Squealer-Rocks.de Live-Review
Saga (31.03.2010, Bochum, Zeche, maddin)

Mein letzter Saga - Konzertbericht vom April 2009 hatte als Grundthema die miese Performance des neuen Sängers Rob Moratti und ich schloss meinen Artikel mit der wütenden Feststellung, dass die Vorgruppe besser als die Hauptband gewesen ist.
Nun, das konnte am Sonntag Abend in der schmucken Zeche zu Bochum schon mal nicht passieren.
Eine Support Band gab es nämlich nicht, obwohl auf den Tickets ein Special Guest angekündigt war. Berücksichtigt man, dass die Saga Fans bei den restlichen Deutschland Gigs mit den Sieges Even - Nachfolgern Subsignal eine namhafte Band im Vorprogramm sehen konnten, und führt man sich dann noch den satten Preis von 32 Euro vor Augen, fühlte sich so mancher Zuschauer zu Recht verschaukelt. Der um 30 Minuten verspätete Einlass bei Hagel und Starkregen sorgte auch nicht gerade für Jubelstürme bei den knapp 300 Zuschauern, zumal der Soundcheck pünktlich zur Einlasszeit beendet war. Soviel zu den Rahmenbedingungen.

Um 19.50 Uhr war es dann schließlich so weit, Saga starteten zu einem feinen Konzert.
Doch bereits nach wenigen Minuten gab es ein erneutes Ärgernis und es war NICHT Rob Moratti, sondern der grottenschlechte Sound, der Grund zur Klage gab. Die einzige Chance, etwas mehr als nur dumpfes Getöse zu hören, gab es lediglich direkt vor der Bühne via Monitor - Sound. Im ersten Drittel schwankte der Klang der PA immer wieder zwischen „gerade noch erträglich“ bis „übel“, erst nach einer halben Stunde wurde es besser.

Doch wie steht es denn nun in Sachen Rob Moratti? Nun, er hat sich wirklich verbessert. Seine Art bleibt seine Art, die muss man nicht mögen (meine Herzdame meinte zwischendurch zu mir: „...singen kann er ja, aber er ist immer noch so schwuchtelig...“) und es wäre auch völliger Blödsinn, wenn sich der Gute nun komplett verstellt.
Allerdings hat sich etwas entscheidendes zum Vorteil verändert: Rob fühlt nun auch die Songs, wenn er sie singt. Er bringt endlich Leidenschaft mit ein. Sein Stageacting ist ebenfalls vitaler geworden, im Rahmen seiner Möglichkeiten, und irgendwie ist es ja auch sympathisch, dass er nicht versucht Michael Sadler zu kopieren. Dass er seinem übermächtigen Vorgänger stimmlich gewachsen ist, steht eh außer Frage.

Nach einem kurzen (neuen) Intro geht es mit einer abgespeckten Version - ohne Strophen, nur Refrain - von „You're not Alone“ los, gefolgt vom relativ jungen „Book of Lies“, bevor mit „Careful Where You Step“ und „Wind Him Up“ der erste Stimmungs – Höhepunkt ins spärliche Publikum gejagt wird.
Wieder einmal wird sehr schnell deutlich, wie sehr sich Ian Crichton nach Sadlers Weggang zur Rampensau entwickelt hat. Der kleine Kanadier wirbelt regelrecht über die Bühne und spielt dabei eine elektrische Laute, das einem fast Hören und Sehen vergeht (zum Glück nur fast).
Sein Bruder Jim gibt wie immer Mr. Obercool, lässt sich aber gelegentlich zu einem lockeren Walk über die Bretter herab.
Keyboarder Jim Gilmour geht in seiner Rolle als knuddeliger Teddybär auch vollends auf, vergisst dabei gottlob sein filigranes Keyboardspiel nicht, und Ex- Helix Drummer Brian Doerner wirkt nach seiner schweren Krankheit und vollständiger Genesung zwar um gute 20 Kilo leichter, drischt aber wie ein Schwergewicht virtuos auf sein Kit ein und ist zweifellos ein Blickfang.
Eine tolle Band also und ein tolles Konzert, auch wenn die Setlist diskussionswürdig ist.

Nach dem einzigen Song der letzten Scheibe „The Human Condition“, dem tollen „Step Inside“ - das dank des tauben Mischers um 90% seiner Atmosphäre beraubt wurde - und dem wuseligen Instrumental „Corkentellis“ wird das komplette „Heads or Tales“ Album gespielt.
Für manchen Fan mag dies die Offenbarung gewesen sein, doch mir will sich der Sinn nicht ganz erschließen.
Mit „The Flyer“, „Catwalk“ und „Scratching the Surface“ gibt es zwar drei Hits zu hören, doch Teile des Materials sorgen bei einem Großteil des Publikums für ratlose Langeweile. Zumal es Erstens wesentlich bessere Saga Scheiben gibt und Zwotens ein „Greatest Hits“ - Konzert angekündigt wurde.
Sei's drum, das Finale des Parts ist großartig und mündet in einem unterhaltsamen Keyboard – Solo von Mr. Gilmour.
Das unvermeidliche „Humble Stance“ sorgt dann für gewohnt euphorische Reaktionen bis in die letzte Reihe, bevor „On the Loose“ den Hardrock - Faktor hochschraubt und gleichzeitig das vorläufige Ende des Gigs darstellt.
Die wenigen Leute machen recht netten Alarm und als erste Zugabe gibt es „It Never Ends“ vom „10.000 Days“ Output. Den Schlusspunkt setzt dann das beste Saga Stück überhaupt, „Don't be Late“, und alle sind nach 100 Minuten glücklich.

Als Fazit hebe ich beide Daumen, denn die „neuen“ Saga funktionieren – endlich!
Nun darf man gespannt sein, was die Herren im Vorprogramm von Foreigner bringen.
Doch die Gebrüder Crichton sind Profi genug, um auch dort zu punkten.
Nur in punkto Setlist, da müssen die Herren aus Toronto noch ein bisschen mehr Feingefühl entwickeln.

Setlist:
You're not Alone
Book of Lies
Careful where You step
Wind him up
Step Inside
Corkentellis
The Flyer
Cat Walk
Sound of Strangers
The Writing
Intermission
Social Orphan
The Vendetta
Sratching The Surface
The Pitchman
No Regrets
Keyboard - Solo
Humble Stance
On the Loose

Encore:
It never ends
Don't be late