Squealer-Rocks.de CD-Review
Moonsorrow - Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa

Genre: Epic Heathen Metal
Review vom: 06.03.2011
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 25.02.2011
Label: Spinefarm Records



Für unsere beiden Redakteure Metahead und Reaper stellen Moonsorrow eine Institution in Sachen Pagan Metal dar. Kein Wunder also, dass den Meistern des epischen Pagan Metal auf Squealer-Rocks mit einem Split-Review gehuldigt wird.

Über vier Jahre sind seit MOONSORROWs letztem Album "V: Hävitetty" vergangen, und auch die EP "Tulimyrsky" (die spielzeittechnisch eigentlich ein ausgewachsener Longplayer war) liegt schon fast drei Jahre zurück. So darf man gespannt sein auf das neue Album mit der zungenbrechenden Bezeichnung "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa". Auf deutsch heißt das soviel wie: "Als Schatten wandern wir im Land der Toten". (Metalhead) Sie kommen aus der Dunkelheit und kehren dorthin zurück. Schattengleich schleichen sie, leichengleich wandeln sie auf Pfaden, von den Spuren des Weltuntergangs gezeichnet. Vor vier Jahren bereits verheerten Feuer die Welt in "Viides Luku: Hävitetty" nun sind Moonsorrow zurück und wandern mit jenen Schatten durch das Land der Toten. (Reaper)


Wie von MOONSORROW gewohnt, gibt es auf "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" ausgedehnte, epische Tracks zu erkunden. Eigentlich sind es vier Haupttracks, die von drei kurzen ambienten Interludes verbunden werden. Die Spielzeit dieser vier Hauptsongs bewegt sich zwischen elf und knapp sechzehn Minuten. Das gibt natürlich der Atmosphäre wieder viel Raum, und diese nutzen MOONSORROW wie gehabt für ihre Zwecke bestens aus.

Man spricht bei der Musik gerne von episch. Wenn es eine Band gibt, auf deren Stücke dieses Adjektiv auf jeden Fall zutrifft, ist es MOONSORROW. Die Finnen beherrschen diese Art von Kompositionskunst einfach. Wie kaum eine andere Truppe, gelingt es ihnen auch, die Spannung in solch einem langen Song über die ganze Dauer aufrecht zu erhalten. Die vier Longtracks auf "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" sprechen hierfür wieder Bände.

Die Stücke sind nicht nur episch, sie wirken erhaben, ja ich würde sogar sagen: majestätisch. Die Melodien verstehen es sofort, den Hörer zu fesseln. Wenn man sich zurücklehnt und die Musik ohne Ablenkung in sich aufzunehmen vermag, kann sich durch diese unvergleichliche Atmosphäre ein faszinierendes Kopfkino entwickeln. MOONSORROW liefern dafür einen mächtigen Soundtrack.

Natürlich ist und bleibt die Musik der Finnen abwechslungsreicher und vielschichtiger Pagan Metal. Entsprechend der Lyrics, die auf einer postapokalyptischen Geschichte beruhen, werden menschliche Emotionen und Stimmungen musikalisch hervorragend umgesetzt. Man spürt förmlich, wenn Gefühle wie Melancholie, Gelassenheit, Trauer, aufkeimende Hoffnung, Verzweiflung oder Todesangst in den Stücken Raum einnehmen. Man kann mitfühlen, versteht es, in die Geschichte einzutauchen und sie praktisch mitzuleben.

Und, obwohl die Atmosphäre zum Gros auf schwermütigen und düsteren Gefühlsregungen aufbaut, ist sie dann wiederum gar nicht durchweg düster und trostlos. Eher vielschichtig und tiefgründig. Und als musikalisches Gesamtwerk würde ich sie am besten mit "majestätisch" umschreiben. Ich weiß nicht, wie es Anderen geht, aber ich kann auf "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" auch keine einzelnen Songs oder Abschnitte als spezifische Tipps angeben. Man muss sich einfach das gesamte Album anhören. Nur Teile davon würden diese atmosphärische Perfektion nur unzureichend wiedergeben.

MOONSORROW haben hier etwas Gewaltiges erschaffen, das ohnehin nur schwer zu beschreiben ist. Auch ich hatte bei diesem Review desöfteren den Eindruck, mir fehlen die richtigen Worte. Aber ich hoffe, ich konnte meine Begeisterung für das Album dennoch vermitteln.


Feuerstürme verwüsteten die Welt, doch kein Biest kam die Sonne zu verschlingen und trotzdem fielen die Sterne vom Himmel, legte sich Asche als weißgraues Leichentuch über das Land. Fortwährend wandert in Dunkelheit, wer den Untergang überlebte, und siech wartet, um all jenen zu folgen, die zurück blieben. Angst vor den Wölfen, den hungrigen Biestern, Schreie in der ewigen Nacht. Noch schwelen die Feuer, aber das Ende ist nahe, dort an der Küste, wo die Götter uns einst fanden, wird unsere Geschichte enden.

