Squealer-Rocks.de CD-Review
Swallow The Sun - New Moon

Genre: Dark Metal
Review vom: 27.11.2009
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 27.11.2009
Label: Spinefarm



Wer jemals in einer Neumondnacht ohne künstliche Lichtquellen wandelte, der weiß, was wahre Dunkelheit ist, denn diese Nacht ist so vollkommen, dass das wenige Licht kaum gereicht den eigenen Pfad zu beschreiten. In den tiefen Schatten scheinen sich Gestalten zu verbergen, verschwommen und doch blickt man ihnen ins Antlitz in solchen Nächten.
Die finnischen Dark Metal Künstler von Swallow The Sun entführen uns mit ihrem neusten Werk in eben jene Schattenwelt, wie sie nur der „New Moon“ kennt.

Nach der atmosphärisch dichten und tief melancholischen Konzept EP „Plague Of Butterflies“ zittern die Hände leicht beim Einlegen der neuen Scheibe, da man gar Episches erwartet. So beginnt die Scheibe langsam sich zu drehen, während man das wunderbare Artwork in Kupferstichoptik betrachtet, das schlicht und doch bezaubernd ist. Doch nach wenigen Sekunden bereits schaut man überrascht auf, denn so hatte man Swallow The Sun selten gehört. Recht symphonisch blackmetallisch geht das Sextett in „These Woods Breathe Evil“ zu Werke, so dass man unvermittelt an Bands wie Thyrfing oder Dissection denken muss. Und als ob er dem Titel und den harten Gitarrenklängen Tribut zollen wollte, keift Sänger Mikko Kotamäki im besten Black Metal Stile ins Mikro.

Glaubte man nun jedoch, dass die Finnen ihren düster, doomigen Stil ad acta gelegt hätten, irrte man sich, denn im Folgenden versinkt man in eben jenen dunklen Tiefen, die Swallow The Sun so unnachahmlich zu kreieren in der Lage sind. Langsam schleppt sich „Falling World“ unter dezenter Instrumentalisierung dahin und spannt Bögen voller dumpfer Trauer und schmachtvollem Herzschmerz, welcher nicht alleine von den Melodien getragen wird, sondern vielmehr auch aus der sanften, dunklen Stimme Mikkos spricht.
Während sich allmählich die Abenddämmerung über die Lande legt und der aufgehende Mond sich hinter Wolken verbirgt, sieht man durch die Augen des „Sleepless Swans“ und erblickt, im blutroten Licht der Dämmerung liegend, einen See, über welchen Wolken dahinziehen, die im Dunkel der Nacht verschwinden und doch ein letztes Mal feurig rot leuchten. Mit dem einsetzenden Growling geht der typische, eiskalte finnische Dark Metal auf und besticht einmal mehr durch sein langsames, doomiges Tempo und die fröstelnlassende Stimmung, die sich dann auch in „And Heavens Cried Blood“ fortsetzt, um dort teils noch doomiger, sprich noch langsamer zu werden.

Als ob man nicht noch tiefer zu sinken gedachte, erfassen einen „Lights On The Lake (Horror Part III)“ wie der frostige Kuss der toten Geliebten und ziehen einen hinab in die Tiefen des Sees, über welchem wie ein Irrlicht eine blasse Jungfrau schwebt, die ihren gewaltsamen Tod beweint. So vernimmt man jene liebliche Frauenstimme und lässt sich fallen in die Melodien, die an ältere Amorphis erinnern, bevor man von einer wütenden Doublebase, begleitet von blackmetallisch kreischendem Gesang und rabiatem Riffing, getroffen wird und sich wieder freikämpft aus der Umarmung des Wassergeistes, jedoch erstarkt dessen Griff erneut und in jenem Wechselspiel schwingt sich das Lied eindrucksvoll auf, bis der „New Moon“ aufgeht. Dieser versprüht ein fast Gothic-artiges Flair mit leichter Popattitüde, trotzallem ist der Titeltrack weit davon entfernt ins Kitschige abzugleiten. Finster, gefühlvoll singend oder growlend trifft Mikko den melancholischen Grundton, den die Gitarren und Keys bestreiten.

„New Moon, would you open the gates and take me away, away from this night.
New Moon, between the curtains, walked me away on your silvery bridge.
New moon, lay your mercy on me tonight.“



Nach so viel herzzerreißenden Klängen verstreicht “Servant Of Sorrow” recht ereignislos, bis auf seinen Mittelteil, der auf verträumte Weise Walzer zu tanzen scheint. Mit „Weight Of The Dead“ schließt sich schließlich das Rund und Swallow The Sun kehren noch einmal zum symphonischen Black Metal zurück, um diesen in doomigen Klängen zu versenken und in düsteren Melodien ausklingen zu lassen.

Fazit: Was verbleibt mir noch zu sagen, da es Swallow The Sun einmal mehr gelang, mich mit ihrer melancholischen, schmachtenden Musik in ihren Bann zu schlagen? Für alle Freunde des düsteren Metals geht heute der „New Moon“ auf.


Tracklist:
1. These Woods Breathe Evil
2. Falling World
3. Sleepless Swans
4. And Heavens Cried Blood
5. Lights On The Lake (Horror Part III)
6. New Moon
7. Servant Of Sorrow
8. Weight Of The Dead

Anspieltipps: These Woods Breathe Evil, Falling World, Lights On The Lake (Horror Part III), New Moon

Line-Up:
Mikko Kotamäki – Gesang
Juha Raivio – Gitarre
Markus Jämsen – Gitarre
Matti Honkonen – Bass
Aleksi Munter – Keyboards
Kai Hahto – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2003 - Out Of This Gloomy Light (Demo)
2003 - The Morning Never Came
2005 - Ghosts Of Loss
2007 - Hope
2008 - Plague Of Butterflies
2009 - New Moon


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