Squealer-Rocks.de CD-Review
Sabaton - Primo Victoria

Genre: Heavy Metal
Review vom: 01.05.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Skandinavischer Heavy Metal braucht herzhafte und schöne, von Keyboards untermalte Melodien! Absolut richtig. Skandinavischer Heavy Metal braucht Fantasy- und Drachenkram als lyrische Komplettierung des Ganzen! Mitnichten – und genau in diesem Punkt steigen Sabaton aus Schweden ins Renngeschehen ein, die auf ihrer nunmehr dritten, letztes Jahr erschienenen Veröffentlichung, PRIMO VICTORIA, den Hörer auf eine kleine Geschichtsrundfahrt mitnehmen.

Anstatt der Drachenschiffe erfährt man etwas über den Angriff der alliierten Kräfte auf Nazideutschland 1944, dem so genannten D-day („Primo Victoria“), Israels erfolgreiche Grenzenverteidigung gegen drei Nachbarstaaten (Ägypten, Jordanien, Syrien) aus dem Sommer 1967 („Counterstrike“), den Ostkriegwendepunkt im 2. Weltkrieg („Stalingrad“) oder den Vietnamkrieg in den sechziger Jahren („Into The Fire“). Da sage noch einer: „Heavy Metal bildet nicht!“

Die Texte sind die eine Sache, die Musik die andere. Und auch diesbezüglich heben sich Sabaton, um ihren Kreativkopf Joakim Brodén, vom großen skandinavischen Rest ab. Weder Trallala und Schallala Melodic Metal à la Stratovarius, noch auf Angriff und viele Keyboardsamples ausgerichteter Power Metal mit den berühmt berüchtigten „Fistelgesängen“ kommen dem Fünfer in den Sinn. Im Hause Sabaton besinnt man sich über weite Strecken zurück zudem, was man einst Heavy Metal nannte und eigentlich auch immer noch so nennen sollte: Im Midtempo verankerte, im Idealfall unkomplexe Hymnen.

So lauten die „Vorbilder“ nicht Helloween und HammerFall, sondern Virgin Steele, Grave Digger und eventuell Manowar. Aber Vorsicht! Das mögen Einflüsse und Inspirationsquellen der Band sein, begeisternde Shouter wie die fulminante Einstiegs- und Titelnummer „Primo Victoria“, das stampfende „Panzer Battalion“ und das mit „Das Boot“ Intro versehene „Wolfpack“ lassen sich jedoch nicht blindlings den genannten Thronbesetzern zuordnen. Besonders erwähnenswert ist der locker flockig mit Accept’schem Udo-Schreier aus den Boxen stürmende Albumrausschmeißer „Metal Machine“, dessen Text ausschließlich Titel von bekannten Rock- und Metalklassiker wie „Fighting The World“, „Paranoid“, „Metal Heart“ oder „Fear Of The Dark“ geziert wird und dem eine interessante, wenn auch erfundene (die einzige auf PRIMO VICTORIA) vorausgeht: „Im Jahre 2004 hat eine schwedische Band namens Sabaton die Geschichte des Heavy Metal gestohlen und weigert sich, sie wieder herauszurücken...“.

Vorhin habe ich es schon mal leicht angehaucht: Gesangliche Ausflüge zu den höchsten Höhen sind auf PRIMO VICTORIA ebenso fehl am Platz wie In Flames als Vorband der Scorpions. „The Biest“ Joakim Brodén regelt den Heavy Metal Verkehr stattdessen mit der tiefen, aber zu jeder Zeit angenehmen Bassstimme, die man als saubere Version des Chris Boltendahl (Grave Digger) bezeichnen könnte.

Fazit: Seit sechs Jahren läuft inzwischen schon das Unternehmen Sabaton, das in der Vergangenheit mit den Schattenseiten des Musikbusiness Bekanntschaft machen musste und so immer wieder auf dem steilen Weg nach oben ausgebremst wurde. Mit Black Lodge scheint nun endlich der richtige Partner gefunden zu sein und die Band dankt dies mit PRIMO VICTORIA, ihrer originellen und jetzt schon kultigen Heavy Metal Umsetzung (dieser Kult fängt bereits beim wunderschönen Artwork an), die neue Akzente setzt, keine Anlaufzeit benötigt und einen immer wieder aufs Neue fesselt. Ganz große Klasse...


Tracklist:
1. Primo Victoria
2. Reign Of Terror
3. Panzer Battalion
4. Wolfpack
5. Counterstrike
6. Stalingrad
7. Into The Fire
8. Purple Heart
9. Metal Machine

Anspieltipps: Primo Victoria, Panzer Battalion, Wolfpack, Metal Machine

Band Line-Up:
Joakim Brodén – Gesang
Oskar Montelius – Gitarre
Rikard Sundén – Gitarre
Pär Sundström – Bass
Daniel Mullback – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2001 - Fist For Fight
2005 - Primo Victoria
2006 - Attero Dominatus
2007 - Metalizer
2008 - The Art Of War
2010 - Coat Of Arms


SQUEALER-ROCKS Links:

Sabaton - Attero Dominatus (CD-Review)
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