Bruno Spring von The Order

(04.09.2007, Interview geführt von Jack)

So ausgelutscht der Satz mit dem „Schweizer Uhrwerk“ sein mag, für das musikalische Treiben der vier Tausendsassas von The Order, der neuen Hard Rock Hochburg in der eidgenössischen Berglandschaft, gibt es keine treffendere Beschreibung. Squealer-Rocks.de plauderte mit Gitarrist Bruno Spring über die „ordnungsgemäße“ Gegenwart, hart rockende Vergangenheiten und die – bereits jetzt – von der Band beanspruchte Zukunft.


Squealer-Rocks.de: Hallo Bruno! Erst einmal Glückwunsch zu euerem zweiten Longplayer METAL CASINO, der ungelogen zu den besten Hard Rock Veröffentlichungen des 21. Jahrhunderts zu zählen ist. Vor SON OF ARMAGEDDON konnte kein Mensch irgendetwas mit dem Bandnamen The Order in Verbindung bringen. Wie unterschied sich daher die innere Anspannung während des Songwritings von METAL CASINO zu der des Debüts? Oder spüren "alte" Hasen solch ein Extra-Kribbeln nicht mehr?

Bruno Spring: Erst mal Dankeschön fürs Kompliment! Der Songwritingprozess hat sich diesmal tatsächlich etwas anders gestaltet als bei SON OF ARMAGEDDON. Unser erstes Album habe ich mehr oder weniger im Alleingang im stillen Kämmerlein geschrieben. Ich hatte Demos für etwa 20 Songs Zuhause in meinem Homestudio aufgenommen und es ging eigentlich nur noch darum zu schauen, welche Songs am Besten zu Giannis Stimme passten. Bei METAL CASINO war's anders: Die Jungs haben sich diesmal viel mehr ins Songwriting eingebracht. Von innerer Anspannung kann keine Rede sein, das Schreiben der Songs für METAL CASINO ist viel lockerer vorangegangen als beim Debüt, auch weil wir alle an einem Strick gezogen haben und genau wussten, in welche Richtung unsere zweite Scheibe gehen soll. Bei SON OF ARMAGEDDON war's ja auch so, dass wir unseren Stil erst mal finden mussten. Mittlerweile haben wir unseren Stil gefunden und gemerkt, dass uns die Hardrock-Schiene einfach besser liegt als das Modern Metal Zeugs.

Squealer-Rocks.de: ...womit wir auch schon beim nächsten Thema angelangt wären (grinst). Denn im direkten Vergleich zum Vorgänger setzt METAL CASINO auf ein klassisches Hard Rock Ambiente und weniger auf den modernen Anstrich (mal abgesehen von der superben Produktion). Inwieweit war dies euere Absicht?

Bruno Spring: Das war volle Absicht. Wir sind alles alte Hardrock-Fans und endlich haben wir eine Truppe zusammen, in der wir genau die Musik machen können, die wir schon als Teenies geliebt haben. Auch bei SON OF ARMAGEDDON gab es schon deutliche Hardrock-Anleihen, aber diesmal haben wir uns unserer Leidenschaft voll und ganz hingegeben. Deshalb klingt METAL CASINO, wie ich finde, in sich auch viel kompakter als SON OF ARMAGEDDON, wo wir - wie vorhin schon gesagt - unseren eigenen Stil erst mal finden mussten. Das hat sich natürlich auch auf die Produktion niedergeschlagen: Diesmal wollten wir mehr Dynamik und einen natürlicheren und differenzierteren Sound und ich denke, das ist uns gut gelungen. Die Scheibe klingt jedenfalls genau so, wie wir uns das gewünscht haben. Da haben die beiden Produzenten V.O. Pulver und Frank Winkelmann, welcher übrigens auch unser Live-Mischer ist, erstklassige Arbeit geleistet.

Squealer-Rocks.de: Rock'n'Roll Parolen, groovige Riffs und mitsingtaugliche Refrains. Ist da ein Titel, wie METAL CASINO einer ist, die logische Folge bzw. das, was all diese Beschreibungen umfasst?

