Krokus und Shakra (21.09.2003, Andernach, JUZ, Eric)
Mit Krokus und Shakra luden zwei der angesagtesten Schweizer Hartwurst-Kapellen zum Tanz. Jeweils mit neuen, abgefeierten Langeisen im Gepäck („Rock The Block“ bzw. „Rising“) würde es sicher spannend werden, zwei Bands, die ja nun fast eine Generation trennt, im direkten Vergleich zu erleben.
Beim Betreten der Halle gab´s allerdings zunächst eine herbe Enttäuschung: Das Andernach JUZ mit einem Fassungsvermögen von 600 Leuten war gerade mal gut zur Hälfte gefüllt. Hallo! Sind die ganzen Krokus-Maniacs aus den 80ern und 90ern auf Volksmusik umgestiegen? Unverständlich! Punkt 20 Uhr enterten dann Shakra mit neuer Frontröhre Mark Fox die Bühne und legten mit "Now Or Never" vom aktuellen Longplayer los. Der erste Gedanke war: Laut! Ich meine LAUT!! Schon klar, ein Rock-Konzert ist kein Kaffee-Klatsch, aber an diesem Abend war´s wohl doch ein bisschen des Guten zu viel, zumal der Sound unter der Lautstärke etwas gelitten hat. Das war´s dann aber auch schon, was ich Negatives über den Shakra-Gig berichten kann, denn der Fünfer rockte das Haus, dass es eine wahre Freude war! Das Songmaterial setzte sich in erster Linie aus dem neuen Album und dessen Vorgänger "Power Ride" zusammen; von den beiden ersten Scheiben kamen lediglich "Nothing To Loose", "Don´t Try To Call" und "Hand On The Trigger" zu Ehren. Naja, doch noch ein bisschen Mini-Gemecker: Wo blieben "The Sun Will Shine" und "Wonder", zwei der geilsten Shakra-Songs überhaupt? Andererseits bietet ein Programm von einer knappen Stunde kaum die Möglichkeit, die Erwartungen aller Fans die Songauswahl betreffend zu befriedigen. So oder so, Shakra ließen einen Riff-Rocker nach dem anderen vom Stapel, mit zunehmender Begeisterung von der Menge aufgenommen. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass nicht wenige der anwesenden Fans die Texte in- und auswendig kannte und hauptsächlich wegen Shakra da waren. Stimmungsmäßiger Höhepunkt: Der mächtige Stampfer "Rising High" von der aktuellen Scheibe.
Besonders gespannt waren die Fans natürlich auf den Auftritt des "Neuen": Sänger Mark Fox, der den erkrankten Pete Wiedmer ersetzt hatte, erledigte seine Aufgabe tadellos, kam wie der Rest der Band sehr sympathisch rüber und dürfte nach dieser Tour wohl endgültig als der neue Shakra-Shouter anerkannt sein. Beeindruckend insbesondere der natürliche Umgang mit dem Publikum verbunden mit der Fähigkeit, die Leute zum Mitmachen zu animieren. Okay, Standards wie "Seid ihr gut drauf?" oder "Ihr seid das beste Publikum der Welt" verursachen bei mir jedes Mal leichte Magenschmerzen, aber welche Band kommt schon ohne aus? Nach einer vehement geforderten Zugabe und einer knappen Stunde war leider schon Schluss. Bleibt festzuhalten, dass die recht simplen und eingängigen Shakra-Stücke live (natürlich) noch eine Ecke saftiger Arschtreten als auf CD und sich die Band mit solchen Auftritten im Rahmen der Tour jede Menge neue Fans erspielen dürfte. Bleibt zu hoffen, das wir die sympathischen Schweizer im Rahmen einer Headliner-Tour demnächst noch mal in Deutschland begrüßen dürfen, mit dem vollen Programm, mit "The Sun Will Shine" und "Wonder" und - mit Ohrenstöpseln!
So, die Jungspunde hatten vorgelegt und eine prächtig gestimmte Metal-Community zurückgelassen; würden Krokus den Pass aufnehmen können? Zunächst nicht! Krokus eröffneten den Gig (natürlich) mit "Long Stick Goes Boom", und dennoch: Die Publikumsreaktionen blieben verhalten. Seltsam eigentlich, der Sound war noch immer mörderisch laut, der Opener mit einem der Krokus-Classix schlechthin perfekt gewählt und dennoch blieb die Masse der Fans reserviert. Vielleicht lag es daran, dass Krokus nach dem kumpelhaften und Fan-nahen Auftritt von Shakra eher "Star-mäßig" auf der Bühne wirkten; vielleicht waren die Gesten von Meister Storace eine Nummer zu groß? Erschwerend kamen erhebliche Probleme mit van Arb´s Klampfe hinzu, die stellenweise komplett ausfiel - solche Pannen überspielt eine Band wie Krokus aber natürlich völlig unaufgeregt wie selbstverständlich. Von der aktuellen "Rock The Block"-Scheibe kamen mit "Mad World", "I Want It All" und dem Titelsong lediglich 3 Nummern zu Ehren, ansonsten gab es Krokus-Classix bis zum Abwinken. Und mit jedem alten Gassenhauer, den die Band rausfeuerte, stieg die Stimmung an. Nach einer Warmlaufphase von 4 oder 5 Stücken hatten die Schweizer die Fans endgültig auf ihre Seite gezogen und bekamen langsam aber sicher auch selbst mehr Spaß an der Sache. Auszüge aus der Setlist gefällig? Bitte schön: American Woman, Eat The Rich, Down The Drain, Rock City, Bedside Radio, Easy Rocker ... bei dieser Ansammlung von Hardrock-Perlen kann kein Gig scheitern, und so siegten Krokus dann letzten Endes doch noch auf ganzer Linie und lieferten die Show ab, die wir von ihnen erwartet hatten. Zwar meinte mein musikalischer Berater Dr. Pank, seines Zeichens Drummer bei der AC/DC-Coverband Sin/City und außerdem ein unglaublich netter Zeitgenosse, etwas schlampiges Spiel bei den Schweizern gehört zu haben, mir normalsterblichem fällt so was allerdings eh nicht auf ;-) Sehr wohl aufgefallen ist mir jedoch, wie hervorragend Marc Storace bei Stimme ist; keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, auf welch lange Shouter-Karriere der Mann mittlerweile zurückblickt. In Sachen Bühnenpräsenz macht dem potentiellen Bon Scott-Nachfolger ohnehin niemand was vor, auch wenn die kleine Bühne nicht wirklich Platz zum ausgiebigen Stage-Acting hergab. Mit "Bedside Radio" endete der Set nach knappen zwei Stunden, eine erschöpfte, hörgeschädigte und zufriedene Menge zurücklassend.
Bleibt noch eine Frage: Wie endet er denn nun, der Vergleich zwischen Shakra und Krokus? Nun, (auch wenn's diplomatisch klingt) ein gerechtes Unentschieden würde ich meinen, wobei der FC Shakra 04 das aktivere Team war, der Tabellenführer FC Krokus allerdings mit geschicktem Stellungsspiel und viel Erfahrung dagegen halten konnte. Spaß und Lust auf mehr haben jedenfalls beide gemacht; hope to see ya soon!
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