Squealer-Rocks.de CD-Review
Meat Loaf - Braver Than We Are

Genre: Rock
Review vom: 24.09.2016
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: 429 Records / Caroline / Unive



Was für eine Erwartungshaltung!!! Meat Loaf macht noch ein Album!! Mit / von Jim Steinmann!
Ja—da geht einem als Fan des unsäglich genialen Schaffens der beiden Herren doch echt einer ab, oder?
Oder auch nicht? Doch der Reihe nach:

Der Opener „Who needs the Young“ beginnt wunderbar schräg und erinnert beinahe an den 60's Soundtrack von „The Wanderers“ - der im positiven Sinne kaputt tönende Song mit Musical - Attitüde ruft gar Erinnerungen an skandinavische Prog - Bands wie Ritual oder Kaipa hervor. SO etwas hat man unter dem Banner Meat Loaf noch nie vorher gehört.
Ich bin begeistert! UNGEWÖHNLICH, ABGEDREHT, STRANGE - GROSSARTIG!!!!

„Going all the Way...“ ist eine typische Meat Loaf Mini – Oper, und würde eigentlich jedem Freund des Steinmannschen Schaffens Tränen der Freude in die Glotzer treiben. Hier passt eigentlich alles-tolle Komposition, Kitsch ohne Ende, die bekannten Spannungsbögen, eine tolle Sängerin, die schön überstrahlt, dass Mr. Aday stimmlich sehr weit weg von seiner ehemaligen Power ist und quasi nur noch tiefe Töne hinbekommt.
Könnte alles so schön sein, wäre da nicht diese unfassbar schlechte Produktion. Echt, das klingt wirklich SCHEISSE!!! Gitarre ist faktisch nicht hörbar, für die „Drums“ würde sich selbst Angelo Sasso schämen, die Gesänge maßlos übersteuert, das Keyboard nix weiter als billiges Kirmes – Geklimper! Wo haben die das aufgenommen - bei Jim Steinman auf'm Klo? Von der Wucht einstiger Schmalz – Schwergewichte wie „I would do anything...“ ist nix mehr geblieben.

Das folgende „Speaking in Tongues“ kann wieder etwas Boden gutmachen. Die schön komponierte Ballade mit Country Flair lebt aber auch ganz klar von der Stimme der Gastsängerin Stacy Michelle, da unser ehemaliges Moppelchen nicht nur gewichtstechnisch ein Schatten seiner Selbst ist.

Und jetzt geht’s los mit der Resteverwertung: „Loving You is a dirty Job“ gehört ohne Zweifel zu den besten Steinmann Kompositionen ever und gehört auf dem Bonnie Tyler Album „Secret Dreams...“ zu den absoluten Highlights. Wie die blonde Röhre dieses unfassbar geile Duett mit Todd Rundgren präsentiert, ist eine Sternstunde des symphonischen Rocks.
Und nun das hier: Meat Loaf singt mittlerweile fast genauso kratzig wie Bonnie Tyler, zudem verliert der Song durch die Wandlung von der Ballade zur Midtempo – Nummer fast 100% seiner Intensität ----KATASTROPHE!!!

„Souvenirs“ kann man irgendwie schlecht bewerten. Nicht Fisch, nicht Fleisch – klingt so'n bisschen wie Billy Joel für Arme. Zudem klaut Steinmann hier wieder stark bei sich selbst („Objects in a Rear View Mirror“) und die Komposition wirkt zerfahren, ohne roten Faden. Kann man hören, man fragt sich aber irgendwann, warum.
„Only when I Feel“ ist so 'ne Art Intermezzo – das Klavier klingt gut, Meat Loaf hört sich bald so an wie Johnny Cash kurz vor seinem Tod...

UND NUN, AUFGEPASST!!! Immer dann, wenn man denkt, es geht nicht mehr schlimmer, kommt noch was: Meat Loaf covert „More“ von den Sisters of Mercy!! Wenn ich mit meinen Kumpels drei Kisten Bier saufe und den alten Tape – Recorder laufen lasse, klingt das besser! Ohne Scheiss!!!

„Godz“ ist eine stampfende Stakkato - Nummer mit Musical Flair, die irgendwie geil tönt und vor allem zum Ende viel Atmosphäre ausstrahlt. Etwas strange , aber wirklich gut!
Weiter geht’s mit Jim's Resterampe: „Skull of Your Country“ ist zur Hälfte ein Rip Off von „Total Eclipse of the Heart“ und ich frage mich, was das soll. Einfach nur ärgerlich - -schön ist hier nur die unfassbar tolle Stimme von Gastsängerin Cian Coey
Der finale „Train of Love“ transportiert uns zumindest halbwegs versöhnlich nach Hause. Klingt wie eine Mischung aus ZZ Top zu „Eliminator“ Zeiten und KISS während der„Hot in the Shade“ Phase– nicht typisch Meat Loaf, aber gut hörbar.

Soooo—was bleibt also als Vermächtnis dieses einstigen so genialen Duos Steinmann / Meat Loaf?
Leider nicht der Abgang, der dieser Legende würdig wäre.
„Braver than we are“ ist zwar kein absolutes Scheiss – Album, aber in Prozenten ausgedrückt erreicht es gerade mal maximal 30 % des Niveaus des schlechtesten Meat Loaf Albums in der Discographie.
Zum ärgerlichen Umstand, dass Jim Steinmann hier wenig neues Material präsentiert und der teilweise unterirdischen Produktion kommt die schmerzliche Erkenntnis, dass Marvin Lee Aday im Prinzip gar nicht mehr singen kann.
Wie soll das denn im Februar auf der Deutschland Tour werden? Ich glaube, das will man nicht sehen....so traurig. Wieder eine Institution weniger....

Tracklist:

Who Needs The Young
Going All The Way (A Song In 6 Movements) – feat. ELLEN FOLEY & KARLA DeVITO
Speaking In Tongues – feat. STACY MICHELLE
Loving You Is A Dirty Job (But Somebody‘s Gotta Do It) – feat. STACY MICHELLE
Souvenirs
Only When I Feel
More
Godz
Skull Of Your Country – feat. CIAN COEY
Train Of Love

DISCOGRAPHY:

1977 - Bat out of Hell
1981 - Dead Ringer
1983 - Midnight at the lost and found
1984 - Bad Attitude
1986 - Blind before I stop
1993 - Bat out of Hell 2 (Back into Hell)
1996 - Welcome to the Neighbourhood
2003 - Couldn’ t have said it better
2004 - Bat out of Hell Live with the M.S. Orchestra
2006 - Bat out of Hell 3 (The Monster is loose)
2009 - Live at Rockpalast
2010 - Hang Cool Teddy Bear
2011 - Welcome to the Neighbourhood - Collectors Edition
2016 - Braver than we are

SQUEALER-ROCKS Links:

Meat Loaf - Bat Out Of Hell 3 (The Monster Is Loose) (CD-Review)
Meat Loaf - Hang Cool Teddy Bear (CD-Review)
Meat Loaf - Welcome to the Neighbourhood - Collectors Edition (2 CD + DVD) (CD-Review)
Meat Loaf - Braver Than We Are (CD-Review)

Meat Loaf - Live at Rockpalast (DVD-Review)

Meat Loaf - Dortmund, Westfalenhalle 1 (Live-Review)

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