Bruno Spring: Genau. Wir haben lange über dem Titel gebrütet, aber als einer mit METAL CASINO kam war für uns alle klar, dass die Platte so heißen soll. Es ist einfach der perfekte Titel für das Album und wirklich die logische Konsequenz davon, wie die Songs ausgefallen sind. Zudem fanden wir es auch witzig, weil METAL CASINO ja erstens ziemlich bescheuert klingt und zudem tatsächlich weniger Metal und mehr Hard Rock enthält.

Squealer-Rocks.de: Viele Rezensenten (darunter auch ich) vergleichen METAL CASINO mit den Frühwerken von Gotthard - und das nicht nur aufgrund des musikalischen Kontexts, sondern auch in qualitativer Hinsicht. Wie schnappt ihr dieses Lob auf? Als ein Traum, der wahr wird, oder als eine etwas überspitzte, lediglich Aufmerksamkeit auf sich ziehende Aussage?

Bruno Spring: Natürlich fühlen wir uns geschmeichelt, wenn wir in einem Atemzug mit Gotthard genannt und mit ihnen verglichen werden, zumal ich die ersten beiden Gotthard-Scheiben wirklich geil finde. Wenn uns jemand so wie Du in qualitativer Hinsicht mit Gotthard vergleicht, ist das sicher ein großes Kompliment, denn es zeigt uns, dass wir unsere Sache richtig gemacht haben. Andererseits finde ich, dass sich unser Sound in musikalischer Hinsicht doch sehr unterscheidet. Hey, ich stimme meine Gitarre vier Halbtöne tiefer, das ist nicht gerade Standard im Hardrock. Es ist halt immer praktisch, gerade für die Medien, wenn sie eine neue Band mit einer bekannten vergleichen können, auch damit sich die Leute ein Bild von der Musik machen können, von daher ist das schon okay, obwohl ich den Vergleich nur bedingt nachvollziehen kann.

Squealer-Rocks.de: Dass euer Sänger Gianni Pontillo auch als Definition für die Begrifflichkeit "Rock'n'Roll Frontmann" in ein Lexikon aufgenommen werden könnte, darüber brauchen wir nicht diskutieren. Während meine Kollegen Marc Storace (Krokus) oder Fernando Garcia (Victory) ins Spiel bringen, plädiere ich auf Chris Cornell und Jorn Lande. Spricht diese "Unstimmigkeit" nicht Bände?

Bruno Spring: Der Mann ist einfach ein super geiler Sänger und zudem noch ein toller Mensch. Ich finde, er klingt einfach wie Gianni Pontillo und wie niemand sonst. Dadurch dass er einfach ein guter Sänger ist, wird er halt mit anderen guten Sängern verglichen. Ist doch eigentlich was Ähnliches wie beim Vergleich von The Order mit Gotthard, oder nicht? Gianni ist aber bestimmt sehr geschmeichelt von den Vergleichen, zumal er ein wirklich großer Fan von Chris Cornell ist. Und man wird ja wohl doch lieber mit Chris Cornell als mit - was weiß ich - Britney Spears verglichen, oder? Und ja, ich finde auch, dass er sich eher nach Cornell denn nach Storace anhört (grinst).

Squealer-Rocks.de: Aufgrund von diversen anderen Bandverpflichtungen (u.a. Gurd) stellt sich zwangsläufig die Frage: Bleibt The Order ein unterhaltsames Side-Project? Und: Wie schwierig ist es bei so umtriebigen Musikern alle vier für Live-Aktivitäten zusammen zu bekommen?

Bruno Spring: The Order waren nie und sind auch jetzt kein Side-Project, sondern eine vollwertige Band. So wollen wir auch wahrgenommen werden. Dass zwei von uns noch in anderen Bands zocken ist insofern kein Problem, weil wir ja nicht 100 Shows im Jahr spielen. Gurd und Pure Inc. zum Glück auch nicht. Das ist alles eine Sache der Planung und bis jetzt gut unter einen Hut zu bringen. Und wenn's mal ein Problem geben sollte, haben wir ja noch Plan B: Wir bilden, zusammen mit Gurd und Pure Inc. einen Musikerpool. Jeder lernt alle Songs von allen Bands; dann kann jeder für jeden einspringen und wir können alle Shows spielen, die uns angeboten werden, auch wenn mal einer in den Ferien ist oder gerade Vater wird!!!

