Squealer-Rocks.de CD-Review
Domain - Last Days Of Utopia

Genre: Heavy Rock
Review vom: 05.02.2005
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Holla, die Waldfee: Wenn das Jahr 2005 so weitergeht wird es denkwürdig. Masterplan reißen unsere Redakteure zu wahren Lobeshymnen hin, Cloudscape setzen quasi aus dem Nichts kommend noch einen drauf, Shy stehen mit einer Melodic-Rock-Perle in den Startlöchern und Domain liefern das ambitionierteste Projekt der Bandgeschichte ab: "Last Days Of Utopia"!

Domain zählen ohne Zweifel zu den Urgesteinen des deutschen Hardrocks, feiern sie doch nächstes Jahr 20-jähriges Bestehen. Die für diesen Zeitraum eher geringe Anzahl von Alben ist nicht zuletzt auf die 10-jährige Auszeit zurückzuführen, die erst im Jahr 2001 mit der Comeback-Scheibe "One Million Light Years From Home" beendet wurde. Egal, Schnee von gestern, jetzt jedenfalls steht das sicherlich ambitionierteste Projekt des Fünfers in den Startlöchern.

"Last Days Of Utopia" bedient das zuletzt arg geschrumpfte Genre des Konzeptalbums, hier die von Frontmann Carsten "Lizard" Schulz erdachte Story in Kurzform, der Einfachheit halber aus dem Promo-Flyer entnommen: "A New Beginning" schickt den Titelhelden auf der Suche nach einer neuen Existenz hinaus "On Stormy Seas", wo er an "The Shores Of Utopia" gespült wird. In diesem "Ocean Paradise" findet er "The Beauty Of Love", löst durch die von ihm eingeschleusten Gedanken "The Great Rebellion" aus, bevor die Götter das Paradies durch "Endless Rain" vernichten. Als einziger Überlebender findet sich unser Held "Underneath The Blue" auf dem Meer treibend ("Left Alone"). Die cleveren unter euch können sich jetzt schon mal auf die Suche nach den Songiteln machen! ;-)

"Last Days Of Utopia" lässt den Domain-erprobten Hörer beim ersten Durchlauf erstmal verwundert zurück. Die mega-eingängigen Nummern des Vorgängers (Stichwort: "King's Tears") sind verschwunden, dafür rücken beim aktuellen Output der Band progressive und orchestrale Momente entschiedener denn je in den Vordergrund. Völlig zurecht also verweist Frontmann Carsten Schulz darauf, dass die Band ungewöhnlich viel Zeit in das Songwriting gesteckt hat und "Last Days Of Utopia" dementsprechend am Stück gehört die beste Wirkung erzielt.

Nach kurzem Intro geht's ab mit "New Beginning", einer speedigen Hymne, bei der trotz aller Heavyness bereits die orchestrale Instrumentierung ins Auge ... äh Ohr sticht, unterstützt durch die ungewöhnliche, klassisch angehauchte Solo-Einlage von Gitarrist Axel Ritt im Mittelteil. Mit dem fast 10-minütigen "On Story Seas" lauert mein persönliches Highlight schon ziemlich am Beginn, eine verschachtelte Heavy-Rock-Achterbahnfahrt der herrlichsten Sorte mit dezenten Crimson Glory-Anleihen. Alleine der Aufbau des Intros zum Rock-Donnerwetter hebt diesen Song aus dem gesamten Album heraus, und die Spannung wird über die ganze Überlänge gehalten.

Ich seh schon, das wird zu lang. Bringt auch nix, hier Song für Song auseinanderzupflücken, ein aussagekräftiges Fazit ist sicher hilfreicher. Eins ist klar, "Last Days Of Utopia" ist kein Fast-Food-Heavy-Rock! Klar, Flitzefinger Axel Ritt bricht nach wie vor alle Geschwindigkeitsrekorde im Solo-Bereich und die eingängigen Hooks sind natürlich auch noch vorhanden. Darüber hinaus zeigt hier aber eine Band Ambitionen, die deutlich über das Standardmaß hinausgehen. Das Ergebnis kann sich dafür wahrhaft sehen lassen, fast eine Stunde lang gibt's Bombast, Chöre, Riffs und Breaks ohne Ende auf die Ohren. Über die musikalischen Fähigkeiten der Beteiligten muss man nicht ernsthaft noch Worte verlieren, bestenfalls ist anzumerken, dass Erdmann Lange an den Tasten über die neue Ausrichtung sicher erfreut sein wird - gibt sie im doch Gelegenheit, sich auf dem ganzen Key-Spielfeld auszutoben. Für meine Begriffe jedenfalls haben Domain ohne Wenn und Aber das beste Album ihrer Karriere eingespielt, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass mir da jemand, der sich 2 oder 3 Durchläufe, am besten per Kopfhörer, gibt, widersprechen wird. Solltet ihr ausprobieren!


Tracklist:
01. Harbour Of Hope
02. A New Beginning
03. On Stormy Seas
04. The Shores Of Utopia
05. Ocean Paradise
06. The Beauty Of Love
07. The Great Rebellion
08. Endless Rain
09. Last Days Of Utopia
10. Underneath The Blue
11. Left Alone

Anspieltipps: On Stormy Seas, Last Days Of Utopia, The Great Rebellion

Lineup:
Carsten "Lizard" Schulz (v)
Axel Ritt (g)
Erdmann Lange (k)
Jochen Mayer (b)
Stefan Köllner (d)

DISCOGRAPHY:

1987 - Lost In The City
1988 - Our Kingdom
1989 - Before The Storm
1991 - Crack In The Wall
1992 - Collection 86 - 92 (Best-of)
2001 - One Million Lightyears From Home
2002 - The Artefact
2003 - The Sixth Dimension
2005 - Last Days Of Utopia
2005 - The Essence Of Glory
2006 - Stardawn
2009 - The Chronicles Of Love, Hate And Sorrow

SQUEALER-ROCKS Links:

Domain - The Sixth Dimension (CD-Review)
Domain - Last Days Of Utopia (CD-Review)
Domain - The Chronicles Of Love, Hate And Sorrow (CD-Review)

Carsten Schulz von Domain (Interview)
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