Squealer-Rocks.de Live-Review
Status Quo und Gotthard (02.10.2005, Emden, Nordseehalle, Maddin)

Als ich die mit ca. 1500 Leuten ansehnlich gefüllte Nordseehalle betrat war ich mir sicher, mit den gut 300 Kilometern vom Kohlenpott an die Küste die längste Anfahrt aller Anwesenden gehabt zu haben. Weit gefehlt! Wir sind hier ja schließlich bei Quo! Eine Truppe absoluter Maniacs war aus dem sonnigen Barcelona ins kühle Emden gereist. Ein weiteres (bekanntes) Phänomen war wieder einmal die Tatsache, dass viele Altfans ihren ca. 9-10 jährigen Nachwuchs mitschleppten und dieser stolz auf Papis Schultern mitrockte. Natürlich stilecht in "Quo Junior“ T – Shirts gewandet. So sieht gute Erziehung aus!

Eine halbe Stunde vor dem angegebenen Beginn legten Morris bereits um halb acht los. Der gefühlvolle, sehr melodiöse Rock, der mir bis dahin völlig unbekannten Band, kam beim Publikum recht gut an, und es gab bedeutend mehr als den üblichen Höflichkeitsapplaus. Die Jungs durften eine gute halbe Stunde über einen absolut perfekten Sound und anständiges Licht verfügen, und Bandkopf Wayne Morris machte sich mit seinen, in gebrochenem Deutsch vorgetragenen, sehr witzigen Ansagen viele neue Freunde.



Das Besondere an dem Gig in Emden war, dass man hier noch die Schweizer Gotthard als very Special Guest mit im Gepäck hatte.

Tja – was soll ich sagen? Gotthard sind wieder eine richtige Rockband geworden! Vorbei die Zeiten als man mit zwar keineswegs schlechten, aber wenig kraftvollen Alben unterwegs war und sich die Meute vor der Bühne aus immer weniger Rockfans, dafür jedoch immer mehr hyper – gestylten Damen zusammensetzte, die in der Dorfdisco wohl besser aufgehoben sind.

Zwar ist die Band auch zu dieser Zeit live immer eine Macht gewesen, wirkte manchmal aber etwas zu professionell und glatt.

Egal, alles vergessen. Die Power der ersten drei Scheiben ist mit "Lipservice“ sowohl auf CD wie auch live wieder zurückgekehrt.

So wurde während des gut einstündigen Auftritts auch fast der gesamte neue Longplayer geboten. Die Stücke zündeten live noch besser als auf Tonträger, was zum Einen an dem perfekten Sound und zum Anderen an Steve Lees grandioser Gesangsleistung lag. Kein Ton, den er nicht perfekt traf! Umso bemerkenswerter, dass er zudem noch eine absolut mitreißende Bühnenperformance hinlegte. Die bot übrigens auch der Rest der Band. Während man über das Bühnentier Leo Leoni keine Worte mehr verlieren zu braucht, muss unbedingt Freddy Scherer an der 2. Klampfe erwähnt werden, der den zu Krokus abgewanderten Mandy Meier ersetzt. Eine enorme Bereicherung, wirkt er doch im Gegensatz zum etwas statisch agierenden Meier wie eine Frischzellenkur für die Band.

Einziger Wermutstropfen des perfekten Gigs war lediglich der Umstand, dass aufgrund des massiven Anteils neuer Songs, bis auf das Purple Cover "Hush“ kein Song der ersten beiden Scheiben gespielt wurde. Das sollte sich auf der Headlinertour Ende des Jahres aber ändern – denn da will ich mindestens 2 Stunden Gotthard hören und sehen!!



Und dann? Same procedure as every Year! Die im Vorfeld angekündigten (oder waren es nur Spekulationen der Fans?) Überraschungen in der Setlist aufgrund des 40 – jährigen Bandjubiläums blieben fast komplett aus. Lediglich das Medley im Zugabenblock variiert von Konzert zu Konzert. So gab es in Emden statt "Rockers Rollin“ und "Juniors Wailing“, "Little Lady“ und "Big Fat Mama“ (auszugsweise) zu hören.

Sicher, auch ich hätte mir so manchen Klassiker wie z.B. "Slow Train“ gewünscht. Aber prinzipiell ist es auch egal was Quo spielen – Hauptsache sie spielen!

Denn so wie sie es tun, tut’s keine andere Band auf der Welt. Wer Status Quo noch nie live gesehen hat, hält mich jetzt für einen Spinner. Wer Rossi und Parfitt jedoch schon mal livehaftig erlebt hat, wird jetzt nur bestätigend nicken.

Leute – es hat schon seinen Grund, warum die Fans seit Jahrzehnten immer wieder und wieder zu den Konzerten rennen! Auch wenn es jedes Mal das Gleiche ist.

Nach jedem Gig sage ich: "Mensch, heute waren die Jungs aber gut drauf!“. Waren sie nicht! Die sind immer so. Es gibt keine schlechten Live Shows dieser Kapelle. Es ist schier unbegreiflich mit welcher Spielfreude diese gestandenen Altrocker Hits wie "Caroline“ zum wahrscheinlich 5000. Mal in die Menge feuern. Man merkt, dass die Musiker jeden einzelnen Song wirklich lieben.



Vom neuen Album "The Party ain’t over yet“ wurde neben dem Titelsong noch der steinharte Blues "Belavista Man“ gespielt. Da der neue Output zwar schön in die alte Richtung geht, jedoch nicht so stark wie der Vorgänger "Heavy Traffic“ ist – der mit 3 Songs bedacht wurde – ist diese Anzahl an neuen Stücken akzeptabel.

Optischer Höhepunkt der Show war wieder mal die Performance bei der Uralt Nummer "Gerdundula“, die schon fast als Comedy Einlage bezeichnet werden kann.

Klangtechnisch war auch alles zur vollsten Zufriedenheit – laut, aber klar -, lediglich die Stimmung im Auditorium war nicht immer so, wie es dieser Legende würdig wäre. Ist wohl die norddeutsche Zurückhaltung.

Ach, ja – wie buchstabiert man Rock’n’Roll?

S-T-A-T-U-S Q-U-O!!



Setlist:

Caroline

Something ‚bout you Baby I Like

The Wanderer

4500 Times

Rain

The Oriental

Creepin up on you

All stand up

Belavista Man

The party ain’t over yet

Mistery Medley

Gerdundula

Roll over lay down

Down Down

Whatever you want

Rockin’ all over the World



Zugabe:

Medley (u.a. What’s your proposing, Dear John)

Rock’n’Roll Music (Auszug)

Bye Bye Johnny



Links: [Status Quo]