Squealer-Rocks.de: Ich sprach bereits die Rock'n'Roll Parolen in den Liedern von METAL CASINO an. Wie bewertet ihr den heutigen inhaltlichen Stellenwert von Songs wie "Mama, I Love Rock'n'Roll" oder "Let The Good Times Roll" im Bezug auf die (seligen) Achtziger?

Bruno Spring: METAL CASINO soll einfach Spaß machen und Arsch treten. Man darf das Ganze auf keinen Fall total ernst nehmen, machen wir ja auch nicht. Seien wir doch ehrlich: Titel wie "In The Heat Of The Lonely Night" triefen doch nur so von Klischees, aber passen einfach wie die Faust aufs Auge zum Song. Das kann man, zumindest textlich, tatsächlich mit den Gassenhauern von Mötley Crüe oder Ratt aus den 80ern vergleichen, da ging's ja auch nicht wirklich um sozialkritische oder politische Themen, oder? Ich sage nur "Girls, Girls, Girls". Das Leben ist schon hart genug, da brauchen wir als Band nicht auch noch die ganze Zeit drauf rumzureiten. Beim ersten Album haben wir durchaus auch politische Themen angeschnitten, etwa bei "Madmen With Loaded Guns", aber diesmal hätte es einfach nicht gepasst. Das kann sich beim nächsten Album wieder ändern, aber diesmal gilt: "Let the good Times Roll"!

Squealer-Rocks.de: Wie habt ihr das Rock/Metaljahr 2007 bisher erlebt? Könnt ihr mir zustimmen, dass man als Musiker heutzutage weitaus stärkere Alben abliefern muss, um ein positives Feedback zu erhalten?

Bruno Spring: Für uns war's ein gutes Jahr bisher: Wir konnten ein paar geile Shows spielen, haben Songs geschrieben, eine neue Scheibe aufgenommen und proben jetzt wie die Wilden für unsere Shows im Herbst (siehe www.theorder.ch). Was die Qualität der heutigen Veröffentlichungen betrifft: Ich will hier niemandem zu nahe treten, aber seien wir ehrlich: Es wird so viel Müll veröffentlicht, den wirklich niemand braucht. Ich wundere mich immer wieder, wie manche Bands zu einem Plattenvertrag kommen. Umso mehr begrüße ich es, wenn gute Qualität von den Medien in der Regel auch als solche wahrgenommen wird und von daher können wir uns nicht beklagen. Leider bedeutet das noch lange nicht, dass man dadurch mehr Platten verkauft, das ist die Kehrseite der Medaille. Bei der Veröffentlichungsflut hat niemand mehr den Überblick und es ist eine ganz schöne Glückssache damit man, trotz guter Kritiken, überhaupt wahrgenommen wird... Aber hey, Qualität wird sich mit der Zeit durchsetzen. Die guten Bands werden bleiben, die Schlechten verschwinden. Soll jetzt nicht sozialdarwinistisch klingen, ist aber wohl so. Ich hoffe doch sehr, dass wir zu den Guten zählen und auch in zehn Jahren noch Alben veröffentlichen können.

Squealer-Rocks.de: Das war's dann auch schon. Vielen Dank für das Interview. Ich hoffe, man sieht sich mal bei einem euerer Konzerte.

Bruno Spring: Danke Euch!


DISCOGRAPHY:

2006 – Son Of Armageddon
2007 – Metal Casino
2009 - Rockwolf

SQUEALER-ROCKS Links:

The Order - Son Of Armageddon (CD-Review)
The Order - Metal Casino (CD-Review)
The Order - Rockwolf (CD-Review)
Bruno Spring von The Order (Interview)


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