Squealer-Rocks.de CD-Review
Sabaton - Coat Of Arms

Genre: Heavy Metal
Review vom: 01.10.2010
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Nuclear Blast



Vier Jahre ist eine lange Zeitspanne und da gerät so einiges in Vergangen- und Vergessenheit. Davon gefeit sind auch die schwermetallischen Kriegshelden von Sabaton nicht. Nach den viel umjubelten Alben „Primo Victoria“ (2005) und „Attero Dominatus“ (2006) wurde es qualitativ eher ruhig um die emsigen und in unveränderter Formation agierenden Schweden um Frontsänger Joakim Brodén. Auf die Neuauflage der ersten Gehversuche der Nordmänner, „Metalizer“ (2007), folgte mit „The Art Of War“ vor zwei Jahren zwar das Comeback zur alten thematischen Leitlinie, doch bis auf zwei, drei Schlachthymnen musste viel Durchschnitt verkraftet werden. Stellt sich für das hiesige „Coat Of Arms“ und die sechs Feldherren die Frage: Weiße Flagge oder Aufgalopp?

Der Einstieg, gleichzeitig die Titelnummer, erstickt den ersten Teil der Frage sofort im Keim. Anno 2010 wird wieder im klassischen Power durchdrungenen Heavy Metal Stil galoppiert. Es werden wieder fantastische Keyboardbreaks und -passagen integriert und Monsieur Brodeén schreit und rollt die Wörter als würde gerade der dritte Weltkrieg ausbrechen: „Call to arms, banners fly in the wind / For the glory of Hellas“. Thematisiert wird der Griechisch-italienische Krieg aus dem Jahr 1941. Raus aus Hellas, rein in den Pazifik zur Trägerschlacht zwischen Japan und den USA. Musikalisch „Midway“ genannt – ein schneller Shouter, der ohne Probleme die Spannung aufrechthält.

Aufständisch waren Sabaton bereits auf ihren sagenhaften Alben Mitte des Jahrzehnts. Wie keine andere Band versteht es das Sextett geschichtsträchtige Schlachten des 20. Jahrhunderts in ein stimmungsvolles, gerne auch mal leicht düster anmutendes Gewand zu verpacken, das einen von null auf 100 in Rekordzeit bringt. Ekstase vorprogrammiert. Aufständisch ist auch „Uprising“, das im Marschtempo den Warschauer Aufstand vom 1. August 1944 angeht. Kaum verklungen, frisst sich die 101. US-Luftlandedivision „Screaming Eagles“ in den Gehörgängen fest: “Crack of the lightning splitting the ground / Thunder is sounding, artillery pounding / Wrath of the Nazi's cast on Bastogne / Facing their forces alone”. Bei solch einnehmend vorgeführten Refrains brauche ich kein Iced Earth mehr.

Anders als auf dem Vorgängeralbum gönnen sich Sabaton heuer keine Verschnaufpause. Angriff lautet die Devise. Eine kurze Pause macht nur die Temposchlacht. Zuständig hierfür: Hymnische, fast schon klassische Klänge, die „The Final Solution“ (zu deutsch: Endlösung), die Fortsetzung von „Rise Of Evil“, einläuten. Hoch hinaus geht’s in „Aces In Exile“ und der Luftschlacht um England. Hier warten exzellente Tempowechsel und ein Blind Guardian ähnelnder Chor als Bridge. „Saboteurs“, eine Hommage an Geschehnisse rund um das norwegische Kraftwerk Vemork, setzt im Anschluss neue Maßstäbe in Sachen Eingängigkeit, ehe die „Wehrmacht“ alles in Grund und Boden stampft.

Sabaton kehren unnachgiebig auf ihr Schlachtfeld zurück und bieten nach dem feinen „White Death“, ein Stück über den Scharfschützen Simo Häyhä, mit „Metal Ripper“ eine Neuauflage des Niederkniens vor den Rock- und Metalikonen vergangener Tage. Textpassagen von Judas Priest, Metallica oder Queen ergeben zusammen ein neues Mitwipp- und Mitgrölhighlight.

Ergo: Sabaton melden sich schlagkräftig zurück und setzen mit „Coat Of Arms“ ein Album auf dieselbe Stufe mit den eingangs erwähnten Kriegsbeute.

Info: Das Digibook enthält für alle Musiker unter euch die Songs „Coat Of Arms“ und „Metal Ripper“ als Instrumental.


Dieses Gastreview stammt von einem Bekannten, der anonym bleiben möchte - alte Squealer-Rocks-Leser könnten ihn allerdings erkennen.


Tracklist:
1. Coat Of Arms
2. Midway
3. Uprising
4. Screaming Eagles
5. The Final Solution
6. Aces In Exile
7. Saboteurs
8. Wehrmacht
9. White Death
10. Metal Ripper

Anspieltipps: Coat Of Arms, Screaming Eagles, The Final Solution

Band Line-Up:
Joakim Brodén – Gesang
Oskar Montelius – Gitarre
Rikard Sundén – Gitarre
Pär Sundström – Bass
Daniel Mullback – Schlagzeug
Daniel Mÿhr – Keyboards

DISCOGRAPHY:

2001 - Fist For Fight
2005 - Primo Victoria
2006 - Attero Dominatus
2007 - Metalizer
2008 - The Art Of War
2010 - Coat Of Arms


SQUEALER-ROCKS Links:

Sabaton - Attero Dominatus (CD-Review)
Sabaton - Primo Victoria (CD-Review)
Sabaton - Coat Of Arms (CD-Review)

Sabaton und Custard - Stuttgart, Die Röhre (Live-Review)Sabaton,Grave Digger, Therion - Essen, Weststadthalle (Live-Review)Sabaton und Thunderbolt - Ludwigsburg, Rockfabrik (Live-Review)Noch ein Bier - Festival - Gelsenkirchen, Amphitheater (Live-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren