Squealer-Rocks.de CD-Review
Bonfire - The Räuber

Genre: Hard Rock
Review vom: 25.02.2008
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: LZ Records



Da soll noch einer behaupten, der Metal würde seiner Bildungsaufgabe nicht nachkommen. Bonfire, das deutsche Hard Rock-Urgestein schlechthin, setzt anno 2008 nicht weniger anspruchsvollen Stoff als Schillers’ “Die Räuber” musikalisch um. Zugegeben, da kommt Nervosität auf beim Schreiberling, der Stephen King für die Krone der literarischen Schöpfung hält.

Hilft nix, also erst mal bei Wikipedia schlau gemacht über diesen Schiller und seine Räuber. Interessant zwar, aber nicht wirklich nötig, wie sich später herausstellen soll. Das Vorwort im CD-Booklet lässt den Kulturbanausen durchatmen: “Voraussetzung für diese Produktion: Die Jungs sollten das machen, was sie immer machen - kein Bonfire auf Kulturschmusekurs, sondern solider und ehrlicher Hard Rock.”

Und das tun sie denn auch. Vermutlich werden der Titel der Scheibe verbunden mit der Tatsache, dass der fränkische Fünfer das Werk zusammen mit Regisseur P.W. Politz auf die Bühne des Theaters Ingolstadt bringen wird, zunächst für Irritationen sorgen bei den kulturresistenten Langhaarschüttlern. Zugegebenermaßen ein durchaus interessantes Konzept, das man aber auch einfach außer Acht lassen kann - und dann bleibt am Ende des Tages ein ganz “normales” Bonfire-Album.

Schon mit dem krachenden Opener “Bells Of Freedom” blasen Bonfire, ganz im Stile von “Day 911", eventuelle Bedenken mit einem Rock’n’Roll-Arschtritt in den Orbit. Ganz, ganz starke Nummer und mit ziemlicher Sicherheit der Anheizer für künftige Gigs. Ansonsten mag sich “The Räuber” thematisch an das Schiller-Drama anlehnen, musikalisch entspricht es aber dem, was Bonfire (das “Free”-Album und die “Unplugged”-Sessions vielleicht ausgenommen) über Jahrzehnte genauso berechenbar wie sympathisch gemacht hat. Auffällig in dem Zusammenhang vermutlich das düstere, mit einem Black Sabbath-Gedächtnisriff daherkommende “Blut und Tod” sowie das schleppende “Black Night” - hier hat Herr Schiller mit seinem schwermütigen Stoff die eigentlichen Gute-Laune-Rocker ganz offensichtlich zu einer metallischen Gangart inspiriert.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Auch bei diesen Nummern stehen selbstverständlich die zum Trademark der Band gewordenen, griffigen und eingängigen Refrains im Vordergrund. Ansonsten gibt es mit “Love Don’t Lie” den üblichen Balladenstoff, während “Let Me Be Your Water” gerade so an der Schlager-Grenze vorbeischrammt - oder gerade so nicht? Ansichtssache, das. Spätestens, wenn bei “Hip Hip Hurray” und “Lass die Toten schlafen” in bester Bonfire-Manier recht simpel, eingängig und gut gelaunt nach vorne gerockt wird, hat der traditionell verwurzelte Hardrocker ein Grinsen im Gesicht.

Okay, die Art und Weise, wie die Ingolstädter bei “The Good Die Young” aber auch so was von kackfrech bei dem ollen Kiss-Smasher “Heavens On Fire” abkupfern, wird unser Maniac Maddin (“ich gehe lieber zu Kiss, da weiß ich wenigstens, dass ich abgezockt werde”) nur mit sofortiger Jever-Infusion verkraften können, aber das nur am Rande. Das ungewöhnliche Konzept jedenfalls sollte keinen Fan von solidem und hochwertigem Hard Rock davon abhalten, die Scheibe in’s Regal zu stellen - wer Bonfire mag, wird auch mit “The Räuber” wieder mal bestens bedient.

Tracklist:

01. The Räuber
02. Bells Of Freedom
03. Refugee Of Fate
04. The Oath
05. Blut und Tod
06. Love Don’t Lie
07. Black Night
08. Hip Hip Hurray
09. Do You Still Love Me
10. Let Me Be Your Water
11. Lass die Toten schlafen
12. The Good Die Young
13. Time
14. Father’s Return
15. Love Don’t Lie (Acoustic Version)
16. Do You Still Love Me (Acoustic Version)
17. Hip Hip Hurray (Deutsche Version)

Lineup:

Claus Lessman (lead vocals)
Hans Ziller (lead guitar)
Jürgen “Bam Bam” Wiehler (drums)
Uwe Köhler (bass)
Chris”Yps” Limburg (rhythm-guitar)

DISCOGRAPHY:

1986 - Don't Touch The Light
1987 - Fireworks
1989 - Point Blank
1991 - Knock Out
1993 - Live... The Best
1993 - Glaub Dran (EP)
1996 - Feels Like Comin' Home
1996 - Freudenfeuer (auf deutsch)
1997 - Hot & Slow
1997 - Rebel Soul
1999 - Fuel To The Flames
2001 - Strike X
2002 - 29 Golden Bullets (Best-Of-2CD)
2002 - Live Over Europe (live)
2003 - Free
2005 - One Acoustic Night
2006 - Double X
2007 - Double Vision (DVD)
2008 - The Räuber

SQUEALER-ROCKS Links:

Bonfire - Double X (CD-Review)
Bonfire - Free (CD-Review)
Bonfire - One Acoustic Night (CD-Review)
Bonfire - The Räuber (CD-Review)
Bonfire - Cry For Help (EP) (CD-Review)

Bonfire - Double Vision (DVD-Review)

Bonfire - Frankenthal, Krone Music Club (Live-Review)Bonfire und Trancemission - Speyer - Halle 101 (Live-Review)

Hans Ziller & Bam Bam von Bonfire (Interview)
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