Cornelius "Wombo" Heck von Finsterforst

(02.05.2009, Interview geführt von Reaper)

Manch einer mag den Jungs aus dem schönen Südbaden ob ihren musikalischen Parallelen zu den finnischen Moonsorrow so etwas wie Eigenständigkeit absprechen, jedoch kann man bei Titeln, deren Länge jene eines gewöhnlichen Grindcore Albums um einiges übertreffen, wohl kaum noch von plumpem Plagiat sprechen, schreiben sich doch solche Stücke nicht über Nacht, wie Schlagzeuger „Wombo“ von Finsterforst unter anderem in unserem Interview erklärte. Was er noch so auf die Fragen unserer Redakteurin Reaper zu erwidern hatte, könnt ihr im Folgenden lesen.

Squealer-Rocks.de: Hallo, auch wenn euer neues Album "…Zum Tode Hin" bereits Ende Februar erschienen ist, möchte ich euch noch zu diesem gelungenen Rundling beglückwünschen, der unleugbar internationale Klasse hat. Wie waren die Pressereaktionen bislang?

Cornelius "Wombo" Heck: Ich glaube, dass die Presse genauso wie du reagiert hat. Mir sind bisher nur gute bis sehr gute Kritiken zu Ohren gekommen, was den Musiker natürlich äußerst freut!

Squealer-Rocks.de: Im Unterschied zu seinem Vorgänger "Weltenkraft" fällt zunächst einmal die ausufernde Länge der fünf Stücke auf, von welchen keines unter 11 Minuten liegt, sondern vielmehr sogar eines die 20 Minuten Marke überschreitet. Wusstet ihr schon als ihr mit dem Schreiben der Stücke für das neue Album begonnen habt, dass es solche "Ausmaße" annehmen würde?

Cornelius "Wombo" Heck: Unser Mastermind Simon schreibt alle Stücke fast gänzlich im Alleingang. Da schon die zeitlich neueren Stücke auf der "Weltenkraft", also "Spiegelscherben", "Weltenpilger" und "Verlorene Seelen", eine Überlänge aufwiesen, war für Simon klar, dass man diese Entwicklung vorsetzen müsse.
Man kann also davon ausgehen, dass noch bevor die "Weltenkraft" veröffentlicht wurde, der Grundstein für "…zum Tode hin" gelegt worden ist.

Squealer-Rocks.de: Was macht den Unterschied zwischen einem "kurzen" und einem "langen" Lied beim Schreiben aus? Gibt es überhaupt einen solchen, oder sind beide gleich aufwendig in ihrer Entstehung?

Cornelius "Wombo" Heck: Wenn ich das richtig beurteile, dann sind die langen Lieder um einiges mehr Arbeit als die kurzen. Bedenkt man, dass Simon vor knapp 3 Jahren in einer Woche fast drei komplette Lieder geschrieben hat; sich heute für jedes neue Lied fast zwei Monate Zeit lässt, erkennt man wie viel mehr Arbeit in dem neuen Material steckt.

Squealer-Rocks.de: Ein Name, der unweigerlich bei der Beschreibung eurer Musik und des neuen Albums im Besonderen fallen muss, ist Moonsorrow. Am Ende meines Reviews habe ich Finsterforst gar als "deutsche Moonsorrow" bezeichnet. Gefällt es euch mit den Finnen verglichen zu werden? Oder seht ihr euch eher in der Tradition der Pagan Metal Alben Bathorys?

Cornelius "Wombo" Heck: Moonsorrow stellen für uns etwas Göttliches dar. Wir sind alle unglaubliche Moonsorrow-Fans und das zeichnet sich natürlich auch in unserer Musik ab. Aber auch Bathory siedle ich hoch an in der Pagan Hierarchie. Dennoch, Moonsorrow ist für uns die Spitze und deshalb gefällt uns der Vergleich wohl doch sehr gut.

Squealer-Rocks.de: Wenn wir schon von Einflüssen sprechen, welche, außer die bereits genannten, siehst du für dich als solche?

Cornelius "Wombo" Heck: Für Finsterforst sehe ich natürlich noch Finntroll und Menhir. Aber es gibt auch außermetallische Einflüsse wie Happy Hardcore, Oldies und Western Filmmusiken.
Für mich als Trommler spielen vor allem die Power Metal Größen Gravedigger und Rebellion eine außerordentliche Rolle, denn sie stellten die Quelle meiner Inspiration im Metaldrumming dar.

Squealer-Rocks.de: Apropos internationale Größe - unlängst sah ich auf der MySpace Seite der amerikanischen Pagan Metal Band Nachtvolk den Namen Finsterforst direkt unterhalb jenem Moonsorrows als Einfluss gelistet. Ehrt euch solch ein Zeichen internationaler Beachtung?

Cornelius "Wombo" Heck: Es ist für uns großartig so etwas zu sehen! Mehr kann man dazu einfach nicht sagen; ich mein, wir sind sieben musikvernarrte Idioten, die ihrem Hobby freien Lauf lassen. Wenn jemandem dass so gefällt, dann ist das einfach nur unbeschreiblich.

Squealer-Rocks.de: Finsterforst - einen besseren Namen für seine Band kann man kaum wählen, wenn man aus dem Schwarzwald kommt. Wann wurde die Band aus der Taufe gehoben? Und hattet ihr in Anbetracht der sehr positiven Resonanz in der Pagan Metal Szene schon immer das Ziel eure Band über den Freundes- und Stadtkreis hinaus bekannt zu machen?

Cornelius "Wombo" Heck: Wir planen unsere "Karriere" nicht wirklich. Wir machen Finsterforst in erster Linie zu unserem Spaß. Seit Dezember 2004 steht die Musik im Mittelpunkt unseres Waldlebens.

