Squealer-Rocks.de CD-Review
Ensiferum - Victory Songs

Genre: Folk Metal
Review vom: 06.05.2007
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Spinefarm



Der Wind weht heuer kräftig aus nordöstlicher Richtung und treibt eine ganze Front überdurchschnittlicher Alben vor sich her. So verwundert es wenig, dass sich auch die finnischen Krieger Ensiferum von dieser Brise treiben lassen und nach der wunderbaren EP DRAGONHEADS nun mit einem neuen Longplayer, der den viel versprechenden Titel VICTORY SONGS trägt, zurück an die mitteleuropäischen Küsten kehren.

Eröffnet wird der Siegeszug von einem instrumentalen Intro mit dem Namen „Ad Victoriam“, welches durch seinen leicht epischen Einschlag und gegen Ende einsetzende Marschtrommeln einen stimmungsvollen Vorgeschmack auf die nachfolgenden Schlachthymnen liefert.
Die neun nachfolgenden Songs haben schließlich alles zu bieten, was des kriegerischen Metallers Herz vor Freude schreien und gleichsam die Hand zur Faust ballen lässt.
In Liedern wie „Blood Is The Price Of Glory“, „Raised By The Sword“ oder „The New Dawn“ wechseln sich ruhige, manchmal sogar akustische Parts mit kräftigen, stürmisch dahin peitschenden Gitarren- und Drumgewittern ab, vor deren geballter Kraft und Energie man fast in die Knie zu gehen droht.

Dies sind aber nicht die einzigen Schwerter mit denen dieses Album glänzt. Die Kombination aus schreienden und klaren, chorartig vorgetragenen Gesängen, die vielen Refrains („Deathbringer From The Sky“, „One More Magic Potion“ und „Victory Song“) eine unglaubliche Eingängigkeit verleiht und sich in die Gehörgänge bohrt, wie es sonst nur Pfeile in ihr Ziel tun, erschafft eine wunderbare klangliche Vielfalt.

Diese spiegelt sich in etwas anderer Weise auch in „Ahti“ wider, das mit Wellenrauschen beginnend eine trinkfreudige, fröhliche Nummer im Stile von Korpiklaani oder Finntroll darstellt und unbedingt zum Leeren der Trinkhörner einlädt.
Direkt im Anschluss an dieses Lied folgt mit dem bereits erwähnten „One More Magic Potion“ ein absolutes Highlight von VICTORY SONGS. Eingeleitet von akustischen Klängen, wie man sie schon von Ensiferum-Liedern der Marke „Token Of Time“, „Sword Chant“ oder „Lai Lai Hei“ her kennt und liebt, baut sich hier eine leichtfüßig folklore Stimmung auf, die zum Tanzen und Feiern anregt und wohl keinen Vergleich mit oben erwähnten Liedern zu scheuen braucht – ganz im Gegenteil!

Doch wer glaubt, dass Ensiferum anno 2007 einzig dem Hochgeschwindigkeits- und Sturmgitarrenmetal frönen, der irrt – und zwar gewaltig! Nach diesem wilden Tanze bleibt kaum Zeit zu verschnaufen – oder besser gesagt Atem zu holen, denn beim nachfolgenden Song verschlägt es einem förmlich jenen.
„Wanderer“ heißt er und ist eine wundervolle, vollständig gesungene Halbballade, die durch Flöten und akustische Gitarren eingeleitet wird, mit einem Refrain besticht, der eingängiger nicht sein könnte, und die zuvor erwähnten Lieder fast in den Schatten stellt.
Es ist eben dieser Chorus -

He will ride across land and time
to find a way through this endless night.
There’s a storm in his heart and a fire burns his soul
but the wanderers part is to ride alone.


- der den Hörer gefangen nimmt und nicht wieder frei gibt, egal was auch geschehen mag!

Ihr glaubt, dass diese Schlacht nun schon geschlagen sein müsste? Dies ist wiederum ein Irrtum, denn zum Abschluss des Albums VICTROY SONGS warten Ensiferum mit dem Titeltrack „Victory Song“ auf, der mit 10:38 den längsten Song ihrer Geschichte und ebenso einen absoluten Kracher darstellt. Das „Sieges Lied“ beginnt langsam mit epischen Zügen und steigert sich, bis nach fast vier Minuten zum ersten Mal der Gesang einsetzt, der schließlich – ich weiß, dass ich mich wiederhole – einen mehr als nur eingängigen Refrain trägt.
Wer bei DRAGONHEADS vom „Finnish Meddly“ angetan war, der kann sich auf die in finnischer Sprache gesungene letzte Strophe von „Victory Song“ freuen.
Viel zu schnell vergehen die fast 50 Minuten. Schlussendlich endet das Album mit der Melodie, die bereits in „Ad Victoriam“ zu tragen kam, und klingt langsam mit Dudelsackklängen aus.

Fazit: Ohne mich zu weit vom windumwehten Bug lehnen zu wollen, muss ich sagen, dass Ensiferum mit „One More Magic Potion“ ein Eisen geschmiedet haben, welches als neues „Token Of Time“ bezeichnet werden kann. Also schärft eure Äxte und Schwerter, wenn ihr die geblähten Segel am Horizont erscheinen seht, denn sie machen keine Gefangenen.

Anmerkung: Wer stolzer Besitzer des Digipacks ist, der bekommt als Bonus Track noch die nette Ensiferum-Interpretation des Uriah Heep Klassikers „Lady In Black“.

Tracklist:
1. Ad Victoriam
2. Blood Is The Price Of Glory
3. Deathbringer From The Sky
4. Ahti
5. One More Magic Potion
6. Wanderer
7. Raised By The Sword
8. The New Dawn
9. Victory Song
10. Lady In Black (Limited Edition Bonus Track)

Anspieltipps: One More Magic Potion, Wanderer, Victory Song

Band Line-Up:
Petri Lindroos – Gesang, Gitarre
Markus Toivonen – Gitarre
Sami Hinkka – Bass
Janne Parviainen – Schlagzeug
Meiju Enho – Keyboards

DISCOGRAPHY:

2001 – Ensiferum
2004 – Iron
2006 – Dragonheads (EP)
2006 – 10th Anniversary Live (DVD)
2007 – Victory Songs
2009 - From Afar
2012 - Unsung Heroes

SQUEALER-ROCKS Links:

Ensiferum - Dragonheads (EP) (CD-Review)
Ensiferum - Victory Songs (CD-Review)
Ensiferum - From Afar (CD-Review)

Ensiferum - 10th Anniversary Live (DVD-Review)

Ensiferum, Chthonic & Insania - Karlsruhe, Substage (Live-Review)

Meiju Enho von Ensiferum (Interview)
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