Squealer-Rocks.de CD-Review
Gillan - Future Shock (Remastered)

Genre: Hard Rock
Review vom: 05.05.2007
Redakteur: Bombenleger
Veröffentlichung: 02.04.2007
Label: Demon Records



Im Frühjahr 1981 erschien das für mich stärkste Solo Album aus der Gillan'schen Schaffensphase, denn Future Shock präsentierte Ian Gillan als den gewohnten Schreihals, seine Mannschaft um Keyboarder Colin Towns, Basser John McCoy, Schlagzeuger Mick Underwood (ein alter Bekannter aus Gillans Episode Six Tagen) und Axeman Bernie Tormé war seit knapp zwei Jahren unverändert beisammen und hatte sich als eine solide Einheit erwiesen.

Der neue Output Future Shock konnte freilich nicht mit der großartigen Produktion von Rainbow's Difficult to Cure mithalten, welches zum selben Zeitpunkt herauskam. Doch während Gillans alte Kollegen Roger Glover und Ritchie Blackmore auf langen Tourneen den großen internationalen Durchbruch hinterherliefen und sich mit Pop Rock Songs á la "I Surrender" und "Spotlight Kid" langsam aber sicher in eine musikalische Sackgasse hineinmanövrierten, aus der sie nicht mehr herauskamen, blieb ihr einstiger Sangesmann aus gemeinsamen Deep Purple Tagen eher auf dem Teppich. Glory Road, das Vorgänger Album, hatte in den USA nur einen kläglichen 183. Platz erreicht. Scheiß auf Amerika, ein Ian Gillan läßt sich nicht verbiegen um des Erfolges Willen. Und so liefert Future Shock den gewohnten, recht einfachen und teilweise ziemlich rohen Sound, der eben so ungestüm bei Live Konzerten, die stets ausverkauft waren, rüberkam, wie auf der Platte.

Neben so Gillan typisch ziemlich schnellen Songs "Bite the Bullet", "Sacre Bleu" und "The Ballad of the Lucitania Express" gibt es mit "For your Dreams" wieder eine 1a Powerballade, wo Colin Towns aus seinem Piano jede Taste einzeln herauszukloppen scheint. Gillan schrieb nie besonders anspruchsvolle Texte, aber "No laughing in Heaven", so eine Art Gespräch mit den Drums während der Strophen, war lyrisch gesehen ein kleines Meisterwerk. Vermutlich handelt das Stück von ihm selbst. Liebend gern möchte er in den Himmel, weil er denkt, dort kann er fortan auf ewig in Saus und Braus leben so wie er es schon auf der Erde tut. Oben angekommen stellt er dann mit Erschrecken fest, daß der Himmel eigentlich die Hölle auf Erden ist. Der letzte Part des Songs

"Let me out of Heaven
I've got it wrong, no I can't stay here
No laughing in Heaven
Oh god it's awful here
Going crazy in Heaven
Take me out let me go to Hell
No laughing in Heaven
Don't laugh this place is Hell"

ließe wohl auch mich auf den Fahrstuhl nach unten hoffen, wenn es mit mir einmal zuende gehen sollte. Was kann es geileres geben, als mit dem Teufel bei einer guten Flasche schottischen Whiskys über den Okkultismus zu philosophieren. Auf einer Wolke mit der Harfe im Nachthemd zu sitzen und beim Manna Hosianna singen - daß dies nicht meine Vorstellung vom ewigen Leben ist, wußte ich schon mit zehn Jahren, als ich den "Münchner im Himmel" (ein altes bayrisches Volksstück) zum ersten mal hörte.

Aber kommen wir wieder auf die CD zurück, es gibt ja noch reichlich Bonusmaterial, welches für einen wie mich, der sämtliche Gillan-Singles im Schrank stehen hat, nichts neues, aber doch eine tolle Sache ist. Auf CD hört sich das eben bequemer an, schon allein deshalb, weil zu faul bin, alle drei Minuten zum Plattenspieler zu laufen um die Scheiben umzudrehen.

Die Leiber/Stoller Komposition "Trouble" mit der dazugehörigen B Seite "Your Sister's on my List" erschien parallel zum 1980er Glory Road Album als Single - ebenso wie der Anti Kriegs Song "Mutually Assured Destruction" mit "The Maelstrom" auf der Rückseite. Jene vier Songs sind auf keinem regulären Album zu finden.

"Take a Hold of Yourself" ist ein recht unspektakulärer Song, der seinerzeit als B Seite für die "New Orleans" Single verwendet wurde und um das Wirrwar komplett zu machen, erschien im Sommer 1981 noch eine 4 Track Single "No laughing in Heaven" mit den Bonus Songs "Bad News", "One for the Road" und dem Little Richard Cover "Lucille".

Fazit
Future Shock ist eine Perle, die man nicht bei den Säuen lassen sollte und die zwar 1981 in den heimischen UK Charts einen respektablen zweiten Platz verbuchen konnte, aber leider Gottes wie alle anderen Gillan Alben auch, nach der Deep Purple Reunion drei Jahre später langsam in Vergessenheit geriet. Ich hab's mir trotz der Thrash Metal und Grunge Welle in den 90ern immer wieder angehört - ich hänge eben an dem alten Zeug.



Line Up
Ian Gillan (v)
Colin Towns (k)
John McCoy (b)
Bernie Tormé (g)
Mick Underwood (d)

Trackliste
01. Future Shock
02. Night Ride out of Phoenix
03. The Ballad of the Lucitania Express
04. No laughing in Heaven
05. Sacre Bleu
06. New Orleans
07. Bite the Bullet
08. If I sing softly
09. Don't Want the Truth
10. For Your Dreams

Bonus Tracks:
1. Trouble
2. Your Sister's on my List
3. Mutually Assured Destruction
4. The Maelstrom
5. Take a Hold of Yourself
6. One for the Road
7. Bad News
8. Lucille

DISCOGRAPHY:

1978 - Gillan
1979 - Mr. Universe
1980 - Glory Road
1981 - Future Shock
1981 - Double Trouble
1982 - Magic


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