Squealer-Rocks.de: Unweigerlich muss ich nun aber die Frage stellen, was sich konzeptionell hinter Finsterforst verbirgt? Denn liest man einmal eure Liedtexte, so stellt man sehr schnell fest, dass eure Texte nicht von den üblichen Metal Themen handeln. Gesellschaftskritik und Umweltschutz ziehen sich unteranderem als Themenkomplex durch euer neustes Album. Welche Botschaft wollt ihr dem Hörer mit auf den Weg geben? War es dabei von vorneherein klar, dass ihr die Texte in deutscher Sprache verfasst?

Cornelius "Wombo" Heck: Schon seit es Finsterforst gibt wird auf Deutsch gesungen. Deutsch ist einfach durch seinen klanglichen Charakter eine prädestinierte Sprache für Metal.
Ja, dem geneigten Leser mögen unsere Texte mitunter sogar etwas punkig vorkommen. Finsterforst steht für Naturverbundenheit. Das spiegelt sich auch in den Texten wieder, die wie schon erwähnt Kritik am menschlichen Umgang mit der Natur üben.

Squealer-Rocks.de: Deutsch ist aber nicht gerade die Metal Sprache, wohl auch aufgrund der geschichtlichen Belastung des Vokabulars im üblichen Metal Themenkreis. Wie siehst du die Problematik der rechtsgerichteten Gesinnung, die dem Pagan/Folk/Viking Metal oftmals angedichtet wird? Wie groß ist die Gefahr der Vereinnahmung durch Rechts tatsächlich?

Cornelius "Wombo" Heck: Wir haben ja den Vorteil, den du selbst schon erwähnt hast, dass wir uns nicht des üblichen "Metal-Vokabulars" bedienen.
Tendenziell hast du leider recht. Dem Pagan Metal wird nur zu oft ein solches Image angehängt. Leider stimmt es auch, dass es grade in diesem Genre einige schwarze bzw. braune Schafe gibt, die das Image nur zu gut bestätigen und Kritikern leichtes Spiel lassen.
Nur weil Pagan Metal sich vor allem auf traditionelles Kulturgut gestürzt hat, bedeutet das für mich aber nicht im Umkehrschluss, dass sich hier eine rechte Gruppierung zusammen tut.

Squealer-Rocks.de: Kommen wir zu euren Live-Aktivitäten. Wann und wo wird man euch nach dem Osterwochendsdoppelpack und dem Auftritt auf dem Ragnarök Festival wieder live sehen? Und was kann der Besucher von einem Finsterforst Konzert erwarten?

Cornelius "Wombo" Heck: Wie du es wahrscheinlich auch erlebt hast, stehen wir auch auf der Bühne für Spaß und Abgehstimmung. Wir möchten Live mit den Fans immer das größte Fest spielen, sei es als Opener, Head- oder Deadliner.
Demnächst wird man uns wohl am 5. und 6.6. sehen, wobei wir am 5 gleich zwei Konzerte spielen werden.

Squealer-Rocks.de: Ich kam ja in den Genuss der beiden großartigen Auftritte am Osterwochende ;-), besonders jener im Crash war wirklich unglaublich. Wie anstrengend ist so ein zwei Stunden Gig für dich als Musiker?

Cornelius "Wombo" Heck: Es ist ja im Allgemeinen bekannt, dass ein Trommler bei einem Konzert in etwa so viel Energie verbraucht wie ein Fußballer bei einem Spiel.
Durch die Fans wird man dagegen dann aber wieder so gepusht, dass du die Ermüdung gar nicht wahrnimmst, obwohl du blutige Blasen nach der Hälfte der Zeit hast.
Der zweite Gig um Ostern bot ja dann das genaue Gegenteil: Zwei Lieder und Schluss.

Squealer-Rocks.de: Wenn du die freie Wahl hättest - alle technischen und logistischen Schwierigkeiten außenvorgelassen - an welchem Ort würden Finsterforst gerne einmal ein Konzert geben?

Cornelius "Wombo" Heck: Nachdem ich die Rammstein Völkerball DVD gesehen habe wohl in der Arena de Nîmes (oder wie sie auch immer heißt).
Wenn unser nächstes Album fertig ist, müssen wir aber auf der Spitze des Mount Everest spielen, um der Mächtigkeit der neuen Songs gerecht zu werden.

Squealer-Rocks.de: Genug über die Band geredet. Was machst du noch, außer Finsterforst?

Cornelius "Wombo" Heck: Ich mach jetzt mein Abitur fertig und danach studiere ich hoffentlich und werde skrupelloser Manager hahaha!
Simon, Alleyjazz und ich haben aber noch ein Projekt in der Röhre. Wir haben die Demo bereits in den Iguana Studios aufgenommen und man darf gespannt sein - vor allem darauf, wann wir es wohl schaffen werden damit was vernünftiger zu machen haha.

Squealer-Rocks.de: Schon mal Danke für das Interview. Wenn du noch unbedingt etwas loswerden willst - die letzten Worte gebühren dir!

Cornelius "Wombo" Heck: Der Dank gebührt allein Dir!
Und:
Kommt zu unseren Konzerten!


DISCOGRAPHY:

2006 - Wiege Der Finsternis (Demo)
2007 - Weltenkraft
2009 - ...zum Tode hin
2010 - Urwerk

SQUEALER-ROCKS Links:

Finsterforst - Weltenkraft (CD-Review)
Finsterforst - ...Zum Tode Hin (CD-Review)
Finsterforst - Urwerk (CD-Review)
Cornelius "Wombo" Heck von Finsterforst (Interview)


BANDHOMEPAGE