Squealer-Rocks.de CD-Review
Pride Of Lions - Live in Belgium

Genre: Melodic Rock / AOR
Review vom: 06.06.2006
Redakteur: Maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Nach nur 2 regulären Alben bereits eine Live Scheibe zu veröffentlichen ist recht ungewöhnlich und bietet meist genügend Raum für Polemik. Schnell ist man da mit Vorwürfen wie „Abzocke“ zur Stelle. Das mag in manchen Fällen auch stimmen, zudem sind Live Mitschnitte nicht jedermanns Sache. Umso erfreulicher die Tatsache, das Pride of Lions mit "Live in Belgium“ ein Paradebeispiel dafür abliefern, wie eine derartige Veröffentlichung das Prädikat „absolut empfehlenswert“ einstreichen kann.
Die Zauberworte lauten: Authentizität und value for money. Denn - ganz in alter Kiss "Alive II“ Tradition - legen die Herren aus Chicago gleich noch eine zweite CD mit 7 Studioversionen bei.

Die Live CD:
Aufgenommen im letzten August bei einem Open Air Festival vor 20.000 Zuschauern gibt der Silberling mit knapp 80 Minuten nahezu den kompletten Gig wider. Um alle gespielten Songs auf die CD zu bekommen, hat man die Ansagen weitgehend raus geschnitten, was sehr schade (siehe DVD Kritik), aber verständlich ist. Weniger einleuchten wollen mir dagegen die Ausblendungen zwischen den Tracks; nicht gerade stimmungsfördernd.
Das war’s dann aber auch schon mit Kritik. Bei allen anderen Punkten gehen die Daumen nach oben.

Wobei solche Dinge wie der absolut fantastische Sound, der wirklich LIVE ist - selbst Verspieler oder leichte Schwächen bei einigen Gesangspassagen wurden drin gelassen – oder die Veränderungen, die einzelne Nummern im Konzertgewand erfahren haben, bei dieser Formation nur das I – Tüpfelchen sind.

Denn lässt man mal das "Live“ außer Acht, hat man es hier mit 14 Stücken von dem wohl begnadetsten Songwriter im Bereich des melodiösen Rock zu tun, dem allenfalls ein Desmond Child das Wasser reichen kann. Dazu wiederum muss man wissen, dass Pride of Lions keine Band im herkömmlichen Sinne, sondern eigentlich ein Projekt von Jim Peterik sind, seines Zeichens ehemaliger Keyboarder und Hauptkomponist bei Survivor.
Dementsprechend gibt es drei leckere Querverweise in diese Richtung, sowie mit "Vehicle“ Jim’s ersten großen Hit, den er Anfang der 70er mit The Ides of March hatte.

Ebenfalls wissen sollte man, dass die 10 vorgetragenen Pride of Lions Granaten ohne weiteres Survivor Niveau erreichen, es teilweise gar übertreffen. Freunde von anständigem AOR wissen also, was es hier qualitativ zu hören gibt.
Das wohl markanteste Markenzeichen ist der doppelte Gesang. Jim steht dabei mit seiner eher bluesigen Stimme im krassen Gegensatz zu seinem musikalischen Ziehsohn Toby Hitchcock, der sich ungefähr 140 Oktaven höher in sphärischen Gefilden tummelt.
Ein junger Bursche, der mit seiner Leistung beim fast schon metallischen Übersong "Unbreakable“ auch bei Priest vorsingen dürfte.

Lediglich beim wohl besten Melodic Rock Song aller Zeiten, dem Survivor Gassenhauer "I can’t hold back“, fehlt ihm das Charisma eines Jimi Jamison, was aber keine Schande darstellt.
Punkte sammeln kann der Bengel schließlich genug. Als schlicht überirdisch ordne ich seine Vocals bei der John Miles Tribut Nummer "The Gift of Song“ ein, die auch ein leicht verändertes Intermezzo von "Music" enthält. Das Teil verdient schon den Titel „Mini Oper“.
Fast schon logisch, dass der Gig mit "Eye of the Tiger“ endet, Peterik’s bekanntester Komposition. Auch hier überzeugt der wechselnde Gesang und präsentiert uns einen der meistgehörten Rocksongs ever mit einem komplett anderen Gesicht.

Das Konzert endet jedoch mit keinem Höhepunkt - -denn von denen gibt es auf dieser CD ganze 14!

Die Studio CD:
Für den Stoff, den Pride of Lions locker als Bonus Material verheizen, würden andere Bands ihre Seele und dazu noch die Großmutter an den Deibel verkaufen. Auch hier bewegt sich das Peterik’sche Niveau wieder in galaktischen Gefilden, allenfalls vergleichbar mit…Ihr wisst schon.
Bis auf den Tränentreiber "Black Ribbons“ (siehe wieder DVD Kritik), der bereits auf einer Maxi veröffentlicht wurde, gibt es nur neuen Stoff aus Chicagos Ohrwurm – Schmiede zu hören.
Etwas übertrieben ist lediglich der Anteil von 4 Kuschelsongs, bei dieser Truppe aber gerade noch zu verzeihen.
Die rockigen Tracks spiegeln wunderbar das gesamte Pride of Lions Spektrum wider. "Reckless Love“ und "Dark Angel“ bieten die gewohnte AOR Kost, kommen allerdings mit einer recht rauen Produktion um die Ecke. Also ein schöner Gegenpol zu den Kerzenschein Klängen. Genauso wie "So deadly“, bei denen Jim mal wieder seine Southern Rock Wurzeln nach vorne zerrt. Klasse!
Da es sich bei den 6 neuen Nummern lediglich um einen "Appetizer“ fürs nächste Album handelt, können wir wieder ganz Großes von der Ostküste erwarten.

Das beste Doppelpack im AOR seit langer und für lange Zeit.

Tracklist:
Live CD:
1. It’s criminal
2. Gone
3. Sound of Home
4. Man behind the Mask
5. The Search is over
6. Music and me
7. Vehicle
8. The Courage to love somebody
9. Black ribbons (Voices of the World)
10. Unbreakable
11. What kind of Fool
12. I can’t hold back
13. The Gift of Song
14. Eye of the Tiger

Studio CD:
1. Reckless Love
2. Stand by You
3. So deadly
4. Surrender to the Night
5. Dark Angel
6. Black Ribbons (Voices of the World)
7. Feels like another planet

Line up:
Jim Peterik - Vocals, Guitar, Keyboards
Toby Hitchcock – Lead Vocals
Ed Breckenfeld – Drums
Klem Hayes – Bass
Mike Aquino – Guitar, Background Vocals
Christian Cullen – Keyboards

DISCOGRAPHY:

2003 - Pride of Lions
2004 - The Destiny Stone
2004 - Black Ribbons (Maxi CD)
2006 - Live in Belgium
2007 - The Roaring Of Dreams
2012 - Immortal
2016 - Fearless

SQUEALER-ROCKS Links:

Pride Of Lions - The Roaring Of Dreams (CD-Review)
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Pride Of Lions - Live In Belgium (DVD-Review)

Jim Peterik von Pride Of Lions (Interview)
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