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Test

Beitrag von Eric vom 05.08.2021

Ich bin sie so leid, ich sage es frei heraus. Die Schwurbler, die Leugner, die "Querdenker", die Schwätzer, ich bin sie so unfassbar leid.

Niemand, wirklich niemand mit einem Funken offenen Verstandes kann eine Impfung ablehnen aus Angst vor Impfschäden, und dafür im Gegenzug ernsthaft eine Krankheit wie Corona in Kauf nehmen. Die "Fakten" der Schwurbler haben wir alle gehört, bis zum erbrechen, wahrer werden sie in Dauerrotation nicht, aber sie ermüden. Sie nerven. Sie gehen einem auf den Sack. Die Schwätzer, die genüsslich rauchen, übergewichtig sind, zu viel Alkohol trinken, keinen Sport treiben, sich eine Paracetamol reinwerfen, wenn die Hirse weh tut (mal den Beipackzettel gelesen?), aber beim Thema Impfung reflexartig was von "Spätfolgen" und "unfruchtbar, hab ich auf Facebook gelesen" brabbeln. Darauf einen Dujardin! Ich bin sie leid!

Wo wir dabei sind: Ebenso leid bin ich die Versteher und Relativierer. Hallo, Herr Kubicki! Man dürfe keinen Druck aufbauen, das wäre gaaaanz schlecht, man müsse überzeugen, mit Bratwürsten oder niederschwelligen Impfangeboten. Nein, muss man nicht! Unabhängig davon, dass die Reitschuster & Co-Klientel ohnehin für jedes faktenbasierte Gespräch verloren ist: Ich muss die Schwurbler nicht verstehen, ich muss ihr Geschwätz nicht relativieren und wenn ich mich ihretwegen wie zig Millionen Anderer weiterhin einschränken soll? Ja, dann soll der Staat verdammt noch mal Druck aufbauen!

Indirekte Impflicht, schmettert es dir empört entgegen, und irgendwas mit Grundrechten war da auch. Hirn einschalten, mehr denken und weniger quer, und ihr werdet erschrocken feststellen: Unser Leben ist voll von indirektem Zwang. Der indirekte Zwang, einen Führerschein zu machen, wenn ich unbedingt ein Auto fahren will, obwohl ich knapp bei Kasse bin und mir den Lappen gar nicht leisten kann. Der indirekte Zwang zum Studium, wenn ich unbedingt Anwalt werden will und obwohl ich auf studieren so gar keinen Bock habe. Unser Leben ist voll davon. Niemand muss Anwalt werden. Niemand muss Auto fahren. Aber wenn man es tun will, dann beugt man sich dem Zwang und erfüllt die Voraussetzungen. Oder man lässt es, obacht: freies Land!

Der Fußballverein meiner Wahl hat am Montag ein Heimspiel. 20.000 Tickets dürfen dafür verkauft werden, nach der Inzidenz vor ein paar Tagen. Heute jedoch, 4 Tage vorher, ist die Inzidenz über die nächste Hürde gesprungen. Drei Tag abwarten, und einen Tag vor dem Spiel gilt dann plötzlich: Sorry, Pech gehabt, dürfen doch nur 5.000 rein. Wenn aber schon 20.000 Tix verkauft sind? Was für ein albernes Durcheinander. Ein Durcheinander, das sich im übrigen an jedem Wochenende in zig Stadien in unserem Land wiederholen wird, die ganze Saison. Dabei ist die Lösung so unfassbar simpel: 20.000 Geimpfte dürfen rein, fertig.

Der Herbst wird heiß. Spätestens, wenn die Zahlen wieder durch die Decke gehen, spätestens, wenn das böse L-Wort wieder über die politische Landkarte geistert: Spätestens dann wird sich jeder Hotelier, jeder Gastronom, jeder Kneipier und viele andere sehr genau überlegen, was zu tun ist. Und spätestens dann wird an vielen Türen das Schild "Zutritt nur für Geimpfte" hängen.

Wird das die Gesellschaft spalten? Natürlich wird es das. Aber darauf kommt es nicht mehr an. Die Spaltung vollzieht sich ohnehin, und sie ist nicht mehr aufzuhalten, den asozialen Medien sei Dank. Hetze, Hass, Shitstorm, Berufsempörung: Facebook, Twitter & Co führen uns gesellschaftlich in ein düsteres Zeitalter. Moderate, wohlüberlegte Zwischentöne gehen unter im der Kakophonie der grellen Empörung zwischen Schwarz und Weiß, Links und Rechts, Gutmensch und Nazi, ein jeder in seiner Wohlfühlblase umgeben von Gleichdenkenden wird auf das feindliche Gegenüber gefeuert aus allen Rohren.

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