Squealer-Rocks.de CD-Review
Gotthard - Lipservice

Genre: Hard Rock
Review vom: 29.05.2005
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Gotthard sind ein Streitfall, soviel ist sicher. Nach dem Überalbum „G.“ änderte sich ihr Stil relativ abrupt, der Härtegrad wurde zurückgefahren, was sich finanziell auch prompt in bare Münze umwandelte. Seitdem sammeln die Eidgenossen Auszeichnungen am Fließband, während Fans der ersten Stunde die Entwicklung der Schweizer eher skeptisch begutachten.

Die Vorankündungen von „Lipservice“ ließen keinen eindeutigen Schluss zu. Mal wurde von einem Album „back to the roots“ gesprochen, ein andermal moderne Töne in Aussicht gestellt. Außerdem hat sich ja einiges getan im Gotthard-Land, Gitarrist Mandy Meyer wurde von Freddy Scherer ersetzt, und in ihrer Heimat vertreiben die Schweizer ihre Werke nunmehr gar über ein eigenes Label. Jetzt rotiert die heiß ersehnte Promo endlich im Player, und es macht sich Zufriedenheit breit beim skeptischen Schreiberling. Beginnen wir beim Namen: Mit „Lipservice“ wurde endlich ein Titel gefunden, der auch in Punkte Zweideutigkeit die Nachfolge von „G.“ antreten kann.

Viel wichtiger als der Titel ist natürlich die Mucke, und da lassen sich Gotthard nicht lumpen. Insbesondere das Eröffnungs-Trio mit „All I Want“ (Rock’n’Roll-Nummer mit Led Zeppelin-Drum-Intro), „Dream On“ (hätte auch auf „G.“ ne gute Figur abgegeben) und der eingängigen Single „Lift U Up“ machen die Schweizer keine Gefangenen, das rockt! Und, auch wenn die Power der 3 ersten Songs nicht vollständig gehalten wird, zieht sich doch ein Stil wie ein roter Faden durch die Scheibe, mit dem sich auch alte Hardcore-Fans wieder mit ihrer Band vereinen dürften: Traditionelle Hardrock-Töne, mal voll auf die Zwölf, mal etwas dezenter, mischen sich mit einem modernen Anstrich, der die Songs sehr zeitgemäß wirken lässt. Von einem Mainstream-Album jedenfalls kann man bei „Lipservice“ nicht mehr sprechen, wenngleich die Schweizer sich die Chart-Optionen verständlicherweise nicht nehmen lassen.

Streitfall Nummer Zwei sind die Gotthard’schen Balladen, und das wird sich mit dem neuen Album sicher nicht ändern. Nehmen wir „Everything I Want“, legitimer Nachfolger von Tränentreibern a la „Heaven“ oder „Let It Rain“. Klar, es ist Kitsch, kein Zweifel daran. Aber, Leute, mal ehrlich, Kitsch kann so schön sein, wenn wir mal die grundsätzliche Ablehnung beiseite lassen und einem begnadeten Frontmann namens Steve Lee lauschen, der nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt zu den Besten gehört. Ich jedenfalls steh drauf, und außer Bon Jovi (jaja, das steh ich auch drauf, hehe) macht das keiner besser!

Fazit: Sehen wir’s, wir es ist – „G.“ ist Vergangenheit, und die Band selbst hat sicherlich keinerlei Interesse daran, die Zeit zurückzudrehen. Mit „Lipservice“ haben sie jedenfalls für meine Ohren ihr bestes Album seit eben jenem Dampfhammer abgeliefert, eine Klasse besser als der Vorgänger „Human Zoo“. Modell mit Perspektive, würde ich sagen!


Tracklist:
01. All We Are
02. Dream On
03. Lift ‘U’ Up
04. Everything I Want
05. Cupid Arrow
06. I Wonder
07. I’m Alive
08. I’ve Seen An Angel Cry
09. Stay For The Night
10. Anytime Anywhere
11. Said & Done
12. The Other Side Of Me
13. Nothing Left At All
14. And Then Goodbye

Lineup:
Steve Lee (v)
Leo Leoni (g)
Freddy Scherer (g)
Marc Lynn (b)
Hena Habegger (d)

DISCOGRAPHY:

1992 – Gotthard
1994 – Dial Hard
1996 – G.
1997 – DeFrosted
1999 – Open
2001 – Homerun
2002 – One Life (Best Of)
2003 – Human Zoo
2004 – One Team One Spirit (Best Of)
2005 – Lipservice
2006 - Made In Switzerland - Live In Zürich (CD/DVD)
2007 - Domino Effect
2009 - Need to Believe

SQUEALER-ROCKS Links:

Gotthard - G. (CD-Review)
Gotthard - Human Zoo (CD-Review)
Gotthard - Lipservice (CD-Review)
Gotthard - One Team, One Spirit (CD-Review)
Gotthard - Need to Believe (CD-Review)
Gotthard - Firebirth (CD-Review)
Gotthard - Bang! (CD-Review)

Gotthard - Made In Switzerland (DVD-Review)

Status Quo / Gotthard / Morris - Emden, Nordseehalle (Live-Review)Gotthard und Axxis - Herne, Gysenberghalle (Live-Review)

Marc Lynn von Gotthard (Interview)
Freddy Scherer von Gotthard (Interview)
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