Wer denkt bei diesen Worten nicht an das bedrückende Werk "The Road" von Cormac McCarthy bzw. an den gleichnamigen Film? Wahrlich, es scheint, als hätten Moonsorrow mit "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" den metallischen Soundtrack dazu geschaffen, denn ebenso düster und unheilvoll, gleichzeitig von dieser typischen Moonsorrow Epik begleitet präsentieren sich die Finnen auf ihrem nun mehr sechsten Album, das den eisigen Weiten Finnlands entsprang.

So wie man den frostigen Fängen des Winters nicht entrinnen kann, so unaufhaltsam zieht einen "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" in seinen Bann. Schwermütig und ungewohnt langsam geht das Quartett in "Tähdetön" (dt. Sternlos) zu Werke, wenig nur ist noch von den schwarzmetallischen Stürmen der Vergangenheit, wie sie zuletzt auf "Tulimyrsky" wüteten, zu hören.

Über die erste Zwischenpassage, genannt "Hävitetty", gelangt man zu "Muinaiset" (dt. die Altehrwürdigen), welches in leicht abgewandelter Weise das "Schattenriff" von "Viides Luku: Hävittety" aufgreift, weiter entwickelt und in vielen atemberaubenden Windungen Höhen der Spannung erklimmt, so dass man mit Gänsehautschauer dem musikinduzierten Vergnügen frönt, welches einem schonungslos Bilder in blutrot getränkt von reißenden Bestien entgegen schleudert.

Je weiter man fortschreitet, desto bedrohlicher und bedrückender wird die Atmosphäre, unterstrichen von hörbuchähnlichen Zwischenspielen, welche die Protagonisten in ihrem aussichtslosen Kampf ins Gehör rückt. Schnaufend, der Erschöpfung und dem Verhungern nahe ("Nälkä, Väsymys Ja Epätoivo") schleppen sie sich durch das tote Land.

Aus Dunkelheit erschallt mit einem Mal "Huuto" (dt. der Schrei) und mit ihm dieses sich immer wieder wiederholende und verwandelnde Hauptthema, das Anfang und Ende markiert und sich auch am Wendepunkt des ausladenden Soliteil zeigt, wo sich nach einem harten Break die beiden geführten Melodielinien vereinigen. Auch beeindrucken Moonsorrow hier mit einem Lied, das so viele Thematiken und musikalische Bilder entwirft, zerschlägt und erneut zusammensetzt, dass man nicht umhinkommt mit staunend geöffnetem Munde zu lauschen. Schamanische Trommeln und Maultrommeln treffen auf episch angehauchte Keyboards und Villes markantes Kreischen. Endgültig hat "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" seinen Hörer mit hinab gerissen und ohne dass sich dieser dessen Sog widersetzen könnte, schleppt auch er sich gleich der Schatten auf das Ende zu.

Endlich umfangen den Wanderer in "Kuolleille" (dt. an die Toten) Dunkelheit und Kälte und mit einem letzten verzweifelten Schrei wird er von den Schatten verschlungen, während das Meer, der Ursprung allen Lebens anbrandet. Noch einmal erheben sich heulende Gitarrensoli, Klageschreie und gewichtig trabende Trommeln, schallen Chöre wider, gefolgt von melancholisch folkloren Melodien. So endet in ergreifend episches Düstermetal gewandet die Reise im Lande der Toten.



Fazit:

"Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" kommt dem, was ich ein Pagan-Metal-Meisterwerk nennen würde, schon ganz nahe. MOONSORROW bleiben sich qualitativ nicht nur treu, sondern erklimmen neue Gipfel. Wer etwas für epischen Pagan Metal übrig hat, lässt sich dieses Album nicht entgehen. (Metalhead)
Moonsorrow gehen den Weg, den sie zuletzt mit "Tulimyrsky" einschlugen, konsequent weiter und erschaffen mit "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" eine bedrückende, apokalyptische Vision, deren man sich nicht entziehen kann. (Reaper)

Tracklist:
1. Tähdetön
2. Hävitetty
3. Muinaiset
4. Nälkä, Väsymys Ja Epätoivo
5. Huuto
6. Kuolleille
7. Kuolleiden Maa

Line-Up:
Ville Sorvali – Gesang, Bass
Henri Sorvali – Gitarre, Keyboards
Mitja Harvilahti – Gitarre
Marko Tarvonen – Schlagzeug, Percussion
Markus Eurén – Keyboards

DISCOGRAPHY:

1996 - Thorns Of Ice (Demo)
1997 - Metsä (Demo)
1998 - Tämä Ikuinen Talvi (Demo)
2001 - Suden Uni
2001 - Voimasta Ja Kunniasta
2003 - Kivenkantaja
2003 - Suden Uni (ReRelease)
2005 - Verisäkeet
2007 - Viides Luku: Hävitetty
2008 - Tulimyrsky EP
2011 - Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa



SQUEALER-ROCKS Links:

Moonsorrow - Viides Luku: Hävitetty (CD-Review)
Moonsorrow - Tulimyrsky EP (CD-Review)
Moonsorrow - Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa (CD-Review)

Moonsorrow, Swallow The Sun, Debauchery, Týr - Ludwigsburg, Rockfabrik (Live-Review)

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