Squealer-Rocks.de CD-Review
Krokus - Original Album Classics (3 CD Box)

Genre: Hardrock
Review vom: 06.10.2012
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Sony Music



Die „Original Album Classics“ - Serie von Sony Music – die gute Musik für kleines Geld garantiert – geht in die nächste Runde. Dieses Mal sind die Schweizer Urväter des Hardrock dran, die Pate für Truppen wie Gotthard, Paganini, China oder Shakra standen.
Die ersten drei „richtigen“ Krokus Alben gehören zur Grundausstattung eines jeden Rockfans. Genau genommen handelt es sich zwar bereits um die Veröffentlichungen 3-6, doch die ersten drei Scheiben der Eidgenossen sind für den gängigen Hardrock Fan eher uninteressant. Abgesehen von Nummern wie „Killer“ oder „Rock me, Rock you“ vom Vorgänger „Pay it in Metal“, begann die wirklich ernstzunehmende Phase der Band erst mit dem Einstieg von Röhre Marc Storace und dem Klassiker „Metal Rendez – Vous“ von 1979.

Schon das Eröffnungsdoppel, bestehend aus „Heatstrokes“ und dem Hit „Bedside Radio“, ist ein Musterbeispiel für groovenden Hardrock der späten 70er, der das rockige Element von AC/DC und die Eingängigkeit von Rainbow perfekt vermengt.
Den Vorwurf der AC/DC Kopie wird die Truppe zwar nie mehr los, doch auf „Metal – Rendez- Vous“ ist er ungerechtfertigt. Epische und unkonventionell komponierte Balladen wie das tolle „Streamer“ oder das fette „Fire“- mit tollem Solo von Fernando von Arb – erinnern, wenn überhaupt, eher an Deep Purple, bieten aber im Grunde einen eigenständigen Stil.
Kracher wie „Tokyo Nights“, das mit einem fetten Riff und einer exotischen Atmosphäre überzeugen kann, sowie der Stampfer „Lady Double Dealer“, der ganz schwer an Kiss denken lässt, runden die Geschichte ab und machen den Einstand von Marc Storace zu einem wahren Happening des Classic Rock.

Der Nachfolger „Hardware“ (1981) kann da in punkto Leichtfüßigkeit und auch in Hinsicht auf die Hitdichte nicht mithalten.
Unverständlicherweise beginnt das Album mit der zwar genialen, aber auch höchst ungewöhnlichen Ballade „Celebration“, die zwar ob ihres progressiven Aufbaus (Intro, lediglich eine Strophe, Chorus) von Pink Floyd Mastermind Roger Waters in Interviews geadelt wurde, aber alles andere als ein perfekter Opener ist.
Der folgende mitreißende „Easy Rocker“ dagegen ist Alpenrock par excellence und gehört zum Besten, was der Hardrock zu bieten hat.
Neben der epischen Ballade „Winnig Man“, welche die Band übrigens auch auf ihrem schwer unterschätzten Output „Heart Attack“ noch einmal verwurstet hat, ist es dann aber auch schon vorbei mit den großen Songs.
Schleppende Groover wie „Rock City“ oder „Burning Bones“ sind nette Rocksongs mit Aussie - Affinität, aber nicht wirklich prägend.
Mit „Smelly Nelly“ hat man gar einen kompletten Ausfall zu vermelden, der sich wie ein Überbleibsel der Frühwerke anhört und dementsprechend so passend ist, wie Euer Schreiber im Benimm -Kurs der VHS.
Die nicht erwähnten Tracks pendeln sich im guten Mittelmaß ein und sind schnelle Rocker mit AC/DC Flair – wer hätte das gedacht?
Folglich ist der zweite Output mit Marc Storace zwar insgesamt eine durchaus gute Scheibe, verblasst jedoch im hochkarätigen Bandkontext etwas und klingt ein bisserl orientierungslos.

