Squealer-Rocks.de CD-Review
Finsterforst - ...Zum Tode Hin

Genre: Epic Pagan Metal
Review vom: 06.04.2009
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 27.02.2009
Label: Einheit Produktionen



Der finstere Forst ist Namenspatron dieser Band aus dem Süden Deutschlands und es gibt wohl kaum ein Klischee, dessen man sich so oft und gerne bedient wie jenes von den Tannen begrünten Schwarzwaldhöhen, den schattigen Tälern und schönen Mädchen in Tracht. Jedoch erinnert man sich noch der 90er Jahre, als der Ruf ob des Waldsterbens aus den dunklen Wäldern schallte? Ist nun der Regen nicht mehr sauer? Und alle Umweltsorgen vorbei? Mit Nichten ist dies der Fall und doch spricht kaum mehr einer davon im Angesicht der Weltwirtschaftskrise, die unsere moderne Selbstgefälligkeit bedroht. Wir sind noch immer blind der Krise, die mehr als nur die Finanzen erschüttert, einer Krise, die bereits Unsummen verschlingt und noch verschlingen wird. Was sind die Kapitalmärkte noch wert, wenn unser wichtigstes Kapital – diese Welt – zugrunde geht?

Solch Gerede von Moral und globaler Verantwortung zur Einleitung eines Metal Reviews? Dies kommt nicht von ungefähr, denn anders als so manche Kollegen widmen sich Finsterforst nicht Helden- und Göttersagen, noch fantasievollen Schlachten, vielmehr der Geist von Naturverehrung und Protektionismus jener spiegelt sich in den fünf Hymnen des neusten Werkes der Breisgauer wider.

…ZUM TODE HIN ist kein Album wie die meisten, die man Jahr aus Jahr ein hört, obgleich ein musikalisches Resümee sehr schnell gezogen werden kann, umfangen einen doch noch immer episch, paganische Klänge der Moonsorrow Prägung wie auch schon auf dem Vorgängeralbum WELTENKRAFT, darauf ich aber erst später genauer eingehen möchte. Denn nicht alleine die ausschweifenden Hymnen sind es, die einem von der ersten bis zur letzten Sekunde eisige Schauer über den Rücken jagen lassen, wenngleich man in wollige Decken gehüllt da sitzt. Noch bevor man das Booklet entfaltet, um sich in das lyrische Machwerk zu vertiefen, entfalten diese bereits ihre Wirkung. Natürlich versteht man einzig bruchstückhaft den geschrienen, gekreischten und gegrunzten Text, während man die CD hört, doch was so bereits seinen Weg vom Gehör in den Verstand findet, genügt die kümmerlichen Fellreste zu Berge stehen zu lassen.

„[Dass ich erkenne], was die Welt, im Innersten zusammenhält“, lässt Goethe seinen Faust verlautbaren und diesen Zitates bedienen sich auch Finsterforst in ihrer Eröffnungsnummer „Urquell“. Schnell wird jedoch klar, dass man hier keinem esoterischen Pfad folgt, wie es vielleicht Herr Goethe getan hatte, und auch dem Teufel wird das Handwerk sogleich gelegt, denn wo kein Kreateur dort kein Destrukteur. „Urquell“ behandelt in Terminologie der Kosmologie das gängige Urknall Modell, der endlosen Expansion des Universums begonnen in einer heißen und dichten Singularität aus der sich innerhalb von Bruchteilen von Sekunden Materie, Strahlung und Zeit entwickelten. Seither kühlt das Universum stetig aus und nun bewegen wir uns auf ein Zeitalter der dunklen Energie hin…
Der Mensch, der sich gerne ins Zentrum rückt, wirkt für das Weltall nichtig, und diese Botschaft schwingt durch die gut 11 Minuten.
Man könnte dieses Lied auch als Ouverture zum Tode hin bezeichnen, denn in der Folge prangert man ganz offen die Missstände der menschlichen Zivilisation und den Umgang mit unserer Natur und Umwelt an. Dies alles zu analysieren würde den mir gegebenen Rahmen diese Reviews und wohl auch den angestrebten Nutzen jenes bei weitem sprengen, weswegen ich nun den Pfad den Finsterforst musikalisch eingeschlagen haben, beleuchten möchte.

