Squealer-Rocks.de Live-Review
Bonfire und Trancemission (24.10.2003, Speyer - Halle 101, Eric)

Trancemission und Bonfire waren angesagt, aber zunächst gab es in der ehemaligen Fabrik „Halle 101“ in Speyer Palace als nicht angekündigten Anheizer. Vor nicht mal halb gefüllter Halle hatten die Jungs mit den typischen Opener-Problemen zu kämpfen: Durchwachsener Sound, unbekannte Songs und ein Publikum, dass in erster Linie mit der Sicherstellung des Bier-Nachschubs beschäftigt war.

Stellenweise war es wirklich recht schwer, Feinheiten im Sound auszumachen, aber ungeachtet dieser widrigen Umstände legte der Vierer beim Zocken der klassischen Heavy Metal-Songs viel Spielfreude an den Tag und wurde zurecht mit „Zugabe“-Forderungen aus den ersten Reihen und wohlwollenden Applaus aus dem Rest der Halle verabschiedet.

Bei Trancemission sah die Sache schon anders aus. Nach dem Intro „Re-Animation“ enterte die Band mit „Back In Trance“ die Bühne, und schlagartig stieg die Soundqualität um zwei Stufen. Trotz allem bleibt anzumerken, dass der Halle 101 soundtechnisch offensichtlich Grenzen gesetzt sind. Bin kein Akustiker, aber die ehemalige Fabrik scheint mir nicht gerade prädestiniert, um harten und lauten Bands einen optimalen Sound zu ermöglichen. Anyway, der Vierer um Bandleader Lothar Antoni legte einen sympathisch-relaxten Gig auf die Bretter, an dem alle Beteiligten sichtlich und hörbar Spaß hatten. Die Setlist bestand aus einer gesunden Mischung zwischen alten Gassenhauern („We Are The Revolution“, „Break The Chains“) und Popo-Tretern der neuen Scheibe „Back In Trance II“. Insbesondere die neuen Songs wurden mit viel Beifall aufgenommen, was sicher keine Selbstverständlichkeit ist (wie später bei Bonfire zu sehen war) und für die Qualität des Albums spricht. Highlight des Auftritts: Drummer Alex Franken, eher schmächtig von Statur, veranstalte insbesondere während seines Solos einen solchen Betrieb an der Schießbude, dass dem ein oder anderen der Mund offen stehen blieb. Großartig! Alles in Allem ein Auftritt, der Bock auf Mehr machte – wollen wir hoffen, dass es einen Nachfolger zu „Back In Trance II“ geben wird.

Nach kurzer Umbaupause legten Bonfire mit „On And On“, dem Opener des aktuellen Longplayers „Free“, vor jetzt gut gefüllter Halle los. Die Ingolstädter streben ja mit dieser Scheibe eine neue Richtung an, weg von den ausgetretenen Hardrock-Pfaden, hin zu der Art von Rock, die sie eigentlich schon länger machen wollten. Und genau hier liegt das Problem dieses Gigs: Das anwesende Publikum wandelt viel lieber auf eben diesen ausgelatschten Pfaden und nahm dementsprechend die Songs von „Free“ eher zurückhaltend auf, auch wenn diese live eine ganze Ecke heftiger als aus Konserve daherkamen. Sangesmeister Lessmann blieb die Zurückhaltung natürlich nicht verborgen, und so gab es Erklärungsversuche: „Ich weiß, das ist nicht einfach für euch jetzt, aber wir haben die alten Songs einfach viel zu oft gespielt und haben uns entschlossen, das neue Album komplett zu spielen“. Unnötig zu erwähnen, dass solcherlei Ansagen keine Begeisterungsstürme hervorriefen. So, sprechen wir jetzt noch den von der gnadenlosen Bass-Drum, die bisweilen sogar Nasenflügel vibrieren ließ und alles andere zeitweise in Grund und Boden donnerte und lassen dann die Negativ-Seiten des Gigs hinter uns.

Denn Positives gibt es auch zu berichten: Nachdem sich die erste Enttäuschung über die neuen Songs (die vielen der Anwesenden offensichtlich nicht bekannt waren) gelegt hatte, stieg der Stimmungspegel bei Band und Publikum von Song zu Song. Insbesondere Basser Uwe Köhler entpuppte sich als echtes Live-Tier (und schien, so mein Eindruck, ebenfalls bei den heftigeren Stücke erheblich mehr Bock zu entwickeln). Mit Gassenhauern der Marke „Don´t Touch The Light“, „Under Blue Skies“ oder „S.D.I“ war dann doch steigender Spaß-Faktor und Party-Stimmung in der Halle. Nach knapp zwei Stunden und zwei Zugaben war Schicht, und zurück blieb ein zweigeteilter Eindruck: Einerseits wurden Band und Publikum nicht hundertprozentig warm miteinander, was meines Erachtens an dem hohen Anteil neuer und unbekannter Songs lag. Fast schien es, als seien die Bonfires selbst enttäuscht über die zurückhaltenden Reaktionen auf das neue Material. Andererseits sind Bonfire über jeden musikalischen Zweifel erhaben und bieten für meine Begriffe gute Live-Unterhaltung; die Songs von „Free“ gefallen mir persönlich nach etlichen Durchläufen ebenfalls sehr gut. Vielleicht wären 2 oder 3 neue Songs weniger und vor allem nicht alle in der ersten Hälfte des Sets die geschicktere Wahl gewesen? Wie auch immer, sein Kommen bereuen musste wohl niemand und wenn Bonfire wieder mal in der Gegend sind, wird ich dabei sein und ich wette, dass die Halle dann auch wieder brodelt!