Squealer-Rocks.de DVD-Review
Pride Of Lions - Live In Belgium

Genre: Melodic Rock / AOR
Review vom: 06.06.2006
Redakteur: Maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Es ist eigentlich ein bisschen schade, dass diese DVD nicht zusammen mit den beiden CDs als Paket veröffentlicht wird. Denn eins steht fest: auch die visuelle Fassung vom Konzert in Belgien hat es in sich. Also leider eine recht schmerzvolle Angelegenheit für den Geldbeutel. Da stellt sich natürlich die Frage, ob man die Live Aufnahme, die man schon als Album besitzt noch als DVD braucht.
Teure Antwort: ja.
Als Freund von hochklassigem AOR muss man den Godfather dieser Musikrichtung, Mr. Jim Peterik, einfach mal auf der Bühne gesehen haben.

Denn der Typ jenseits der 50, der da im Tigerhemd und mit getönter Brille aussieht, als wäre er mit der Zeitmaschine direkt aus dem Jahr 1984 auf den belgischen Brettern gelandet und bei überheblichen Jungspunden für arrogantes Schmunzeln sorgt, entpuppt sich beim performen seiner 14 Melodic Rock Perlen nicht nur als totale Rampensau, sondern zudem als echter Rock’n’Roller und obendrein als super – sympathischer Kerl.

Womit auch gleich ein wesentlicher Unterschied zur CD genannt sei: hier sind alle Ansagen enthalten, was sich zunächst nicht sonderlich spannend anhört, in diesem Fall aber eine ungemeine Bereicherung ist. Jim nimmt sich vor jedem Song viel Zeit, erzählt so manch’ wissenswertes Detail und kann auch die schon erwähnten Sympathie Punkte zuhauf sammeln. So erfahren wir beispielsweise, dass der Song "Man behind the Mask“ bereits zu ganz frühen Survivor Zeiten komponiert, aber erst 25 Jahre später fertig gestellt wurde.
Richtig ergreifend dagegen wird es, als Jim erzählt, wie er die Terror Anschläge von Madrid im fernen Chicago erlebt hat und unter Einfluss dieses schrecklichen Ereignisses den Song "Black Ribbons“ geschrieben hat. Dieses vertonte Plädoyer für Menschlichkeit lässt dann auch den härtesten Rocker kräftig schlucken.

Bei allem Respekt vor dieser Rock Legende soll natürlich nicht der Rest der Band vergessen werden. Denn tatsächlich präsentiert sich die Truppe als homogene Einheit. Jim gibt seinen Mitmusikern enorm viel Raum sich zu entfalten, hält sich in den richtigen Momenten zurück und das Verhältnis untereinander ist sichtbar herzlich und gut. Der größte Pluspunkt ist das absolut ungekünstelte Auftreten von Pride of Lions.

Insbesondere Wunderstimme Toby Hitchcock ist weit ab vom Schmähbegriff des Posers. Der junge Mann, der die Herzen der jungen Damen im Publikum ebenso wie die ihrer Mütter im Sturm erobert, wirkt auf den ersten Blick etwas schüchtern. Der Sprung ins Publikum bei "I can’t hold back“ und die Witzeleien mit Jim während der Ansagen belegen jedoch das Gegenteil. Der Knabe hat einfach keinen Bock auf übertriebenes Show Gehabe, wie es bei Bands dieser Gattung oft Gang und Gebe ist.
Hier stehen schließlich gestandene Musiker und keine Kasperköppe auf der Bühne.
So trieft der Gig vor echter Rock’nRoll Leidenschaft; Pride of Lions beweisen, dass sich musikalischer Anspruch und eingängige Mucke keineswegs ausschließen.

Der Auftritt beginnt bei Tageslicht und hier wird deutlich, dass bei den Publikumsresonanzen klangtechnisch ein wenig nachgeholfen wurde. Zwar kann Chicago’s finest auf wohlwollende Reaktionen seitens des Auditoriums verweisen, die Menge vor der Stage verdichtet sich auch von Song zu Song. Einen derart lautstarken Jubel wie auf der Tonspur zu hören, hat es aber zumindest am Anfang des Auftritts nicht gegeben.

