Squealer-Rocks.de CD-Review
Allen / Lande - The Revenge

Genre: Melodic Metal
Review vom: 12.05.2007
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 11.05.2007
Label: Frontiers Records



„Eine neue Scheibe von Allen/Lande? Wird das nicht eins von diesen Alben, die man blind kaufen kann, bei denen ein Review eigentlich überflüssig ist?“ Dieser ungewohnt euphorische Ausspruch unseres News Redakteurs Metallo, den sonst selbst Jahrhundertwerke maximal zu einem angedeuteten Augenbrauenziehen verleiten, symbolisiert wunderbar, wie hoch die Erwartungshaltung bei dem zweiten Streich des genialen Trios ist. Erwartungshaltung? Trio ? OK. – Absatz und der Reihe nach.

Als vor eineinhalb Jahren das Allen/Lande Debut „The Battle“ erschien, war etwas geboren, was in dieser Form bisher einzigartig war: ein schwedisches Musikgenie namens Magnus Karlsson komponiert ein hypergeiles Album, spielt bis auf die Drums alle Instrumente selber ein und holt sich zwei der besten Sänger der Erde ins Studio, die seine kleinen Meisterwerke entsprechend intonieren. Das Novum an der Geschichte: der Schöpfer dieser akustischen Göttergaben hält sich dermaßen im Hintergrund, dass diese Bescheidenheit schon fast weh tut. Seinen Namen hält der Musikus komplett aus der Sache raus, er überlässt den beiden Goldkehlchen das Rampenlicht.

Diesen Habitus hat der Gute auch aktuell nicht verändert – markttechnisch verständlich, denn der Name Allen/Lande ist mittlerweile nach nur einem einzigen Output bereits eine Institution geworden (siehe Metallo).
Noch etwas hat sich nicht verändert: die konstante Geilheit seiner Songs; das schier übermenschlich hohe Niveau.
Klar, man hört zu jeder Sekunde, wer hier den kompositorischen Taktstock schwingt. Karlsson’s Harmonien erkennt man unter Tausenden heraus. Diese Mischung aus Dramatik, Epik und purem Rock – das können nicht viele.

Und doch ist „The Revenge“ anders als „The Battle“. In erster Linie nämlich härter – viel härter! Bedeutet mehr Härte auch automatisch, dass es besser ist? In diesem Fall, ja! JA!!
Denn: Jorn Lande geht ENDLICH wieder richtig aus sich heraus. Der schüchterne Norweger schreit sich ENDLICH wieder die Seele aus dem Leib.

Und sein Kumpan? Das Russell Allen die neue Brachialität gelegen kommt, versteht sich von selbst. Was der nette Ami bei „Obsessed“ abliefert, dürfte selbst eingefleischten Symphony X Fans – die beim ersten Album noch aufgrund der „laschen“ Ausrichtung Probleme hatten – wie leckeres Bier die Kehle runter laufen. Überhaupt sind die Anhänger von Allen’s Stammcombo diesmal wesentlich besser als beim Debut bedient. Was beim Vorgänger noch Hardrock war, darf nun getrost als lupenreiner Metal bezeichnet werden. Wer Edguy zu kitschig findet, wem Dio eine Spur zu weich ist, der wird hier sein Glück finden.

Die Geschichte ist wie immer gerecht aufgeteilt (3x mal Lande, 3x Allen, 6x beide), wobei die ganz großen Momente bei den Songs auftauchen, wo beide zusammen singen und sich ohrenscheinlich gegenseitig „wegschreien“ wollen.
Das Gesamtniveau bewegt sich zu keiner Sekunde im ekligen Durchschnittsbereich, man lehnt sich zurück und genießt einfach 12 Tracks, die sich in einer Liga befinden, die man ohne Übertreibung als „Champions League“ bezeichnen kann.

Doch natürlich gibt es - wie beim ersten Album auch – ein paar Tracks, bei denen „Champions League“ nicht mehr ausreicht, die schlicht und ergreifend nicht von dieser Welt sind
Der „Wake Up Call“ ist so ein Ding, bei dem Du Dir sagst: „Das gibt’s doch gar nicht!“ Eine leicht folkige Gitarre duelliert sich mit Brutallo Riffs und Jorn und Russel schreien sich an. Ey, Leute – soviel Bier kann ich gar nicht saufen, um das zu beschreiben.

Auch der Opener und Titeltrack ist scheinbar auf einem anderen Planeten komponiert worden. Genauso muss eine „Revenge“ klingen: voller Gefühl und voller Wut! Überhaupt ist der Opener absolut repräsentativ für das komplette Album. Man hat sofort das Gefühl, das sich die beiden Sänger vorgenommen haben, den jeweils Anderen zu übertreffen.
Ein weiterer Kandidat für die Kategorie „bester Song des Jahrtausends“ ist die extrem harte Ballade (ja, sowas gibt’s) „Master of Sorrow“. Was der wohlklingendste aller Norweger hier gesanglich leistet, ist nahezu unbeschreiblich. Jorn Lande klingt wie Coverdale? Ja, sicher - -wenn Coverdale noch drei Oktaven dazu lernt!

Bei aller Begeisterung für die beiden himmlischen Barden darf allerdings nicht verschwiegen werden, welch’ geniale Gitarenarbeit Herr Karlsson wieder mal anbietet. Was der König des Understatements hier an Riffs und Licks kreiert, wäre selbst ohne die Vocals der beiden Helden schon instrumental einen Kauf wert.
Denn eins sollte klar sein: solche Gesangsgenies wie Allen und Lande machen auch aus einem mittelmäßigen Song eine Granate. Nun kann sich jeder ausrechnen, was die beiden aus Stücken machen, die schon Granaten sind.
Nachzuhören auf dieser CD, die eigentlich aus Gold sein müsste.

Der Macher dieses Meisterwerks hat auch wieder mal die Produktion selbst übernommen und natürlich einen fantastischen Job gemacht. Durch den Mix von Dennis Ward (PC 69) hat die Sache den nötigen Kick bekommen, somit ist dieses Album rundum perfekt.

Lieber Metallo – natürlich kannst Du dieses Album blind kaufen. Aber: schnall’ Dich in Deinem Ohrensessel an, denn diese Scheibe bläst Dich weg! Außerdem blockiert sie die Pole Position in Deiner Jahres Top Ten! (in meiner auch!)

Tracklist:
1. The Revenge
2. Obsessed
3. Victory
4. Master of Sorrow
5. Will You Follow
6. Just a Dream
7. Her Spell
8. Gone Too Far
9. Wake Up Call
10. Under the Waves
11. Who Can You Trust
12. When Time Doesn’t Heal

Line Up:
Magnus Karlsson – Guitars, Bass, Keyboards
Jorn Lande – Vocals
Russel Allen – Vocals
Jaime Salazar - Drums

DISCOGRAPHY:

2005 - The Battle
2007 - The Revenge
2010 - The Showdown
2014 - The Great Divide

SQUEALER-ROCKS Links:

Allen / Lande - The Battle (CD-Review)
Allen / Lande - The Revenge (CD-Review)
Allen / Lande - The Showdown (CD-Review)
Allen / Lande - The Great Divide (CD-Review)

Magnus Karlsson von Allen / Lande (Interview)
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