Squealer-Rocks.de CD-Review
Ensiferum - Dragonheads (EP)

Genre: Folk/Viking//Epic Metal
Review vom: 31.03.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Finntroll, das ist einer der Bandnamen, den Ensiferum als Vergleich zu ihrer Musik bestimmt nicht mehr hören können und das zurecht. Denn Ensiferum als „Abklatsch“ oder ähnliches der „besoffenen“ Finntrolle zu bezeichnen, zeugt von ungenügender musikalischer Ahnung. Bis auf die starken folkloristischen Elemente sucht der spitzfindige Metaller vergeblich Parallelen von A nach B, auch wenn das nicht in den Kopf mancher „Kollegen“ gehen möchte. Damit das jetzt auch der größte Depp verstanden hat, erscheint am 31. März mit DRAGONHEADS eine 6-Track-EP, die an keinen Longplayer gebunden ist und den eigenständigen Folksound der Finnen weiter untermauert.

Gleichzeitig stellt DRAGONHEADS die erste Veröffentlichung mit dem neuen Sänger/Gitarristen Petri Lindroos dar, welcher zudem bei Norther die lange, blonde Mähne schüttelt und nun besonders im Blickpunkt der Metalpresse steht. Diese Metalpresse, zu der ich mich ebenfalls zähle, stellt sich dabei selbstverständlich die Frage: Schafft es Petri in die Fußstapfen des allseits geliebten Sängerschreihalses Jari Mäenpää, der sein Seelenheil inzwischen in der Wintersun-Solokarriere gefunden hat, zu treten? Die aus zwei Buchstaben bestehende Antwort lässt nicht lange auf sich warten, denn bereits nach wenigen Minuten der DRAGONHEADS-Einflößung ist man vollends von den vielseitigen Fertigkeiten des Herrn Lindroos überzeugt. Sein gelegentlich aggressiver erscheinendes, aber nicht minder harmonisches Goldkelchen gliedert sich perfekt in den verstärkt folklor ausfallenden Klang von Ensiferum ein und macht seinen Vorgänger nahezu komplett vergessen.

Hätten wir das geklärt... was ebenfalls allen Wikingern und solchen, die es noch werden wollen, klar sein dürfte, ist die Tatsache, dass sich auch auf DRAGONHEADS, trotz des wohl schönsten Albumcovers der letzten Jahre, kein zweites „Token Of Time“ (veröffentlicht auf dem selbstbetitelten Debüt 2001) befindet. Diesen Klassiker (ich denke als das ist er selbst nach gerade mal fünf Jahren auf dem Buckel bezeichenbar) kann man auch kein zweites mal komponieren. Aber okay, Ensiferum gelingt es dennoch mit DRAGONHEADS „fünf plus eins“ (dazu später mehr) Songs in die fröhlich gestimmte Runde zu schmeißen, die durch die Bank weg eine starke Aura versprühen und den Hörer fesseln können und (wie es sich gehört) in den Texten das Erbe der nordischen Heiden aufrecht erhalten.

Mit der ungeheuerlich starken Folk Dominanz eröffnet der Titeltrack den durchweg tanzbaren Reigen und gibt die Marschrichtung der folgenden 25 Minuten vor: energisch, mehr schreiend als grunzend, vorgetragene Strophen, meist mehrstimmige Kriegsrefrains in sauberster Ausführung, ein wenig todesmetallische Riffwürze – aber in erster Linie das volle Programm an skandinavischem Folk (mal schnell, mal langsam), der jedes Körperteil in Wallung bringt. Im Großen und Ganzen geben sich die von Flemming *was wären die ersten Metallica Alben ohne seine Mitarbeit gewesen* Rasmussen druckvoll produzierten Stücke nicht viel, sondern glänzen als kompakte Einheit – ganz egal ob es sich jetzt um das gemütliche, im Chorus leicht verträumte „Warrior’s Quest“, das ergreifende Instrumental „Kalevala Melody“, das in die metallische Offensive gehende „White Storm“ (passender Titel) oder den Mitsingchorus von „Into Hiding“, der Amorphis Coverversion, handelt.

Besonders schmackhaft machen es uns die Krieger von Ensiferum mit dem abschließenden „Finnish Medley“ (meinem „plus eins“), in dem drei bekannte Volkslieder der Suomi („Karjalan Kunnailla“, „Myrskyluodon Maija“ und „Metsämiehen Laulu“) eindrucksvoll, mit freundlicher Unterstützung von Kaisa Saari am Gesang, dargeboten werden und der Schreiber dieser Zeilen sich nach einer Wohnortsverlegung sehnt.

Fazit: Fassen wir noch einmal die Erkenntnisse und Lehren aus DRAGONHEADS zusammen: ein tolles Albumcover reizt die potenzielle Kundschaft noch mehr zum CD-Erwerb; auch ein neuer Sänger kann die Stärken einer Band repräsentieren; und, an einem Hit geht zumindest eine finnische Truppe noch lange nicht zu Grunde. Mit DRAGONHEADS machen Ensiferum Lust auf mehr des tödlich angehauchten Folk Viking Metals.
Dann holt schon mal die Axt oder das Schwert aus dem Keller, setzt die Segel und schifft in den kalten, hohen Norden zum Ensiferumschlachtfest. Man sieht sich...

VÖ: 31. März 2006

Tracklist:
1. Dragonheads
2. Warrior's Quest
3. Kalevala Melody
4. White Storm
5. Into Hiding
6. Finnish Medley

Band Line-Up:
Petri Lindroos – Gesang, Gitarre
Markus Toivonen – Gitarre
Sami Hinkka – Bass
Janne Parviainen – Schlagzeug
Meiju Enho – Keyboards

DISCOGRAPHY:

2001 – Ensiferum
2004 – Iron
2006 – Dragonheads (EP)
2006 – 10th Anniversary Live (DVD)
2007 – Victory Songs
2009 - From Afar
2012 - Unsung Heroes

SQUEALER-ROCKS Links:

Ensiferum - Dragonheads (EP) (CD-Review)
Ensiferum - Victory Songs (CD-Review)
Ensiferum - From Afar (CD-Review)

Ensiferum - 10th Anniversary Live (DVD-Review)

Ensiferum, Chthonic & Insania - Karlsruhe, Substage (Live-Review)

Meiju Enho von Ensiferum (Interview)
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