Jim Peterik von Pride Of Lions
(18.03.2007, Interview geführt von Maddin)
Große Ehre für Squealer-Rocks.de! Mit Jim Peterik hat sich eine echte Rock Legende bereit erklärt, uns Rede und Antwort zu stehen. Auch wenn es nahezu unumgänglich ist, im Gespräch mit Jim irgendwann auf seinen größten Hit "Eye Of The Tiger" zu kommen, hat das sympathische Allroundtalent doch genügend andere höchst interessante und humorvolle Dinge zu erzählen.
Vorrangiges Thema ist zur Zeit sowieso das neue Pride Of Lions Album "The Roaring Of Dreams", welches in der Melodic Rock Szene absolute Maßstäbe setzt und selbst in beinharten Metal Kreisen zum absoluten Party Hit avanciert ist
Squealer – Rocks: Hi Jim! Zunächst mal Gratulation zum neuen Album.
In meinen Augen ist Euch nicht nur das beste Pride of Lions Album, sondern die beste Melodic Rock Scheibe seit Survivor’s legendärem „Vital Signs“ gelungen.
Wie sieht’s bei Dir aus? Bist Du hundertprozentig zufrieden mit dem Album oder würdest Du im Nachhinein gerne noch etwas ändern?
Jim Peterik: Vielen Dank! Dieses Kompliment hat mir den kompletten Tag versüßt.
In der Tat: Ich bin mit diesem Album so glücklich wie noch bei keinem anderen zuvor.
Die Aufnahmen liefen wie geschmiert und haben einen Riesenspaß gemacht. Die Band hat so gut wie noch nie harmoniert.
Jetzt im Moment würde ich absolut nichts mehr ändern wollen. Ich finde auch den Sound schön druckvoll. Larry (Millas, Co – Produzent und Toningenieur) hat den besten Job seiner Karriere abgeliefert.
Squealer – Rocks: Wie ging das Songwriting vonstatten? Waren die anderen Bandmitglieder auch daran beteiligt oder hast Du wieder alles alleine komponiert?
Jim Peterik: Ich habe die Stücke alle im Alleingang geschrieben, weil ich ganz konkrete Vorstellungen über die Art der Songs hatte. Durch den Input der anderen Jungs haben sich die Stücke aber natürlich noch etwas verändert.
Eine Sache, die ich übrigens sehr begrüße! Denn erst dadurch, dass der Rest der Truppe seine Ideen mit einbringt, entsteht ein wirklich großartiges Album.
Squealer – Rocks: Apropos Rest der Truppe: „The Roaring of Dreams“ ist nun das dritte Album mit einem beständigen Line - Up.
Sind Pride of Lions eine „richtige“ Band, mit dem Mastermind Jim Peterik oder lediglich ein „Jim Peterik Projekt“ mit festen Mitgliedern?
Jim Peterik: Defintiv eine Band! In den letzten Jahren gab es nämlich nicht nur angenehme Dinge für uns, sondern auch einige harte Bewährungsproben, wo wir uns als echtes Team beweisen mussten.
Es überwiegen aber natürlich die schönen Seiten. Die Typen sind nämlich alles tolle Kerle, mit denen man auf Tour oder im Studio einen Riesenspaß hat.
Und natürlich Super – Musiker!
Squealer – Rocks: Mit wie vielen fertigen Songs seit Ihr ins Studio gegangen?
Jim Peterik: „Faithful Heart“ habe ich bereits in den 80ern angefangen zu schreiben, aber erst im letzten Jahr fertig gestellt. Alle anderen Nummern sind ebenfalls 2006 komponiert worden. Ein paar Songs habe ich während der Aufnahmen zum Album komplett im Studio komponiert.
Ein paar Lieder wollte Serafino (Perugino, Excecutive Producer und Labelboss von Frontiers) partout nicht auf der Platte haben und lehnte sie einfach ab.
Dieser Typ ist echt knallhart zu mir!
Also unterbrach ich die Aufnahmen, flüchtete in mein Häuschen nach Michigan und schrieb die beiden Nummern „Deiying Gravity“ und „Let Me Let You Go“ in nur 2 Tagen.
Ich liebe diesen Druck, gezwungen zu sein, in kürzester Zeit gute Qualität abzuliefern.
An solchen Herausforderungen habe ich wirklich Spass!
Squealer – Rocks: In der ersten Strophe des Openers „Heaven On Earth“ hört man dich beim Wort „Life“ lachen. War das so geplant oder ist dies auf eine lustige Begebenheit im Studio zurückzuführen?
Jim Peterik: Mann, Du bist echt der erste, der mich darauf anspricht.
