Squealer-Rocks.de CD-Review
Riverside - Anno Domini High Definition

Genre: Progressive Rock/Metal
Review vom: 28.06.2009
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 03.07.2009
Label: InsideOut



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Es gibt sie, diese magischen Momente, in denen man sich selbst in der Musik, die man gerade hört, verliert und sich auf einer andere Eben der Wirklichkeitswahrnehmung wiederfindet, vielleicht ist es gerade diese Entrückung von der greifbaren, physischen Welt, dieses zwischen Realitätengefangensein, was ein wahrhaft atemberaubendes Album auszeichnet. Die polnischen Progressisten Riverside wiederum sind eine Band, deren Musik eben jene Qualitäten auszeichnet. Progression, die nicht am Hörer vorbei schreitet, diesen vielmehr mit sich reißt. Mit „Anno Domini High Definition“ hebt sich das Quartett nun selbst auf eine neue Ebene.
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Es ist kein neues Phänomen der Moderne sich mit sich selbst kritisch auseinander zu setzen, Vieles wurde geschrieben, verfilmt oder komponiert, welches die Urangst des Menschen vor seinen eigenen Kreationen, dem Weg, welchen unsere Gesellschaft einschlagen würde, widerspiegelt, ob nun Orwells „1984“, Huxleys „Brave New World“ oder Nolans „Logan’s Run“. Ihnen allen wohnt eine überaus erschreckende Botschaft inne und wenn man sich die gedanklichen Konstrukte vor Augen führt, so stellt man erschreckende Parallelen zur tatsächlichen Realität fest, die wir heute leben.
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Schon der Titel des neusten Werks der polnischen Vorzeige Progger spielt mit zwei Komponenten, die sich in den letzten Jahren als die zeitbestimmenden herauskristallisiert haben.
Anno Domini – im Jahre des Herrn und High Definition – hoch aufgelöst, scharf
Es ließe sich alleine über die Wahl des Albumtitels ein Essay verfassen, denn Vieles steckt darin verborgen. Anno Domini High Definition, ein Relikt alter Tage im scharfen Licht der neuen Zeit? Evangelikaler Cyberfundamentalismus?
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In ihrer Musik und den expressionistisch, düsteren Lyrics, voller bedrohlicher, cytopischer Bilder, die albtraumgleich aufeinander folgen, zeichnen Riverside ebenso wie die zuvor erwähnten Autoren ihr eigenes Bild der Zukunft - oder vielleicht eines der Gegenwart? Man folgt als Hörer in den exakt 44:44 Minuten und den fünf Stücken einer Person, getrieben vom herzlosen Rhythmus der Cybermoderne, in der nichts von Dauer scheint, außer des ewigen Laufes, des Zwangs, auf dem aktuellsten Stand zu sein, bis die Zeit wie in „Logan’s Run“ abgelaufen ist. Diese Person versucht aus den zermalmenden Mühlen zu entrinnen, jedoch welches Schicksal ihr wiederfährt, dies müsst ihr selbst herausfinden.
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Auf „Anno Domini High Definition“ hört man förmlich das Upgrade in der Musik des Quartetts, wenngleich besonders gegen Ende des Albums die Riverside typischen episch, atmosphärischen Töne wieder die Oberhand gewinnen, die auf ihre ureigene Weise eine hypnotische Wirkung entfalten. Wer die früheren Werke kennt, der weiß, wovon ich spreche. Aber wie bereits angedeutet, spürt man besonders in den ersten Liedern den Geist der cybernetisch angehauchten Progression, die den Stücken einen ganz eigenen Rhythmus auferlegt, der durchwoben von Mariuszs Gesang zwar unverwechselbar nach Riverside klingt, aber auch in elektro-technotischen Gefilden wildert. So entsteht eine Symbiose aus altbekanntem Ambiente und scharf strukturierter Erneuerung, wie es bereits der Albumtitel versprach. Doch trotz der vielen fragmentierten Facetten verliert man sich nie in den Weiten der dargebotenen Stimmungen, die zwischen aufbrausend und melancholisch daniederliegend schwanken, befeuert mal von Instrumenten, mal vom Gesang.
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Im Angesicht der atmosphärischen Dichte, die die Polen auf jede nur erdenkliche Weise auf „Anno Domini High Definition“ erschaffen, bleibt einem nichts weiter übrig, als von einem gelungenen Konzeptwerk zu sprechen, dass mit Sicherheit in der Jahres-Top-Ten sehr weit oben stehen wird.
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Tracklist:
1. Hyperactive
2. Driven To Destruction
3. Egoist Hedonist
4. Left Out
5. Hybrid Times

Line-Up:
Mariusz Duda – Gesang, Bass
Piotr Grudziński – Gitarre
Piotr Kotzieradzki – Schlagzeug
Michał Łapaj – Keyboards

DISCOGRAPHY:

2004 - Out Of Myself
2005 - Second Life Syndrome
2006 - Voices In My Head (Re-Release)
2007 - Rapid Eye Movement
2009 - Anno Domini High Definition
2011 - Memories In My Head (EP)
2013 - Shrine Of New Generation Slaves

SQUEALER-ROCKS Links:

Riverside - Second Life Syndrome (CD-Review)
Riverside - Voices In My Head (EP) (CD-Review)
Riverside - Rapid Eye Movement (CD-Review)
Riverside - Anno Domini High Definition (CD-Review)

Dream Theater - Bonn, Museumsplatz (Live-Review)Riverside & Last Supper - Karlsruhe, Substage (Live-Review)Riverside, Jolly & Dianoya - Substage, Karlsruhe (Live-Review)

Mariusz Duda von Riverside (Interview)
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