Squealer-Rocks.de CD-Review
Pain Of Salvation - Scarsick

Genre: Progressive Metal
Review vom: 20.01.2007
Redakteur: Maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Eins ist sicher: die neue Pain of Salvation Scheibe wird hohe Wellen schlagen, denn Daniel Gildenlöw und seine Mannen haben ihr Bandcredo wieder mal perfekt und authentisch umgesetzt, welches lautet: Immer das Unerwartete machen!

Nach der komplexen und etwas schwer zugänglichen Prog Oper „Be“ rudern die Skandinavier diesmal in eine komplett andere Richtung. Der neuste Output tönt nämlich erstaunlich eingängig, ja nahezu leichtfüssig aus den Boxen. Ich tendiere sogar dazu, das Ganze als erfrischend anders zu bezeichnen.
So mancher Altfan wird hier natürlich erstmal kräftig schlucken müssen, aber sind wir doch mal ehrlich: gibt es etwas glaubwürdigeres, als eine Band die sich ständig selbst neu erfindet? Wohl kaum – und ein Abklatsch der alten Klassiker bringt uns alle auch nicht weiter.

Das Album ist witzigerweise in eine „A“ und „B“ Seite unterteilt, was bei genauerer Betrachtung absolut Sinn macht.
Die beiden Seiten unterscheiden sich nämlich erheblich in ihrer Ausrichtung, wobei die „A“ Seite das Rennen klar für sich entscheiden kann.

Während der zweite Part des Albums so ein bisschen das Gefühl von gepflegter Langeweile vermittelt, gehen die ersten 5 Tracks nicht nur als exzellente Earcatcher durch, sie bieten auch 5 extrem verschiedene Stilrichtungen.

Das Titelstück könnte ohne weiteres auch auf einem Dead Soul Tribe Scheibchen zu finden sein: modernes Riffing und Tribal Sounds, sowie die typischen, leicht melancholischen Melodiebögen heben diese Nummer zu einer Konzerthymne empor.

„Spitfall“ bietet dann im Anschluss – Achtung! - Hip Hop in Reinkultur. Logisch, statt billiger Computer Samples regiert hier die Stromklampfe. Der Songaufbau und der Gesang jedoch zeigen ganz deutliche Parallelen zu Eminem und Konsorten. Überraschenderweise ist der Track aber wirklich gelungen, ja eigentlich sogar faszinierend.

Der Höhepunkt des Albums geht mit der Startnummer 3 ins Rennen, nennt sich „Cribcaged“ und darf ohne Übertreibung als Sternstunde in der wahrlich hochqualitativen Discographie von Pain of Salvation angeführt werden. Als Vergleich nenne ich mal Savatage’s „Believe“. Damit sollte jedem klar sein, in welchen Sphären sich dieses kleine Epos bewegt.

Das textlich - natürlich – bissige „America“ tönt dagegen fast schon fröhlich aus den Boxen. Eine abgefahrene Mixtur aus Punk, Modern Metal und Country. Klasse!

Noch exotischer ist dann „Disco Queen“: Hier ist der Songtitel Programm. Düster elektronische Elemente treffen auf 70er Jahre Tanztempel Klänge der Marke Bee Gees oder Boney M.. Völlig durchgeknallt, aber auch völlig geil.

Mit dem Ende der „A“ Seite müssen wir dann auch leider weitgehend Abschied von der vorher so unterhaltsamen Vielseitigkeit nehmen. „Kingdom Of Loss“ kann mit seinen wunderschönen, leicht folkigen Harmonien noch überzeugen und sorgt gegen Ende mit einem erhabenen Chorus sogar noch einmal für Gänsehaut.

Die vier weiteren Stücke erreichen leider dann nicht mal mehr ansatzweise den Standard des übrigen Materials. Sie sind entweder zu sperrig, zu konstruiert oder schlicht – und es tut mir in der Seele weh, dieses Wort bei einer Band von diesem Format zu benutzen – langweilig.
Sie wollen auch nach einem halben Dutzend Durchläufen nicht zünden – aber hier befinden wir uns wieder auf dem schmalen Grat des persönlichen Geschmacks.

Eine Band wie Pain of Salvation ist von jeher grenzwertig und ich vergebe von meiner Warte aus die volle Punktzahl für 6 von 10 Songs.
Klare Abrechnung: 6 Mal geil ist immer noch besser als 10 Mal guter Durchschnitt.
Man darf gespannt sein, wie die neuen Sachen auf der kommenden Tournee im März ankommen.VÖ: 19.01.2007

Tracklist:
Side A:
1. Scarsick
2. Spitfall
3. Cribcaged
4. America
5. Disco Queen
Side B:
6. Kingdom Of loss
7. Mrs. Modern Mother Mary
8. Idiocracy
9. Flame To The Moth
10. Enter Rain

Line Up:
Daniel Gildenlöw – Vocals, Guitar, Bass
Johan Hallgren – Guitar, Vocals
Fredrik Hermansson – Keyboards, Vocals
Johan Langell – Drums, Vocals

DISCOGRAPHY:

1996 - Entropia
1998 - One Hour by the concrete Lake
2000 - The perfect Element Pt.1
2002 - Remedy Lane
2004 - 12:5
2004 - Be
2005 - Be Live (DVD+CD)
2007 - Scarsick
2009 - Linoleum (EP)
2010 - Road Salt One

SQUEALER-ROCKS Links:

Pain Of Salvation - Scarsick (CD-Review)
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