Squealer-Rocks.de CD-Review
The Roxx - Unleash Your Demon

Genre: Hard Rock
Review vom: 28.11.2007
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: 19.10.2007
Label: Rockville Music



Damals, in den Achzigern bis Anfang der Neunziger, war The Roxx eine der abgefahrensten Combos dieser Zeit, gerade weil man sie nicht so richtig in eine Rubrik einordnen konnte. Geniale Shows waren das eine Markenzeichen, das andere waren die Gimmicks, mit denen ihre Platten veröffentlicht wurden. Umhüllt von Luftblasenfolie („Sugar And Spice“, 1986) oder als limitierte Maxisingle, verpackt in einen Pizzakarton mit einer leeren B-Seite („Wild Thing“, 1991). Und mit „Unleash Your Demon“ zeigen sie in diesem Jahr Zweitausendundsieben allen Freunden und Skeptikern, nach einer langen schöpferischen Pause, was eine Harke ist.

Das außergewöhnliche und kreative Songwriting des extrovertierten 4-Oktaven-Sängers Billy Itch, gepaart mit Experimentierfreudigkeit und der Verwendung stilübergreifender Elemente stehen auch heute noch im Mittelpunkt des Schaffens von The Roxx.
Zuerst kommt vor Selbstvertrauen strotzend der „Dominator“ daher, und rockt tierisch los. Der Song hört sich ein bisschen wie Judas Priest und Halford an, aber damit kann Billy Itch nach eigener Aussage gut leben und ich auch! Originell und breakhaltig!
Und nur so nebenbei: dass nicht jeder im Netz die Texte verstanden hat, z.B. „Trigger“, ist schon traurig, denn hier soll das lächerliche Gehabe der HipHopper an den Pranger gestellt und konterkariert werden sowie die Dominanz dieses Zeugs auf bestimmten TV-Musiksendern. Einzelne Textpassagen oder Refrains kann man isoliert betrachtet immer gegen den Autor verwenden, aber erst der komplette Text offenbart den größeren Zusammenhang. Musik ist Geschmackssache (1 Euro ins Phrasenschwein!), aber gegen das ganze Drumherum, die Attitüde, sprich den Rassismus, die Aggressivität und die Frauenfeindlichkeit, gegen diesen vielfach offenen Hass gegen alle, die anders sind, kann und muss man durchaus Stellung beziehen. Jeder hat das Recht dazu, denn Toleranz hat ihre Grenzen. Dass sich The Roxx damit nicht unbedingt Freunde in bestimmten Kreisen machen, wen juckts? Ist das politisch korrekt? Ich hoffe nicht! (In diesem Zusammenhang verweise ich auf mein Online-Seminar „Die Gewalt-Kultur in den USA unter besonderer Berücksichtigung spezieller historischer Gegebenheiten und ihren Einfluss auf Semantik und Semiotik des US-amerikanischen Dialekts in der englischen Sprachwelt“, aus der Reihe „klugscheißen für anfänger 2007“).
Gegen fehlgeleitete Selbstmordattentäter richtet sich R.I.P. (Rest In Pieces!!!), während „Springtime Indeed“ eher konventionell ertönt.
„Pleasure“ dagegen ist ungewöhnlich lang, aber auch ungewöhnlich konzipiert. Es beginnt fast jazzig mit ruhigen Drums, dann setzen Bass und Gitarre ein und ruhige und heftige Passagen mit ausdrucksstarkem Gesang wechseln sich ab, inklusive eines kurzen Basssolos und instrumentellen Passagen. Sehr hörenswert!
„Naked Song“ dagegen ist durchgehend rockig, stampfend und Ihr ahnt sicher, worum es geht, nicht wahr, meine Freunde, oder? Kleiner Tipp: „I want them all….the redheads the black haired and the blondes“! Klar soweit? Yeaaaaah! Das ist hier quasi die moderne Version des alten Hits „Ob blond, ob, braun, ich liebe alle Fraun“ vom göttlichen, aus Wanne-Eickel(!) stammenden, Heinz Rühmann. Gott hab ihn selig.
„Whore“ kracht laut und metallisch aus den Boxen. Kurz wird mehrmals die Melodie eines Schlangenbeschwörers eingestreut, und textlich wird entgegen jeder Erwartung der Preis thematisiert, den man für die oft kurze Bekanntschaft mit der „Hure“ Ruhm zahlen muss. Klasse!
In „I Believe“ geht es, sehr laut und getrieben durch die Drums, um die vielen Dinge, an die auch wir alle mal geglaubt haben und die schon längst den Bach runter gegangen sind. Okay, das ist mehr auf die US-Verhältnisse gemünzt, aber grundsätzlich gilt einiges auch für dieses Land (Refrain: „heads oughta roll“, „I believe in me now, `cause life extremely sucks“). Übertrieben, aber verständlich.
„Hail You (Rock n’ Roll)“ macht so weiter und der Titel spricht schon für sich: ob Eltern oder Frauen, der Rock n’ Roll hat Vorrang!
Musikalisch auf hohem Niveau ist auch „Word Of Mouth“ mit seinen Breaks, die mich voll mitreißen, denn dahinter lauert immer eine musikalische Überraschung. Echt der Hammer!
Danke! Danke! Danke! Und nochmals: Danke! Ich danke Euch Göttern des etwas anderen, ungewöhnlichen Rock n’ Roll für dieses Sahneschnittchen im Meer der Durchschnittlichkeit, für diese Perle des Ungewöhnlichen und, last but not least, für diesen Sänger: God Bless Billy Itch!
„Unleash Your Demon“ macht mit der enorm abwechslungsreichen harten Mucke (eine Mischung aus Hard Rock und Metal) enorm viel Spass. Und Billy Itch ist ein göttlicher Sänger, der jedem einzelnen Song eine ganz eigene Identität verleiht. Punkt!

Tracklist:
1. Dominator
2. Trigger
3. R.I.P. (Rest In Pieces)
4. Springtime Indeed
5. Pleasure
6. Naked Song
7. Whore
8. I Believe (Some Heads Oughta Roll)
9. Hail You (Rock ’n Roll
10. Word Of Mouth

Lineup:
Billy Itch – The Voice
L.X. Gaitanides – 6Strings
Martin Motnik – 5Strings
F. Sudden – Sticks

DISCOGRAPHY:

1986 – Sugar And Spice
1988 – Watch Us Cum
1990 – Sex & Roxx & Rock n’ Roll Part I
1991 – Sex & Roxx & Rock n’ Roll Part II
1991 – Wild Thing (Maxi-Single)
1992 – No Sole Messiah!
2007 – Unleash Your Demon
2008 - The Roxx History - Decade One 1984 - 1994 (Doppel-CD)
2008 - Unleash The Demon - The Reunion Show 2006 (DVD)
2009 - Ironic Truth
2013 - To Heaven With Hell

SQUEALER-ROCKS Links:

The Roxx - Unleash Your Demon (CD-Review)
The Roxx - History - Decade One 1984 - 1994 (CD-Review)
The Roxx - Ironic Truth (CD-Review)
The Roxx - To Heaven With Hell (CD-Review)

The Roxx - Unleash The Demon-The Reunion Show 2006 (DVD-Review)

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