Zum Ende des Konzerts setzt eine imposante Lichtshow ein und beim unvermeidlichen Rausschmeißer "Eye of the Tiger“ hält es auch Jim Peterik nicht mehr auf der Bühne. Mit seiner Klampfe bewaffnet geht, hüpft und bangt er durch den Zuschauerbereich, schüttelt etliche Hände, dreht schlichtweg durch und scheint der glücklichste Mensch auf Erden zu sein.
Da ist es nur glaubhaft, wenn Jim von einer "Love Affair“ in Bezug auf sein Verhältnis zur Musik spricht.

Das Scheibchen wird im NTSC Format angeboten.
Der Ton ist wahlweise im 2.0 Stereo oder 5.1 Surround Verfahren verfügbar. Die Kameraführung ist grandios. Es gibt weder schnelle Schnitte noch künstliche Video Clip Ästhetik zu sehen. Dennoch sorgen enorm viele verschiedene Einstellungen, sowie lange Kamerafahrten für ein kurzweiliges Sehvergnügen, fernab von 70er Jahre Rockpalast Standbildern.
Die Bildqualität passt sich dem Level der Songs an: hochklassig.

Weniger hochklassig sind Bild und Ton dagegen beim Bonus Material, was aber völlig egal ist, denn der Kultfaktor wiegt hier alles wieder auf.
Es gibt eine Show eines italienischen Musiksenders zu sehen, in der Jim und Toby zu Gast waren.
Im Fernsehstudio bringen die beiden zunächst eine tolle Akustikversion von "Gone“, später wird dann auf Wunsch der Moderatorin, die sich augenscheinlich in Toby Hitchcock verknallt hat, noch eine Strophe aus "Eye of the Tiger“ gezockt.

Der eigentliche Hammer sind allerdings die Interviewsequenzen. Neben einer Menge an wirklich interessanten Informationen – so erfahren wir beispielsweise, dass ursprünglich Queen’s "Another bites the Dust“ der Soundtrack zu "Rocky 3“ werden sollte, man aber die Rechte nicht bekam – ist es außerordentlich amüsant, die beiden Musiker in den Momenten zu beobachten, als die Moderatorin die Fragen und Antworten ins italienische übersetzt. Die etwas hilflos drein blickenden Amis sind in diesen Momenten irgendwie unfreiwillig komisch.

Zum Abschluß gibt es dann noch den Video Clip des Übersongs "Sound of Home“ zu sehen, bevor sich der Zuschauer entspannt mit den Worten: „Ach, nee. Watt war datt schön!“ zurücklehnt und mit Jim Peteriks Lebensmotto selbst ein neues Credo entdeckt:
"Music is the Language of my Soul.“
Passt!

Tracklist:
1. It’s criminal
2. Gone
3. Sound of Home
4. Man behind the Mask
5. The Search is over
6. Music and me
7. Vehicle
8. The Courage to love somebody
9. Black ribbons (Voices of the World)
10. Unbreakable
11. What kind of Fool
12. I can’t hold back
13. The Gift of Song
14. Eye of the Tiger

Bonus:
Italien TV Show appeareance
“Sound of home” Video
Slideshow

Line up:
Jim Peterik - Vocals, Guitar, Keyboards
Toby Hitchcock – Lead Vocals
Ed Breckenfeld – Drums
Klem Hayes – Bass
Mike Aquino – Guitar, Background Vocals
Christian Cullen – Keyboards

DISCOGRAPHY:

2003 - Pride of Lions
2004 - The Destiny Stone
2004 - Black Ribbons (Maxi CD)
2006 - Live in Belgium
2007 - The Roaring Of Dreams
2012 - Immortal
2016 - Fearless

SQUEALER-ROCKS Links:

Pride Of Lions - The Roaring Of Dreams (CD-Review)
Pride Of Lions - Live in Belgium (CD-Review)
Pride of Lions - Immortal (CD-Review)
Pride of Lions - Fearless (CD-Review)

Pride Of Lions - Live In Belgium (DVD-Review)


Jim Peterik von Pride Of Lions (Interview)
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