Wie bereits zuvor angedeutet stehen Finsterforst in musikalischer Tradition der Finnen Moonsorrow und gleichsam bildet das kluge Zusammenspiel aus Härte und Melodie, Epik und Eingängigkeit die große Stärke des Sextetts, das den – für die Kenner unter den Lesern – Epic Heathen Metal der Finnen noch um das tragende Element eines Akkordeons erweitert. Eben jenes gibt dann in der bereits zuvor erwähnten Eröffnungsnummer „Urquell“ sprichwörtlich den Ton an und verleiht dem Stück einen leicht fröhlichdusteren Anstrich der frühen Finntroll Alben, daher man dieses auch als Anschluss an das vorangegangene Album WELTENKRAFT sehen kann.

Im Nachfolgenden begeben sich Finsterforst zum einen auf den Pfad der Band um die Sorvali Cousins, zum anderen jedoch gelingt es den Freiburgern immer einen Tick Eigenständigkeit in ihren Kompositionen zu bewahren. So beginnt man in „Das Große Erwachen“ gerade mit jenen ruhigen, fast mystisch anmutenden Akustikklängen, die wie eine sanfte Brise durch die Bäume wehen und mit denen man gemeinhin unsere finnischen Freunde identifiziert. Da wundert es kaum, dass der wissende Hörer unverhohlen an ein Stück wie „Raunioilla“ vom KIVENKANTAJA Album denkt und jeden Moment mit den Moonsorrow typischen Chören rechnet, bevor man von schwermütigen Akkordeonklängen zurück in die heimischen Wälder katapultiert wird.

Nicht alleine die hymnischen Kompositionen machen im Jahre 2009 die Epik der Mannen aus dem Großraum Freiburg aus, sondern sprengen diese mit fünf Stücken zwischen 11 und 21 Minuten jegliche Skalen, die ansonsten für Pagan Metal Bands aus deutschen Landen gelten. So beginnt „Seines Glückes Schmied“ zwar zunächst mit Ensiferum typischen Riffs, verbleibt aber nicht bei jenen, sondern frönt ebenso dem von Keyboards begleiteten düster hymnischen Pagan Metal, der von unzähligen wunderbar melodischen Instrumentalpassagen durchzogen wird und insbesondere in den ruhigeren Teilen auch an die Deutschen Menhir erinnert. Letzteres trifft vor allem auf „Sturmes Ernte“zu, welches im Mittelteil durch im Menhir Stil gesungenen klaren Gesang beeindruckt.

Wie ein Sturm fegt …ZUM TODE HIN über den Hörer hinweg, ohne jemals zu sehr im Black Metal zu fußen und dadurch die etwas weniger hart gesottenen Zeitgenossen gar zu sehr einzuschüchtern. Die Zeit verfliegt und plötzlich erklingt eine wunderbare Melodie auf Akustikgitarre begleitet vom Bass. „Der Untergang“ beginnt verhalten, fast nachdenklich, steigert sich dann aber langsam mit einsetzendem Keyboard, einzig es fehlt noch Villes einleitender Schrei, um einen vollends an Moonsorrow denken zu lassen. Im Stile von „Jotunheim“ von VERISÄKEET oder VIIDES LUKU: HÄVITETTY feuern die Schwarzwälder Finsterforst ein Feuerwerk des epischen Metals ab, dass es nur so kracht.
22:00!!! zeigt mein Player an und ich komme nicht umhin zu sagen, dass diese letzte Nummer wirklich der Hammer ist.

Fazit: Kollege Markus Eck hat nicht übertrieben, als er meinte, dass die neue Finsterforst, wie Moonsorrow zu ihren besten Zeiten klingt – einzig habe ich noch keine schlechten Zeiten der Finnen gehört. Zum Tode hin wird …ZUM TODE HIN Finsterforst ganz sicher nicht führen, denn beginnt ihr Stern eben erst zu leuchten und dass eine amerikanische Pagan Metal Band die Jungs gleich hinter Moonsorrow als Einfluss listet, spricht wohl für sich.


Tracklist:
1. Urquell
2. Das Große Erwachen
3. Seines Glückes Schmied
4. Sturmes Ernte
5. Untergang


Line-Up:
Marco Schomas – Gesang
Simon Schillinger – Gitarre
David Schuldis – Gitarre
Tobias Weinreich – Bass
Sebastian „AlleyJazz“ Scherrer – Keyboards
Johannes Joseph – Akkordeon
Cornelius "Wombo" Heck – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2006 - Wiege Der Finsternis (Demo)
2007 - Weltenkraft
2009 - ...zum Tode hin
2010 - Urwerk


SQUEALER-ROCKS Links:

Finsterforst - Weltenkraft (CD-Review)
Finsterforst - ...Zum Tode Hin (CD-Review)
Finsterforst - Urwerk (CD-Review)

Cornelius "Wombo" Heck von Finsterforst (Interview)
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