Krokus müssen ohrenscheinlich selbst bemerkt haben, dass „Hardware“ nicht „the yellow of the egg“ (kann man mal bringen, oder?) war, denn mit „One Vice at a time“ (1982) legte das Quintett einen Kracher im Wortsinn hin.
Ein Kritiker schrieb mal, dass der Output „das beste AC/DC Album nach „Back in Black““ ist.
Nun gut, das ist schon eine kleine Heiligsprechung, dennoch tut man den Männern aus den Bergen mit dem ewigen Vergleich wieder mal Unrecht.

Zunächst mal verfügen Krokus über den weitaus besseren Sänger. Was der gebürtige Malteser Storace hier abliefert – hört Euch nur mal sein wahnsinniges Organ bei „Playin' the Outlaw“ an – könnte selbst ein Klon aus Bon Scott und Brian Johnson nicht besser performen.
Zudem ist „One Vice...“ eine ganze Ecke härter. Der schweizer Rock'n'Roll ist von einer derart archaischen Gewalt, dass er - ähnlich wie Motörhead – so manche Metal Band in die Plüsch – Ecke verweist.
Wir reden hier von einem 100% Werk, schwache Tunes gibt es somit nicht zu vermelden.
Bemerkenswert ist allemal, mit welcher Wucht der Guess Who Oldie „American Woman“ ein stählernes Gewand bekommt.
Wenn man weitere Highlights mit vorgehaltener Pistole nennen müsste, wären das der schleppende Opener „Long Stick goes boom“ oder der alles zerstörende Gossensong „Down the Drain“ - besser hat harter Rock nie geklungen!


Es sei der Vollständigkeit halber noch erwähnt, dass Krokus mit dem Nachfolger „Headhunter“, der schon fast als reiner Heavy Metal durchgeht, den Durchbruch in den U.S.A. schafften, den sie mit dem poppigen „Change of Address“ und dem rockigen „The Blitz“ noch weiter forcierten.
Hier bei uns hat es leider nie dazu gereicht. Die Truppe konnte nie den Erfolg einfahren, den sie verdient hätte, während sie in der schönen Schweiz und in Übersee Stadien gefüllt hat.
Und das, das ist nicht nur traurig, es ist eine Schande!

Tracklist:

Metal – Rendez - Vous
1. Heatstrokes
2. Bedside Radio
3. Come On
4. Streamer
5. Shy Kid
6. Tokyo Nights
7. Lady Double Dealer
8. Fire
9. No Way
10. Back Seat Rock'n Roll
Hardware:
1. Celebration
2. Easy Rocker
3. Smelly Nelly
4. Mr. 69
5. She's Got Everything
6. Burning Bones
7. Rock City
8. Winning Man
9. Mad Racket
One Vice at a Time.
1. Long Stick Goes Boom
2. Bad Boys, Rag Dolls
3. Playin' The Outlaw
4. To The Top
5. Down The Drain
6. American Woman
7. I'm On The Run
8. Save Me
9. Rock'n'Roll

Line Up:
Fernando von Arb - Guitar
Chris von Rohr - Bass
Marc Storace - Vocals
Tommy Kiefer - Guitar
Freddy Steady - Drums

DISCOGRAPHY:

1976 - Krokus
1977 - To You All
1978 - Painkiller
1980 - Metal Rendez-Vous
1981 - Hardware
1982 - One Vice At A Time
1983 - Headhunter
1984 - The Blitz
1986 - Change Of Address
1988 - Heart Attack
1990 - Stampede (1990)
1995 - To Rock Or Not To Be
1999 - Round 13
2003 - Rock The Block
2006 - Hellraiser
2010 - Hoodoo


SQUEALER-ROCKS Links:

Krokus - Hellraiser (CD-Review)
Krokus - Hoodoo (CD-Review)
Krokus - Original Album Classics (3 CD Box) (CD-Review)
Krokus - Dirty Dynamite (CD-Review)

Krokus und Shakra - Andernach, JUZ (Live-Review)Axxis und Krokus - Nürnberg, Hirsch (Live-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren