track Nummer Zwo wird so mancher Musikfreund an seinem Verstand, respektive an seinem Gehör zweifeln. „Oh Come All Ye Faithful“ hört sich ja genauso wie „We’re Not Gonna Take It“ an. Richtig, Leute! Dee Snider hat nämlich mit einem verschmitzten Lächeln eingestanden, dass die Melodie des Mega Hits von eben diesem Weihnachtslied „inspiriert“ ist. In einem grandiosen Beispiel an Selbstverarschung wird hier dann auch das Drum Intro und das Gitarren Solo des Gassenhauers mit eingebaut. Also, Ihr Brüder – nun wissen wir’s. Auf jeder zünftigen Metal Party haben wir „Oh, kommet, Ihr Christen“ lauthals mitgebrüllt, ohne es zu wissen.

Das jedoch nicht alles witzig ist, was so gemeint ist, erleben wie bei „White Christmas“. Die musikalische Umsetzung des bekanntesten Weihnachtsliedes der Erde ist durchaus genial: schön hart, fast schon punkig. Als jedoch Doro Pesch ihre Strophe in DEUTSCH singt, schnellt der Peinlichkeitsfaktor in Richtung Unendlichkeit.

Da überzeugt die aus dem Ruhestand zurückgekehrte Lita Ford doch schon mehr. In „I’ll Be Home For Christmas“ überzeugt die altehrwürdige Rock Lady mit subtilem Pathos.

Zum Ende gibt’s dann nochmal Kult – Alarm mit der „Heavy Metal Christmas“. Hier tönen die Sisters wie seinerzeit die legendären Mentors und man stellt sich einen Weihnachtsbaum aus Bierflaschen vor, der im Laufe des Abends immer kleiner wird…

Ob man so eine Platte braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Da auch die Produktion extrem roh gehalten ist und voll in Richtung „Under The Blade“ geht, spreche ich dem Album einen hohen Kultfaktor zu. Macht Spass, datt Ding!

In diesem Sinne: WE WISH YOU A TWISTY CHRISTMAS AND A TWISTED NEW YEAR!

Tracklist:
1. Have Yourself A Mery Little Christmas
2. Oh Come All Ye Faithful
3. White Christmas
4. I’ll Be Home For Christmas
5. Silver Bells
6. I Saw Mommy Kissing Santa Claus
7. Let It Snow
8. Deck The Halls
9. The Christmas Song
10. Heavy Metal Christmas

Line up:
Dee Snider (v)
Jay Jay French (g)
Eddie Ojeda (g)
Marc “The Animal” Mendoza (b)
A.J. Pero (d)

DISCOGRAPHY:

1982 - Under The Blade
1983 - You Can't Stop Rock 'N' Roll
1984 - Stay Hungry
1984 - Stay Hungry (VHS)
1985 - Come Out And Play
1985 - Come Out And Play (VHS)
1987 - Love Is For Suckers
1992 - Big Hits And Nasty Cuts (Best Of)
1994 - Live At Hammersmith (Live)
1999 - Club Daze Vol I - The Studio Sessions (Compilation)
2001 - Club Daze Vol II - Live At The Bars (Compilation)
2005 - Live At Wacken – The Reunion (DVD)
2004 - Still Hungry
2006 - A Twisted Christmas
2007 - A December To Remember (DVD)

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Twisted Sister - Remastered (5 Alben) (CD-Review)
Twisted Sister - Still Hungry (CD-Review)
Twisted Sister - A Twisted Christmas (CD-Review)
Twisted Sister - Club Daze Vol. 1 - The Studio Sessions (Re - Release) (CD-Review)
Twisted Sister - You Can't Stop Rock'n'Roll (Re - Release) (CD-Review)
Twisted Sister - Come Out And Play (Re - Release) (CD-Review)
Twisted Sister - Love Is For Suckers (Re- Release) (CD-Review)
Twisted Sister - Under the Blade (Re - Release) (CD + DVD) (CD-Review)

Twisted Sister - Live At Wacken / The Reunion (DVD-Review)
Twisted Sister - A December To Remember (DVD-Review)

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