Toby (Hitchcock, Sänger) wollte, dass ich das wieder lösche, aber ich hab’s drauf gelassen, weil es irgendwie authentisch und natürlich klingt.
Als ich diesen Part eingesungen habe, schaute ich durch die Scheibe vom Aufnahmeraum und sah meinen Sohn Colin mit einem riesigen Strohhut auf dem Kopf – da konnte ich mich nicht mehr beherrschen und musste lachen.
Squealer – Rocks: Der Song „Tall Ships“ ist für Pride Of Lions etwas untypisch.
Die Gitarre, das Drumming und das “Nebelhorn” - das alles klingt für mich schon fast wie ein Tribut an The Who.
Jim Peterik: Da hast Du recht, das Stück ist hundertprozentig The Who inspiriert. Pete Townsend ist einer meiner absoluten Helden.
Das „Nebelhorn“ soll beim Hörer Bilder hervorrufen, wie die alten, großen Schiffe vom Meer kommen und in den Hafen einsegeln.
Ich sagte Eddie (Breckenfeld, Drummer), er solle versuchen, genauso wie Keith Moon zu spielen.
Da dies einer seiner Helden ist, erledigte er diese Aufgabe natürlich mit großem Spass.
Squealer – Rocks: Toby singt auf dem neuen Album etwas druckvoller und aggressiver als früher, was ich natürlich sehr geil finde. Ist das eine Art „natürliche Entwicklung“ oder war es Dein Wunsch, dass er etwas mehr Power in seinen Gesang legt?
Jim Peterik: Ich glaube, dass so langsam seine Erfahrung zum Tragen kommt. Als ich ihn kennen gelernt habe, war er jung und noch „grün hinter den Ohren“. Doch mit jedem Album wird er erwachsener und sein Gesang gewinnt an Tiefe und Intensität.
Bei diesem Album hat er auch ein neues Verständnis zu den Texten entwickelt – er hat sie sich quasi „einverleibt“.
Ich habe ihm zu jedem Song erklärt, welche Gefühle ich damit verbinde und er hat das perfekt umgesetzt.
Squealer – Rocks: Mit “Music and Me” und “The Gift of Song” hatte jedes der ersten beiden POL Alben seine Mini – Oper.
Diesmal heisst das kleine Meisterwerk „Turnaround“ und zum ersten Mal überlässt Du den Gesang komplett der Hitchcock Familie. Neben Toby singt seine kleine Schwester Tori und macht einen verdammt tollen Job!
Wer kam auf die Idee eine weibliche Stimme in einen POL Song mit einzubringen?
Jim Peterik: Es war Serafinos Idee, eine weibliche Stimme in den Song zu nehmen und ich habe dann Tori vorgeschlagen. Sie ist wirklich eine großartige Sängerin und ich werde wahrscheinlich noch in diesem Jahr ein Album, auf dem Toby und Tori zusammen singen, produzieren.
Bisher gibt es auch nur positive Reaktionen zu ihrem Part.
Squealer – Rocks: Jim, Du bist der Produzent des neuen Albums, Larry Millas ist Co – Producer und Serafino Perugino ist Executive Producer.
Ich habe diesen Unterschied noch nie verstanden. Also nutze ich doch mal frech die Gelegenheit, um ihn mir von einem alten Hasen aus dem Rock Business erklären zu lassen.
Jim Peterik: Der Produzent – in diesem Fall ich - ist der Typ, bei dem letztendlich die Verantwortung liegt. Wenn die Platte Schrott ist, ist es seine Schuld; ist das Album toll, ist er ein Held.
Der Co – Producer – in diesem Fall Larry – ist mein zweites Paar Ohren. Er bringt mich gelegentlich auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn ich mal „abhebe“. Und wenn nötig, verpasst er mir auch mal einen Arschtritt.
Der Executive Producer – hier Serafino – treibt das nötige Geld auf.
Er entscheidet letztendlich auch, welche Songs auf das Album kommen und entscheidet über einzelne Song - Sequenzen, die evtl. unpassend sind.
Ausserdem bestimmt er über die generelle Ausrichtung er Platte.
Squealer – Rocks: In den 80ern wäre Eure neue Scheibe ein Chartbreaker. Heutzutage ist es hier in Deutschland so, dass Melodic Rock schon fast eine Underground Bewegung ist.
Selbst Bands wie Journey spielen hier in Clubs vor weniger als tausend Leuten.
Wie sieht es diesbezüglich in den Staaten aus?
Jim Peterik: Die großen alten Bands füllen hier große Clubs und auch mal Hallen. Ihre neusten Cds verkaufen sich jedoch ziemlich schlecht.
