Squealer-Rocks.de CD-Review
Moonsorrow - Viides Luku: Hävitetty

Genre: Epic Folk Metal
Review vom: 03.01.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Am großen Final-Table des Musikerpokers dürfen wir heute die finnischen Krieger von Moonsorrow begrüßen, die sich mit ihren bisherigen vier abwechslungsreichen und vor dem Hang zum Epischen in keinster Weise zurückschreckenden Alben in diese Runde „eingekauft“ haben. Und sofort stechen sie zu: Für VIIDES LUKU: HÄVITETTY (zu deutsch: „Kapitel 5: Verwüstet“) genügen nämlich zwei Asse, besser gesagt zwei Lieder, die innerhalb einer ganzen Stunde so ziemlich alle Wörter neu definieren, die sich von „genial“ ableiten lassen. Na dann: „All in“!!!

Wer sich die, sich im fassungslosen Staunen äußernde, „Frechheit“ erlaubt eine als CD titulierte Veröffentlichung mit zwei überlangen (vergesst hierbei alle Songs, denen dieses Plagiat angeheftet worden ist) Tracks zu bestücken, muss zum einen über ein ausgesprochen gutes Selbstvertrauen verfügen und zum anderen eine Menge auf Lager haben, um die Spiellänge, die im Falle von VIIDES LUKU: HÄVITETTY mehr als üppig ausfällt, interessant auszufüllen und zu gestalten. Ich übertreibe sicherlich nicht, wenn ich euch sage, dass die, was hochrangige Alben betrifft, seit 2001 sehr aktiven Moonsorrow von beidem genügend haben.

Aber wie muss man sich nun diesen auf (ich wiederhole) zwei Stücke aufgeteilten „Epic Folk Metal“ vorstellen? – Nun ja, liebe Freunde der ausgefalleneren Musik: Wie der Name schon sagt, wird die Hauptkomponente des „Moonsorrowian“ Sounds von traditionellen nordischen, die Kälte verkörpernden, aber dennoch ultraeingängigen folkloren Klängen gestellt – wie man es bereits von Acts wie Ensiferum oder Korpiklaani her kennt. Im Gegensatz zu den Artverwandten zieht man jenen Folk jedoch gekonnt und voller epischer Züge in die Länge und deutet gleichzeitig mit dem Finger darauf, dass unsägliche Wiederholungen und lästige Füllerparts keine Produkte „Made in Finland“ sind. Und da wir schließlich von einer Metalband reden, gibt es zwischendurch fette Drumattacken im schwarzen Stil, sowie messerscharfe Bass- und Gitarrenriffs, was summa summarum eine in der Form nie da gewesene Mischung zur Folge hat. O.K., diese Ausführungen umschreiben allerhöchstens das in alle musikalische Ebenen eingreifende Spektrum des finnischen Quintetts, das sich nun zusammen mit Gastschreier Thomas Väänänen von Thyrfing, dem erstklassigen Produzenten Ahti Kortelainen und mithilfe der Bündelung aller Kräfte und Stärken, die diese Band nun mal ausmachen, selbst die Krone, namens VIIDES LUKU: HÄVITETTY, aufsetzt.

Klanglich perfekt vertont und den Hörer von Anpfiff an sofort bindend bricht der, aus zwei Parts bestehende, erste Epos, „Jäästä Syntynyt / Varjojen“, knackend aus dem Eis heraus, um nach und nach und mittels der ab circa fünf Minuten beginnenden mehrstimmigen Gesänge Fahrt aufzunehmen, ehe mit der Spannung am ersten großen Siedepunkt fließend ins Teilstück Nummer zwei gewechselt wird. Von der „Geburt im Eis“ („Jäästä Syntynyt“) findet man sich nach gut einem Drittel dieses Machtwerks im „Strom der Schatten“ („Varjojen“) wieder und sieht sich mit einem immer wiederkehrenden, teils abgewandelten Hauptriff, dem „Riff of Shadows“, konfrontiert, das sich einem in Windeseile erschließt und für den Rest des Lebens nicht mehr loslassen wird. Was war denn noch mal dieses „Smoke On The Water“? Angeführt von den in diesem Song ausnahmsweise meist schreierischen Lauten des Sängers Ville Sorvali und einer zunehmenden Härte, gipfelt diese, einst vom Bass initiierte und später von nahezu allen Instrumenten umgesetzte, Tonfolge in einem regelrechten Orkan, welcher einen im wahrsten Sinne des Wortes wegbläst. Um das, was hier vor sich geht, glauben zu können, muss man es einfach selbst gehört haben!

