Squealer-Rocks.de CD-Review
Saga - Heads or Tales Live

Genre: Progressive Rock
Review vom: 27.07.2011
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Edel



So genannte „Themen - Konzerte“ sind im Moment schwer in Mode. Judas Priest werben damit, das komplette „British Steel“ Album live zu präsentieren, Maiden performen sich mal durch die 80er, dann wieder durch die 90er, Metallica besinnen sich auf „Master of Puppets“, Slayer rotzen „Reign in Blood“ in einer knappen halben Stunde runter, KISS werden noch nostalgischer und spielen ihren kompletten „Alive“ - Output mit der Jahreszahl 1975 in voller Länge und demnächst werden wohl noch AC/DC einen „High Voltage Revisited“ - Gig machen – sie suchen nur noch einen passenden Sänger.

Man sieht also, dass in Zeiten der sinkenden Plattenverkäufe Konzerte immer mehr zu Events mutieren, die die Fans vor die Bühnen locken sollen. Bei Saga verhält sich der Fall jedoch etwas anders. Die Kanadier haben schon lange vor diesem Trend Konzerte gespielt, die ein Konzept hatten. Da gab es die „Chapters“ - Auftritte, da gab es die „Worlds Apart“ - Gastspiele – alles auf ausdrücklichen Wunsch der Fans.

Nun also die „Heads or Tales“ live on stage. Mal ganz ehrlich: Es gibt bessere Saga Scheiben, zweifellos. Das eigentlich reizvolle an der Bühnen - Performance dieses Albums ist somit nur die Tatsache, dass die Aufnahme mit dem Kurzzeit – Sänger Rob Moratti eine Art Rarität darstellen wird.
Dachte ich zumindest – und wie so oft im Leben lag ich völlig daneben! Dieser Mitschnitt toppt in punkto Soundqualität und Atmosphäre so ziemlich jedes Live Dokument von Saga – und er toppt sogar das eigentliche Album, und zwar um Längen!

Ich mochte Songs wie „The Sound of Strangers“ oder „Social Orphan“ in der Studio Version nie besonders. Die Bühnenfassung macht aus diesen viel zu weichen Dingern stahlharte Prog – Giganten, zu denen man nur durchdrehen kann.
Was Ian Crichton hier aus seiner Klampfe rausholt, ist schier unmenschlich. Sein Sidekick, Jim Gilmour an den Tasten, ist der zweite prägende Part. Ein wahres Feuerwerk, das die beiden hier zünden. Besagter Keyboarder bekommt hinter seiner Synthie – Burg bei dem von ihm gesungenen Hit „Scratching the Surface“ natürlich noch seinen eindrucksvollen Alleingang. Herrlich! Und kaum zu glauben, wie sehr die Tracks ihr Gesicht positiv verändert haben.

Nun fragt sich natürlich jeder, der nicht auf der Tour dabei war, wie denn der Neue, der nun schon wieder weg ist, die alten Dinger von Original Sänger und Rückkehrer Michael Sadler hinbekommen hat? Gut; sehr gut; ja geradezu fantastisch. Wobei: Es stand ja nie zur Debatte, dass Herr Moratti ein erstklassiger Vokalist ist. Zwar ist seine Stimme komplett anders als die von Sadler - wesentlich höher -, doch seine Interpretationen verdienen das Prädikat „Weltklasse“. Es lag wohl eher an seinen quasi nicht vorhandenen Qualitäten als Frontman, die dem sympathischen, aber extrem schüchternen Barden den Respekt der Fans verwehrten.
Sei’s drum – Rob hat vor kurzem sein Solo Album veröffentlicht (Review selbstverständlich bei uns zu lesen), man kann ihm nur das Allerbeste wünschen und diesem tollen Live - Dokument drückt er seinen Stempel eindrucksvoll auf.

Und dennoch versehe ich meine Lobeshymne auf diesen Mitschnitt mit einem großen Fragezeichen. Warum enthält die CD lediglich die Songs von „Heads or Tales“? Wenn schon kein Doppelalbum am Start ist, so hätte man wenigstens die 75 zur Verfügung stehenden Minuten einer CD voll ausschöpfen können.
Warum verweigert man uns die Moratti - Versionen von Alltime Classics wie „On the Loose“ oder „Don’t be late“? So ein Gebaren passt absolut nicht zu einer sonst so fanfreundlichen Truppe wie Saga. Oder wurde hier nur schnell ein Produkt auf den Markt geworfen, weil man Rob Moratti vertraglich noch ein Album schuldig war?
Schade, sehr schade – bei entsprechendem Value for money hätte man hier fast von einem modernen Live - Klassiker sprechen können. So aber bleibt ein bitterer Beigeschmack, der dem Standard einer Rocklegende nicht gerecht wird. Einen knapp 40 - minütigen Konzertausschnitt zum Preis einer regulären CD anzubieten ist nicht nur unzeitgemäß, es ist beinahe unverschämt.

Tracklist:
01. Intro
02. The Flyer
03. Cat Walk
04. The Sound Of Strangers
05. The Writing
06. Intermission
07. Social Orphan
08. The Vendetta (Still Helpless)
09. Scratching The Surface
10. The Pitchman

Line-up:
Rob Moratti - Vocals
Jim Crichton - Bass
Ian Crichton - Guitars
Jim Gilmour - Keyboards, Vocals
Brian Doerner - Drums



DISCOGRAPHY:

1978 - Saga
1979 - Images At Twilight
1980 - Silent Knight
1981 - Worlds Apart
1982 - In Transit - Live
1983 - Heads or Tales
1985 - Behaviour
1987 - Wildest Dreams
1989 - The Beginner's Guide to Throwing Shapes
1993 - The Security of Illusion
1994 - Steel Umbrellas
1995 - Generation 13
1997 - Pleasure & The Pain
1998 - Phase One
1998 - Detours - Live
1999 - Full Circle
2001 - House of Cards
2003 - Marathon
2003 - Silhouette (DVD)
2004 - Network
2004 - All Areas - Live in Bonn (DVD)
2005 - Chapters Live
2006 - Trust
2007 - World's Apart Revisited Doppel CD)
2007 - 10.000 Days
2009 - Contact: Live in Munich (Doppel DVD)
2009 - The Human Condition
2011 - Heads Or Tales - Live

SQUEALER-ROCKS Links:

Saga - Trust (CD-Review)
Saga - World's Apart Revisited (Doppel CD) (CD-Review)
Saga - The Chapters Live (CD-Review)
Saga - 10.000 Days (CD-Review)
Saga - The Human Condition (CD-Review)
Saga - Heads or Tales Live (CD-Review)
Saga - 20/20 (CD-Review)

Saga - Contact: Live in Munich (Do. -DVD) (DVD-Review)
Saga - Spin it again - Live in Munich (DVD-Review)

Saga und Mir - Münster, Jovel (Live-Review)Saga und The Urge - Münster, Stadthalle Hiltrup (Live-Review)Saga und It Bites - Turbinenhalle, Oberhausen (Live-Review)Saga - Bochum, Zeche (Live-Review)SAGA - Zeche,Bochum (Live-Review)Magnum + Saga - Dortmund, FZW (Live-Review)

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