Squealer – Rocks: Vor einigen Jahren hast Du den sehr ergreifenden Song „Black Ribbons“ geschrieben, der von den fürchterlichen Bomben – Anschlägen in Madrid handelt. Glaubst Du, dass politische Texte und Melodic Rock überhaupt zusammen passen?
Jim Peterik: Das war damals ein wirklich bewegender und somit inspirierender Moment für mich, da wir uns kurz vorher in Spanien aufgehalten haben. Eigentlich halte ich Politik aus meiner Musik raus. „The Day America Cried“, das ich zusammen mit Johnny Van Zant (38 Special) geschrieben habe, war auch so eine Geschichte. Da waren wir natürlich vom 11. September aufgewühlt.
Ich will nicht ausschließen, dass es noch mal einen politischen Song von mir gibt, aber generell werde ich bei Texten über Beziehungen und alltäglichen Dingen bleiben.
Squealer – Rocks: Du bist einer der bekanntesten und kreativsten Musiker in der Rock – Szene. Hast Du trotzdem immer noch Träume?
Jim Peterik: Na, klar! Ich würde z. B. gerne viel mehr Filmmusiken machen. Ausserdem würde ich gerne mehr Benefiz Sachen machen und mit meiner Musik Geld für gute Zwecke sammeln. Ich träume davon, so viel Leute wie möglich mit meiner Musik zu berühren und zu positivem Denken zu bewegen, um diese Welt ein bisschen lebenswerter zu machen.
Und ich träume davon einen voll restaurierten Chevy Convertible, Baujahr 1957, zu besitzen.
Squealer – Rocks: Du hast hunderte an Songs geschrieben. Gibt es einige Stücke, auf die Du besonders stolz bist?
Jim Peterik: Eigentlich liebe ich alle meine Songs wie meine Kinder. „The Search is Over“ bedeutet mir allerdings schon besonders viel.
Ausserdem noch „Eye Of The Tiger“, „Ever Since The World Began“, “Hold On Loosely” und natürlich “Vehicle”.
Squealer – Rocks: Jim, wie jeder weiß, hast Du eine ganz besondere Beziehung zu den „Rocky“ Filmen. Doch keine Angst, ich werde Dich jetzt nicht nach DIESEM bestimmten Lied fragen. Vielmehr möchte ich wissen, was Du vom neuen Streifen „Rocky Balboa“ hältst. Ich finde ihn echt klasse und halte den Film für einen würdevollen Abschied einer Legende.
Jim Peterik: Ich hatte mir fest vorgenommen, diesen Film nicht zu mögen, weil sie keins meiner Lieder als Filmmusik genommen haben.
Nein, im Ernst: Ich liebe diesen Film, er hat eine Menge Herz und nachdem ich ihn gesehen hatte, wurde mir klar, dass keins meiner neuen Stücke dazu gepasst hätte.
Außer natürlich „Eye Of The Tiger“....Oh, jetzt sind wir doch wieder da gelandet.
Squealer – Rocks: Besteht denn die Möglichkeit, Euch endlich mal in Deutschland live zu erleben?
Jim Peterik: Das Album läuft eigentlich ganz gut und mir liegen eine ganze Menge Anfragen von europäischen Veranstaltern vor. Sicher ist bisher aber nur, dass ich am 6. August mit meiner World Stage Show in Lokeren (Belgien) zusammen mit Kelly Keagy und vielen anderen auftreten werde. Dieser Gig wird auch einen Pride Of Lions Teil beinhalten.
Ansonsten müssen wir abwarten, was sich noch so ergibt.
Squealer – Rocks: OK. Dann bedanke ich mich ganz herzlich bei Dir, dass Du Dir Zeit für uns genommen hast.
Jim Peterik: Oh, es war mir ein Vergnügen! Ich bin froh, dass Dir die neue Plate so gut gefällt und ich bedanke mich für die tollen Fragen.
Und nicht vergessen:
KEEP ROCKING!
DISCOGRAPHY:
2003 - Pride of Lions
2004 - The Destiny Stone
2004 - Black Ribbons (Maxi CD)
2006 - Live in Belgium
2007 - The Roaring Of Dreams
2012 - Immortal
2016 - Fearless
SQUEALER-ROCKS Links:
Pride Of Lions - The Roaring Of Dreams (CD-Review)
Pride Of Lions - Live in Belgium (CD-Review)
Pride of Lions - Immortal (CD-Review)
Pride of Lions - Fearless (CD-Review)
Pride Of Lions - Live In Belgium (DVD-Review)
Jim Peterik von Pride Of Lions (Interview)