Selbiges gilt natürlich auch für die zweite Albumhälfte „Tuleen Ajettu Maa“, die mit gut 26 Minuten Länge zwar vier 60-Sekunden-Sätze weniger als „Jäästä Syntynyt / Varjojen“ vorzuweisen hat, aber nicht minder spannend, facettenreich und extensiv aus den Boxen schallt. Eingeläutet von finnischen Schamanengesängen und ihren Trommelschlägen bringen die fünf das Wasser schneller zum kochen und setzen bei ihrer Fokussierung noch mehr auf die von Folk und chorartigen Gesängen getragene und sich zielstrebig nach oben schraubende Epik. Einzig zum Halbzeitpfiff verliert man im positiven Sinne für wenige Minuten die Nerven und feuert aus allen melodischen Black Metal Rohren, dass es nur so eine Art ist und jeder Kopf wie auf Knopfdruck in eine Bang-Ekstase verfällt. Da kann man sich auch mal einen kleinen Seitenhieb erlauben: Denn so könnte er sich nämlich anhören der (vornehmlich in Norwegen beheimatete) Black Metal, wenn er eine Produktion besitzen und ihn Musiker praktizieren würden. Entgegen allem Schwarzmetallischen „fängt“ sich der Finlandia Express wieder ein und driftet wieder in sein überschäumendes folklores Bild ab, das sich zum Ende hin noch einmal mächtig aufschaukelt und quasi aus der Asche des Säkularen in sakrale Höhen aufsteigt, so dass einen das auf die Musik bezogene Inhaltliche endgültig an das Ziel der Bilder entstehen lassenden Gedankenwelt führt: Das Element Feuer.

Fazit: Was The Who’s TOMMY für die Rockmusik ist, ist Moonsorrow’s HÄVITETTY für den Metal...Das ist keine einfache CD, kein Album des Jahres und auch kein Jahrhundertwerk – VIIDES LUKU: HÄVITETTY, das ist eine, von einer Einzigartigkeit umgebene, Odyssey und ein Glaubensatz für mein zukünftiges musikalisches Empfinden!

VÖ: 19. Januar 2007

Tracklist:
1. Jäästä Syntynyt / Varjojen
2. Tuleen Ajettu Maa

Anspieltipps: Jäästä Syntynyt / Varjojen, Tuleen Ajettu Maa

Band Line-Up:
Ville Sorvali – Gesang, Bass
Henri Sorvali – Gitarre, Keyboards
Mitja Harvilahti – Gitarre
Marko Tarvonen – Schlagzeug, Percussion
Markus Eurén – Keyboards

DISCOGRAPHY:

1996 - Thorns Of Ice (Demo)
1997 - Metsä (Demo)
1998 - Tämä Ikuinen Talvi (Demo)
2001 - Suden Uni
2001 - Voimasta Ja Kunniasta
2003 - Kivenkantaja
2003 - Suden Uni (ReRelease)
2005 - Verisäkeet
2007 - Viides Luku: Hävitetty
2008 - Tulimyrsky EP
2011 - Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa



SQUEALER-ROCKS Links:

Moonsorrow - Viides Luku: Hävitetty (CD-Review)
Moonsorrow - Tulimyrsky EP (CD-Review)
Moonsorrow - Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa (CD-Review)

Moonsorrow, Swallow The Sun, Debauchery, Týr - Ludwigsburg, Rockfabrik (Live-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren