Squealer-Rocks.de CD-Review
Meat Loaf - Hang Cool Teddy Bear

Genre: Rock / Hardrock
Review vom: 13.08.2010
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Mercury



Ein Meat Loaf Album ohne Jim Steinmann – geht das überhaupt?
Natürlich geht das. Mal besser („Bad Attitude“), mal schlechter („Blind before I Stop“).
Nachdem unser Lieblings - Dickerchen, das gar nicht mehr dick ist, mit „Bat out of Hell 3“ einen echten Hammer vorgelegt hat, auf dem neben Steinmann der wohl größte Hit Komponist des harten Rocks, Desmond Child, seine Dienste zur Verfügung gestellt hat, kommt der neuste Output (fast) ohne die beiden Garanten für Eingängigkeit und Pathos aus.
Was erwarten wir da?
Eben, nix. Zumindest nix dolles. Und wie das halt so ist mit der Erwartungshaltung, präsentiert uns Marvin Lee Aday ein saustarkes Scheibchen, mit dem man so nicht rechnen konnte.

Noch überraschender ist folgende Tatsache: Nach zwei – bis drei Durchläufen, die man mindestens braucht um sich mit dem Album anzufreunden, ertappt man sich bei folgendem Gedanken: „Auf eine Art ist es richtig geil, dass Meat Loaf diesmal keine Steinmann Bombast - Opern singt.“
Was freilich nicht heissen soll, dass nicht auch der Teddybär voll mit Kitsch und Pathos ist. Doch irgendwie haben das quirlige Urgestein und sein Team das Kunststück fertig gebracht, etwas anders, vor allen Dingen härter, als sonst zu klingen, ohne dabei alte Tugenden zu vernachlässigen.

Die Lyrics haben ein Konzept und basieren auf der Kurzgeschichte „Hang Cool Teddy Bear“ des renommierten Drehbuchautors Killian Kerwin, und handeln von einem U.S. Soldaten im Kriegseinsatz. Und so klingt der komplette Dreher auch folgerichtig wie eine sehr moderne Rock – Oper; und eben nicht wie ein Musical, was ja bei den Steinmann Kompositionen oft der Fall war.
Abwechslung ist Trumpf und beinahe jeder Track besitzt überraschende Wendungen.

Wobei der Opener „Peace on Earth“ zunächst ein wenig mit der Vergangenheit kokettiert und zu Teilen wie „Dead Ringer for Love“ tönt, und auch das nachfolgende „Living on the Outside“ vor Energie nur so strotzt. Doch nicht nur die Arbeit der Drums ist etwas vielseitiger als gewohnt. Es wird schnell deutlich, dass Meat Loaf in seiner langen Historie noch kein Album gemacht hat, bei dem die Songs dermaßen mit (unerwarteten) Ideen vollgestopft sind.
Weitere Beispiele gefällig? Biddeschöön:

„California Isn't Big Enough“ beginnt wie eine relaxte Gute - Laune Nummer fürs Cabrio und verwandelt sich beim Chorus in eine mächtig donnernde und düstere Brachial – Walze, fast mit Ramstein – Dimensionen.
„Like a Rose“ besitzt Parts, die an die guten alten Beastie Boys erinnern und kommt dann mit einem Refrain um die Ecke, den wohl auch gerne die Herren Stanley und Simmons auf ihrem letzten Output gehabt hätten.
Fast schon sperrig kommt der Long - Track (7,30 Min.) „Love is not...“ rüber, und verbindet Blues - Vibes mit hartem, modernen Metal. Die mächtigen Chöre wirken zunächst beinahe disharmonisch und beim ersten Mal ist der Hörer schlicht überfordert.
Fast überflüssig zu erwähnen, dass wir es hier mit dem Paradebeispiel für einen echten Grower mit Suchtpotential zu tun haben.

Da erscheint die Single „Los Angeloser“ (ohne Zweifel der beste Songtitel des Jahres!) wie aus einem anderen Universum. So eine Nummer hat man von Mr. Aday auch noch nie gehört. Schon peinliche Fröhlichkeit wird hier geboten, incl. Mitklatsch – Samples und affigen „Uhuhhu“ - Singalongs. Dagegen sind Poison der reinste Prog. Dennoch, so etwas muss man erstmal so hinkriegen, dass man diese dämlichen Parts wochenlang nicht mehr aus dem Schädel bekommt.
Ganz groß!
Ein weiteres Novum ist, dass es mit „Let be in Love“ nur eine reine Ballade unter den 13 Songs zu hören gibt.
Beim finalen „Elvis in Vegas“ teilen sich Jon Bon Jovi und Desmond Child die Komponisten - Feder und so klingt dieser fantastische Ausklang auch. Ein bisschen wie Bruce Springsteen mit Bombast – Herrlich.


Und genauso ist „Hang Cool Teddy Bear“ - einfach herrlich anzuhören.
Es ist das einzig richtige Album, das kommen konnte. Eine weitere „Bat out of Hell“ - Verwertung mit Steinmann Songs wäre doch nur noch - seien wir mal ehrlich! - langweilig geworden.
So aber wird kein Fan der alten Sachen enttäuscht sein und sich von der Frische des ewig jungen Sympathie – Bolzens Meat Loaf begeistert zeigen.
Bleibt nur noch zu erwähnen, dass die Produktion von Rob Cavallo (u.a. Green Day) die Höchstnote verdient und ein Haufen prominenter Gäste wie Brian May, Steve Vai, Jack Black, Patti Russo und Kara Dioguardi dem alten Haudegen die Ehre erwiesen haben, wobei vor allem Letztere eine absolut geniale Gesangsleistung abgeliefert hat.

Zum Schluss träumen wir nochmal kurz: Meat Loaf komt mit dem neuen Album auf Tour und singt live wenigstens halb so gut wie hier (nach dieser Scheibe will ich sogar fast daran glauben...).

Tracklist:
1. Peace On Earth
2. Living On The Outside
3. Los Angeloser
4. If I Can't Have You
5. Love Is Not Real
6. Like A Rose
7. Song Of Madness
8. Did You Ever Love Somebody
9. California Isn't Big Enough (Hey There Girl)
10. Running Away From Me
11. Let's Be In Love
12. If It Rains
13. Elvis In Vegas

DISCOGRAPHY:

1977 - Bat out of Hell
1981 - Dead Ringer
1983 - Midnight at the lost and found
1984 - Bad Attitude
1986 - Blind before I stop
1993 - Bat out of Hell 2 (Back into Hell)
1996 - Welcome to the Neighbourhood
2003 - Couldn’ t have said it better
2004 - Bat out of Hell Live with the M.S. Orchestra
2006 - Bat out of Hell 3 (The Monster is loose)
2009 - Live at Rockpalast
2010 - Hang Cool Teddy Bear
2011 - Welcome to the Neighbourhood - Collectors Edition
2016 - Braver than we are

SQUEALER-ROCKS Links:

Meat Loaf - Bat Out Of Hell 3 (The Monster Is Loose) (CD-Review)
Meat Loaf - Hang Cool Teddy Bear (CD-Review)
Meat Loaf - Welcome to the Neighbourhood - Collectors Edition (2 CD + DVD) (CD-Review)
Meat Loaf - Braver Than We Are (CD-Review)

Meat Loaf - Live at Rockpalast (DVD-Review)

Meat Loaf - Dortmund, Westfalenhalle 1 (Live-Review)

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