Squealer-Rocks.de CD-Review
The Order - Metal Casino

Genre: Hard Rock / Heavy Rock
Review vom: 20.08.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: 24.08.2007
Label: Dockyard 1



Die Schweizer Rock Garde unter der Schirmherrschaft der wiedererstarkten Gotthard bekommt einen neuen brandgefährlichen und -heißen Konkurrenten. The Order, die sich aus Bandmitgliedern von Gurd und Pure Inc. zusammensetzen, den Spaß am Spielen in den Vordergrund platzieren und mit einer Überdosis Rock’n’Roll alles und jeden infizieren, melden sich nach dem famosen, die Nackenmuskulatur bis aufs Äußerste strapazierenden Debüt SON OF ARMAGEDDON mit dem noch direkteren, parolenbestückten Nachfolger METAL CASINO zurück. Keep on rollin‘, baby!

Den Einfluss von modernen, teils in die Audioslave Bresche springenden Versatzstücken hat das vierköpfige Gespann mittlerweile zurückgeschraubt. Bestimmt wird das von einem Willkommens-Sing-Sang eingeläutete METAL CASINO indes vom die alte Schule besuchenden Hard Rock, der gleichzeitig die Kluft zwischen Gotthard und The Order sukzessive verkleinert. Nichtsdestotrotz schafft es die Band um ihren, eine für unvorstellbar gehaltene Kreuzung aus Jorn Lande, Steve Lee und Chris Cornell darstellenden, Sänger Gianni Pontillo eine deutlich spürbare Eigenständigkeit aufzubauen. Diese äußerst sich, gestützt auf weitere Vorzeigerockbands wie Whitesnake oder Krokus, in – wie beim Schweizer Uhrwerk auch nicht anders zu erwarten – ausnahmslos einprägsamen, das Rocker-Herz höher schlagen lassenden Smashern. Klar, bei solch einem Frontmann wird selbst Durchschnittsware zu Gold. So geschehen bei Masterplan, als diese sich noch auf die Sangesdienste von Jorn Lande verlassen konnten. The Order wandeln jedoch nicht auf den Spuren von Roland Grapow und Co..

Das groovige Einstiegsriff von „Mama, I Love Rock'n'Roll“ macht schon mal keine Gefangenen und gibt einem zu verstehen, dass The Order ihre Songs ebenso leidenschaftlich und hingabevoll komponieren wie die Männer vom eidgenössischen Bergmassiv. Die Schlagwörter Eingängigkeit und Mitsingkompatibilität werden nicht nur groß geschrieben, sondern zusätzlich fett und mittels einer Leuchtschrift hervorgehoben. Wer wissen wollte, wie sich der ehemalige Audioslave Frontmann und jetzige Solokünstler Chris Cornell bei einer klassischen Hard Rock Kapelle geschlagen hätte, erfährt dies beim mit solistischen AC/DC Huldigungen ausgestatteten „Satisfaction“. Mann o Mann kann dieser Herr Pontillo schreien!

Apropos... wenn wir schon die Gebrüder Young ins Spiel bringen. Wer sich nach dem Erklingen des weiter das Gaspedal durchdrückenden „Bridges Burning“ noch immer nach dem Comeback der Australier sehnt, muss die Wirklichkeit mit einer Traumwelt verwechseln. The Order warten genau mit dem auf, was sich jeder Fan des vor Urzeiten die gesamte Musiklandschaft bestimmenden Genres der harten Gitarrenklänge schon immer gewünscht... ja fast schon erbetet... hat: Frische, den Staub der Vergangenheit abwischende, diese aber ganz klar bejahende, und erstklassig und druckvoll produzierte Granaten, die in jeder Stereoanlage wie die Bombe von Hiroshima einschlagen.

Dabei darf selbstverständlich die obligatorische, triefende, aber irgendwie auch das Herz erfüllende Ballade (namentlich „My Last Goodbye“) nicht fehlen, ehe „In The Heat Of The Lonely Night“ zeigt, dass das wohl beste Whitesnake-Album, COME AN GET IT, nicht konkurrenzlos in der inoffiziellen Rock’n’Roll Hall of Fame steht. Während der Titel von „Let The Good Times Roll“ folglich für sich spricht, greift „Down With The Rain“ gar die für unantastbar gehaltenen Black Label Society Hochseegewässer mit Volldampf und einer breiten, jeden zur Kapitulation zwingenden Riffphalanx an. Auf dem Prüfstand steht im ansonsten einen Gang zurückschaltenden „Forever“ zudem die Double-Bass Feinfühligkeit von Crystal Ball, die diese in ihrem - meines Erachtens - besten Song überhaupt, „Digital World“, aufgezeigt haben.

Fehlt letztlich nur noch das große Finale, das einem definitiv nicht mit zollfreier Schokolade bereitet wird. Eine Onkelz-taugliches Gitarrenmelodie („Schöner Tag“) in „Broken Days“ forciert noch einmal das Tempo von METAL CASINO... ein Tempo, das zum Liedende mit einer Gefahrenbremsung auf Schrittgeschwindigkeit vermindert wird und so einen knisternden, zwischen ruhigen und ausbrechenden Gesangsmasturbationen pendelnden Abschluss (namentlich „Little Wings“) erzeugt. Boah!

Fazit: Der gute, alte Hard Rock lebt – und wie! Ich übertreibe sicher nicht, wenn ich sage, dass sich METAL CASINO mit den ersten drei Gotthard-Alben und nicht mit denen der Gegenwart messen kann.
„Mama, I Love Rock'n'Roll“... mein Alter darf es aber auch wissen!

Tracklist:
1. Welcome To The Metal Casino
2. Mama, I Love Rock'n'Roll
3. Satisfaction
4. Bridges Burning
5. My Last Goodbye
6. In The Heat Of The Lonely Night
7. Let The Good Times Roll
8. Down With The Rain
9. Forever
10. Broken Days
11. Little Wings

Band Line-Up:
Gianni Pontillo – Gesang
Bruno Spring – Gitarre
Andrej Abplanalp – Bass
Mauro Casciero – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2006 – Son Of Armageddon
2007 – Metal Casino
2009 - Rockwolf

SQUEALER-ROCKS Links:

The Order - Son Of Armageddon (CD-Review)
The Order - Metal Casino (CD-Review)
The Order - Rockwolf (CD-Review)

Bruno Spring von The Order (Interview)
SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren