Squealer-Rocks.de CD-Review
Riverside - Rapid Eye Movement

Genre: Progressive Dark Rock
Review vom: 24.09.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: 28.09.2007
Label: InsideOut



„Aller guten Dinge sind drei“, dachten sich auch die heuer als künftige Thronfolger geltenden polnischen Düster-Progger von Riverside, als diese 2003 mit ihrem Debüt und dem erstes Teil der Trilogie, OUT OF MYSELF, losgezogen sind, um die progressive Musikwelt im Sturm zu erobern. Nach dem jegliche Superlative bis aufs Äußerste strapazierenden SECOND LIFE SYNDROME und der sich daran anschließenden Eingliederung in die von Opeth, Anathema und Porcupine Tree diktierte Bell-Etage findet die Geschichte, in der es um den inneren Kampf eines ambivalente Züge annehmenden Mannes geht, mit RAPID EYE MOVEMENT nun ein mehr als angemessenes Ende, das sich nicht lumpen lässt und indes selbst als zweigeteiltes Werk auf CD gebannt wurde.

Dieses Mal schickt uns der Vierer auf eine unbequeme und gleichzeitig in sich kehrende Reise vom aus fünf Tracks bestehenden „Furchtlosen“ ins ein Stück weniger beherbergende „Land der Ängste“. Währenddessen begegnen einem die mittlerweile vertrauten, aber einen stets aufs Neue faszinierenden Klangwelten, deren Essenz in der dauerhaft vorhandenen Gebrechlichkeit, welche von Zeit zu Zeit von harten Metalschüben übertönt wird, liegt. Anders als noch auf dem Vorgängerwerk verarbeiten Riverside phasenweise ihre Stücke von Grund auf mit etwas mehr Schmackes (Betonung auf „etwas“) – beispielsweise in Form von geradlinigeren Gitarrenaufmärschen – und lassen ihre unbändige Pink Floyd Affinität stärker als jemals zuvor außen vor. Ein Schelm, wer an dieser Stelle von strukturellen Veränderungen spricht.

Dem ist nämlich nicht so. Vielmehr markiert RAPID EYE MOVEMENT die folgerichtige Weiterentwicklung, die dafür sorgt, dass das Grundschema der Polen weiterhin unangetastet bleibt, und sich, was Feinheiten angeht, gleichsam weiter an der Aufrüstung beteiligt.
Noch immer werden die Songs von der einzigartig tief greifenden und auf eine persönliche Ebene drängenden Stimmung gelenkt. Noch immer bestimmen größtenteils die akustisch begleiteten, auf Mariusz’s melancholisch geleitete Stimme fokussierten Parts oder ausgiebige, dich nicht loslassende, jam-session-artige Gitarrensoli die musikalische Szenerie. Und noch immer verfügen Riverside über eine blütenweiße Weste. Ein Leistungsgefälle sucht man vergeblich.

Nachdem die beiden Eröffnungsstücke „Beyond The Eyelids“ und „Rainbow Box“ (Krimi-Atmosphäre inklusive) jene Neuerung (zur Erinnerung: das latent härtere Antlitz) voll und ganz vertreten, hantieren unsere östlichen Nachbarn in „02 Panic Room“ und „Schizophrenic Prayer“ gar mit genussvollem elektrischen und anderweitig von den Keyboards stammenden Firlefanz, der sich als schicke Hintergrunduntermalung bemerkbar macht, so dass sich kurzzeitig ein leichter Industrial-Beigeschmack, wie man ihn aktuell von Richard Kruspe's Emigrate her kennt, ins Soundgefüge einschleicht. Alles natürlich halb so wild, passt es doch perfekt zur produktionstechnisch stark in Szene gesetzten, jeden Anathema- oder Opeth-Fan stimulierenden Stimmung von RAPID EYE MOVEMENT, die im zweiten Teil ihr Domizil in der „Ruhe“ findet. Und mit dem finalen, die Trilogie endgültig abschließenden „Ultimate Trip“ (Jim Morrison wäre stolz auf Riverside gewesen) befindet sich dann doch noch ein zehnminütiges Prog-Geschoss in den hochwertigen Reihen des Albums. Hut ab!

2003: Part I - OUT OF MYSELF oder „der Einstieg in die Welt des düsteren Progs.“
2005: Part II – SECOND LIFE SYNDROME oder „der internationale Durchbruch.“
2007: Part III – RAPID EYE MOVEMENT oder „der Sprung in die progressive Elite-Riege.“
Kurzum: Besser geht’s nicht!

Tracklist:
1. Beyond The Eyelids
2. Rainbow Box
3. 02 Panic Room
4. Schizophrenic Prayer
5. Parasomnia
6. Through The Other Side
7. Embryonic
8. Cybernetic Pillow
9. Ultimate Trip

Band Line-Up:
Mariusz Duda – Gesang, Bass
Piotr Grudziński – Gitarre
Piotr Kotzieradzki – Schlagzeug
Michał Łapaj – Keyboards

DISCOGRAPHY:

2004 - Out Of Myself
2005 - Second Life Syndrome
2006 - Voices In My Head (Re-Release)
2007 - Rapid Eye Movement
2009 - Anno Domini High Definition
2011 - Memories In My Head (EP)
2013 - Shrine Of New Generation Slaves

SQUEALER-ROCKS Links:

Riverside - Second Life Syndrome (CD-Review)
Riverside - Voices In My Head (EP) (CD-Review)
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